Schützenfestsaison im Kreis Höxter - ein nicht ganz ernst gemeinter Rückblick

Kreis Höxter. Das Schützenfestalphabet des Kreises Höxter beginnt mit E wie Erkeln und endet mit D wie Dalhausen. Dazwischen tummeln sich die Hochfeste der Vereine, Gilden und Bruderschaften der zehn Städte und ihrer Ortschaften. Mit dem Dalhäuser Schützenfest an diesem Wochenende endet also die Schützenfestsaison. Während die einen dort vielleicht mit etwas Wehmut und Bier anstoßen werden, lassen nun diejenigen die Sektkorken knallen, die die vergangenen dreieinhalb Monate hauptsächlich in Unverständnis verbracht haben. Doch, liebe Schützenfestgegner, noch haben Sie es nicht geschafft. Denn weil zwischen E und D nicht nur ein ganzes rückwärts aufgesagtes Alphabet, sondern auch zahlreiche Schmonzetten, Aufreger, Ideen, Kritik und Liebe liegen, ist es nun Zeit für einen nicht immer bierernst gemeinten Schützenfestrückblick. Und der startet, dort, wo alle guten Geschichten beginnen: im Nieheimer Bauausschuss. Ludwig Berka, Ehrenoffizier der St.-Johannes-Schützenbruderschaft, hatte, als es um die Sanierung des Feuerwehrhauses ging, beizusteuern, dass er sich beim Sanitärbereich ein bisschen mehr Geschlechtertrennung wünsche. Konkret ging ihm ein gemeinsamer Flur gegen den Strich, von dem die Toiletten für Männlein und Weiblein abgehen sollten. Denn immerhin würden die von 400 bis 500 Menschen beim Schützenfest benutzt. &bdquo;Wenn die sich alle durch eine Tür quetschen müssen, weiß ich nicht, ob das für die Frau, die im Flur auf fünf besoffene Schützen trifft, immer gut ausgeht.“ Wasser auf die Mühlen derer, die hinter &bdquo;Glaube, Sitte, Heimat“ drei verschiedene Marken Hopfenbräu vermuten. Die Saison hat immer noch nicht begonnen, da machen die Schützen in Amelunxen ein Fass auf. Sie sagen ihr für Fronleichnam geplantes Fest ab, obwohl sie im verflixten siebten Jahr seit ihrem letzten Fest anno 2016 sind (Corona, Sie erinnern sich). &bdquo;Wir haben keinen Festwirt gefunden“, erklärte Andreas Disse aus dem neu gewählten Schützenvorstand der &bdquo;NW“ Anfang Mai. In der Kürze der Zeit alles selbst auf die Beine zu stellen, trauten sich die Amelunxer verständlicherweise nicht zu. Anders als beispielsweise die Sandebecker. &bdquo;Mit den Festwirten, das ist ein absolutes Chaos“, bestätigte Sandebecks Bezirksausschussvorsitzender Matthias Otto der &bdquo;NW“ im Nachgang: &bdquo;Aber wir haben es geschafft, in Eigenregie, es hat geklappt, die Gläser waren voll und am Ende alles aufgeräumt.“ Ein Modell, das Nachahmer finden könnte. Nein, finden muss. Denn in den meisten Brieftaschen sitzt das Geld nicht mehr so locker. Coronagebeutelte Festwirte und Schausteller ziehen mit ihren Zelten und Karussells dahin, wo am meisten gezahlt wird. Ein harter Wettbewerb und Absagen in letzter Minute sind die Folge, wie ein Festwirt der &bdquo;NW“ unter der Hand erzählte. Im schlimmsten Fall steht ein Dorf dann wenige Tage vor dem großen Fest ohne alles da. Wie in Dringenberg, wo die Kinder kein Karussell hatten und die Großen keinen Autoscooter hatten. Schützen um jede Menge Bier erleichtert In einem solchen Fall hilft es auch nicht, dass immerhin der Bierpreis im Kreis Höxter über die Saison mit 2 Euro oder knapp darunter moderat blieb. Manch einem war das aber wohl doch zu viel. Jedenfalls erleichterten Unbekannte die Willebadessener Schützen Ende Juni um zwei 50-Liter-Fässer und 24 Kisten Veltins. Jetzt aber zur Sache. Das erste Königspaar der Saison heißt Rudolf und Christine Berghahne und regiert Erkeln. Ein stimmungsvoller und gemütlicher Start in die Schützenfestsaison. Und dann von 0 auf 100 steht schon Pfingsten vor der Tür. An dieser Stelle ist wohl ein kleiner Exkurs in die &bdquo;NW“-Redaktion angebracht. Der Pfingstwochenenddienst wird nämlich jedes Jahr bei den Internationalen &bdquo;NW“-Höxter-Meisterschaften im Speed-Tetris vergeben. Wer die immer schneller fallenden Blöcke am schnellsten und effizientesten stapelt, der darf ran an das Wochenende der Wochenenden. Denn nichts anderes ist die Aufgabe. Die zwölf bis 13 Schützenfeste auf sechs Seiten puzzeln, vor lauter Schützengrün den Überblick nicht verlieren und auch noch für Abwechslung bei Überschriften und Texten sorgen. . . Sie danken es unserem Champion mit extrem hohen Lese- und Einschaltzeiten. Oder mit Mails, die die signifikante Häufung an Brauchtumsfeierlichkeiten in den Montagsausgaben beklagen. Ob die Absender nicht die größten Fans des Schützenwesens sind oder ob sie es schade finden, dass so viele parallele Feste das gegenseitige Besuchen erschweren, wagt die &bdquo;NW“ hier nicht zu interpretieren. Es wird jedenfalls gemunkelt, dass mancher Ort, der gleichzeitig mit Vinsebeck feiert, mit dem Bruchteil eines Tränchens im Auge feiert. Die Vinsebecker Schützenpartys haben schließlich immer noch Legendenstatus. Viele junge Königspaare begeistern im Kreis Höxter &bdquo;Steinheims Altschützen kneifen“, titelte die &bdquo;NW“ dann am 5. Juni. Denn von 24 Königsanwerbern im Stechen wollte einfach keiner den sicheren Schuss wagen. &bdquo;Wir werden nicht in Trübsal verfallen, sondern trotzdem ein rauschendes Fest feiern“, kündigte Oberst Andreas Rohde damals an. Das gelang auch, weil ein Junger sich ein Herz nahm. Jungschützenkönig Daniel Eidel (24) und seine Königin Lea Koch (19) sorgten für royalen Glamour. Überhaupt bekamen die Menschen im Kreis Höxter in den vergangenen Wochen und Monaten unglaublich viele junge Königspaare zu sehen. Da sage noch mal einer, den Grünröcken fehle der Nachwuchs. Apropos Blaublüter. Zu einem gelungenen Schützenfest gehört sicher mehr als ein König, ohne König zu feiern kam für die Schmechtener Schützen nicht in die Tüte. Regent Jens Fechner musste gesundheitsbedingt passen, &bdquo;schweren Herzens“ verschob die Bruderschaft deshalb ihr Fest auf 2024. Auch in Godelheim fiel der männliche Part der Majestäten – König Yannik Bodemann – wegen eines Krankheitsfalls in der Familie aus. Seine Königin Johanna Dohmann wuppte das Fest mit Unterstützung durch den Hofstaat allein. Und, ist die Welt untergegangen? Ja. Was allerdings am Wetter, nicht an der hohen Dame lag. Starkregen beendete den Umzug nach gerade einmal 150 Metern. In Kollerbeck war’s umgekehrt. Christoph Struk musste bei der großen Parade auf seine Frau und Königin Sylvia verzichten. Auch wenn es nur ein kleiner Trost sein mag, so hat die Regentin ein paar Wochen später beim Fest in Papenhöfen wenigstens ihr tolles Kleid präsentieren dürfen. Eine Königin für 2024 steht schon Denn, mal ehrlich, ohne die schicken Kleider der Damen wäre so ein Umzug schon ganz schön grün – bei manchen auch schwarz. Möglicherweise dachten sich die Brakeler Schützen auch so etwas. Jedenfalls durfte dieses Jahr zum ersten Mal eine Königin teilnehmen. Katharina Michels war zwar im Vorjahr bereits an der Seite ihres Mannes und Königs Pascal dabei, aber Königin durfte sie da noch nicht heißen. Eine ganz hochprozentige Königin ist dagegen Martina Mareck. Zum dritten Mal führte sie an der Seite eines Regenten das Schützenvolk in Reelsen an. Dass es 2024 im Kreis Höxter auch mit viel Frauenpower bei den Schützenfesten weitergeht, ist wohl gesichert. In Kollerbeck regiert dann nämlich erstmals eine Frau. &bdquo;Maria Büker setzte sich im Königsschießen gegen alle Konkurrentinnen und Konkurrenten durch und erzielte die höchste Punktzahl“, teilte der Heimatschutzverein mit. Herzlichen Glückwunsch. Und ein Thema gibt’s da noch. Die allermeisten Schützenfeste werden von Samstag bis Montag gefeiert. Der Weserort Herstelle hat sich nun entschieden, mit dieser Tradition zu brechen. Sie starteten ihr Fest Anfang Juli am Freitag, der große Festumzug wurde auf den Samstag verlegt und Sonntag sollte dann alles ausklingen. Eine sehr arbeitnehmerfreundliche Lösung. Schließlich müssten sich Schützen, Musiker und Gäste ansonsten Urlaub nehmen.

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