"Jetzt erst recht": Wenn Schützen im Kreis Höxter keinen König finden

Kreis Höxter. Das Festzelt ist ein Reich, das einen König braucht. Und ein König der Schützen braucht ein Fest. Braucht ein Schützenfest also auch einen König? Mit dieser Frage sehen sich derzeit auch viele Schützen im Kreis Höxter konfrontiert. Und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass diese Fragen künftig häufiger gestellt werden müssen. Wie gehen die Schützen damit um? "Aus welchen Gründen auch immer haben wir dieses Jahr keinen Altkönig", sagt Andreas Rohde, Kommandeur des Bürgerschützenvereins Steinheim. Über die Gründe kann er nur mutmaßen. Wie berichtet, konnte beim Königsschießen in Steinheim in diesem Jahr kein König ermittelt werden. Immerhin fand sich eine Majestät für das Amt des Jungschützenkönigs - Daniel Eidel wird von Lea Kochein begleitet den Umzug anführen. Aber was hat die Altschützen davon abgehalten, beim Königsschießen den entscheidenden Treffer zu landen? Da kann auch Rohde nur mutmaßen. "Viele sagen, dass sie das auch mal machen wollen - aber nicht jetzt", sagt Rohde. "Und wenn das alle sagen, dann haben wir schließlich keinen König." "Jetzt ist es eben so, nächstes Jahr wird es besser", hofft der Kommandeur. Dass es indes nur am Geld liegt, das ein König aufbringen muss, kann er sich nicht vorstellen. "Da kursieren aber auch Zahlen, die sind jenseits von gut und böse", weiß Rohde. Von 20.000 bis 25.000 Euro sei unter manchen Schützen die Rede, "das ist totaler Quatsch". Der Verein habe zudem bereits Schritte unternommen, um Kosten zu reduzieren, etwa dadurch, dass die Marschstrecke nicht mehr am Haus der Majestäten vorbeiziehe und somit auf das Reichen von Erfrischungen am Haus des Königs verzichtet werde. Geht es nur um Geld? Würden die persönlichen Ansprüche an Kleider und Ausstattung im Rahmen gehalten, komme ein Königspaar mit 5.000 Euro aus. Dass es allein am Geld liegt, glaubt Rohde, der vor 19 Jahren selbst die Königswürde innehatte, einfach nicht. "Auch bei mir war das Geld knapp damals - ich war aber im genannten Rahmen hingekommen." Nachträglich jedenfalls, ist er überzeugt, wolle niemand, der einmal König gewesen ist, darauf verzichten, immer, wenn er mit Majestäten spreche, sagten die, es sei einer der schönsten Tage ihre Lebens gewesen: "Viele haben Tränen in den Augen, wenn ihre Regentschaft endet." Gefeiert werden soll an diesem Wochenende in Steinheim auch ohne König - ausgelassen und freudig von Samstag bis Montag in der Stadthalle. Rohde: "Viele sagen: jetzt erst recht." Für den Verein in Steinheim ist es das erste Mal in seiner 133-jährigen Geschichte, das kein Altkönig das Schützenvolk anführt. Im Hochstift hat es so etwas aber schon häufig gegeben, zuletzt etwa in Salzkotten-Upsprunge, wo 2022 ebenfalls ohne König gefeiert worden war. Und davor gab es, wegen Corona, keine Feste. Jetzt, wo die endlich wieder möglich sind, lassen sich die Schützen in Steinheim das Feiern nicht nehmen, auch ohne König. Feiern auch ohne König? Ein ähnliches Problem gibt es auch in Vinsebeck. Dass es dort nicht geklappt hat beim Königsschießen der St.-Johannes-Schützen hat sich mittlerweile über die Grenzen Steinheims herumgesprochen. Es ist also noch ein Thema, obwohl es schon häufig passiert ist. Dass in Vinsebeck keiner nach vorn getreten ist, bedeutet aber noch nicht, dass dort künftig ohne König gefeiert wird, betont Stefan Rüther. Er ist Bezirksbundesmeister im Verband Höxter, dem Verband, in dem auch die Vinsebecker organisiert sind - Steinheim gehört dem Verband indes nicht an. Mit Blick auf die Vinsebecker sagt er: "Bei einem Verein dieser Größenordnung gehe ich davon aus, dass sie das hingekommen werden", immerhin hätten sie bis zum Fest noch ein Jahr Zeit, einen König zu finden. Allein stehen die Steinheimer und die Vinsebecker keineswegs: 2011 stand Vörden ohne König da, ebenso wie Lütmarsen im gleichen Jahr, 2017 hatte es Löwendorf getroffen, oder, besser gesagt, hatte in Löwendorf niemand getroffen. Rüther betont deshalb auch, dass das Thema keineswegs neu sei: "Dieses Jahr hat es diesen Verein getroffen." Immer wieder habe es Orte gegeben, in denen sich niemand gefunden habe, der es macht. "Bedingt durch den demografischen Wandel wird es künftig noch schwieriger werden, einen König zu finden", sagt er. Das Fest ohne König zu feiern,hält er mit Blick auf die Tradition aber nicht für eine gute Idee: Ein Verein, der sich einmal daran gewöhnt habe, dass auch ohne König gefeiert werden kann, der könnte womöglich auch vergessen, dass ein König dazugehört, lautet eine Befürchtung. Stattdessen könnte er sich vorstellen, in Zukunft Feste auch mal ausfallen zu lassen, wenn niemand bereit ist, sich die Königskette umzuhängen. Das haben Löwendorf und Vörden seinerzeit gemacht. Das Schützenfest nur noch alle vier Jahre? "Es gab schon Vereine, die haben pausiert. Danach gab es im nächsten Jahr mehrere, die bereit waren, König zu werden. Manchmal braucht es eine Erleuchtung." Generell rät er allen Verein im Bezirksverband Höxter, die Hürden für das Aufsetzen der Königskette so gering wie möglich zu halten - auch in finanzieller Hinsicht. Kleinere Orte könnten langfristig etwa dazu übergehen, das Schützenfest nur noch alle zwei oder vier Jahre zu feiern. Auch das gibt es bereits im Kreis Höxter: Jakobsberg etwa feiert alle fünf Jahre Schützenfest, Albaxen alle zwei Jahre, um nur zwei Beispiele zu nennen. Rohde: "Da muss man dann ran und sich Gedanken machen."

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