Kinder sind Täter und Opfer zugleich - Höxteraner Expertin über Risiken im Internet

Kreis Höxter. Annemarie Berghoff ist die neue Beauftragte für Kriminalprävention bei der Kreispolizeibehörde Höxter. Die 28-Jährige kümmert sich seit Anfang des Jahres um die Themen Gewalt- und Suchtprävention aber auch um die Aufklärung von Gefahren, die in der Medienwelt lauern. Dafür ist die gelernte Sozialarbeiterin vor allem in Schulen unterwegs. Ihr Kalender ist jetzt schon gut gefüllt. &bdquo;Der Bedarf ist enorm“, sagt sie. Denn die Gefahren für Kinder und Jugendliche besonders im Internet wachsen. Aufklären, aufklären, aufklären, &bdquo;in der Kita eigentlich schon“, sagt Annemarie Berghoff. Mit dreieinhalb Jahren könnten die Kinder noch nicht richtig sprechen, aber schon Tiktok-Tänze nachahmen. Das sei auch eine Folge der Pandemie. &bdquo;Wie eine Welle ist es durch die Bevölkerung geschwappt“, so die 28-Jährige. Für kleinere Kinder waren ein Handy oder das Tablet ein &bdquo;günstiger Babysitter“ für die Eltern, für die Jugendlichen ein Ventil für Frustration. &bdquo;Sie finden in Medien ihren Ausgleich.“ Umso wichtiger sei es, alle ins Boot zu holen und Aufklärung zu betreiben. &bdquo;Ich brenne total dafür, es macht mir super viel Spaß“, sagt Berghoff, die im Kreis Gütersloh geboren und aufgewachsen ist. &bdquo;Doch sobald ein Foto geschickt wird, ist es schon zu spät“ Früher habe sie an einer Schule gearbeitet, heute komme sie im Namen der Polizei. &bdquo;Da reagieren die Kinder noch mal anders“, berichtet sie. &bdquo;Die hat mich gestern beleidigt, wird sie jetzt verhaftet?“ – ist dann eine der Fragen, die die Schüler stellen. Theoretisch ist eine Beleidigung eine Straftat, in diesen Fällen sei es wichtig, ernst zu bleiben, um den Schülern die Bedeutung von Straftaten deutlich zu machen. Denn ein großes Problem sei, dass vielen Schülern nicht bewusst ist, dass sie sich strafbar machen könnten. &bdquo;Wenn etwa kinderpornografische Bilder in einer WhatsApp-Gruppe verschickt werden, reicht es schon, in dieser Gruppe zu sein“, erklärt sie. Auch Urheberrechtsverletzungen und das Recht am eigenen Bild sei vielen nicht klar. &bdquo;Die meisten sind erstaunt, wenn ich ihnen sage, dass sie ein Foto mit der Freundin nicht einfach ohne ihre Erlaubnis versenden dürfen“, berichtet die Sozialarbeiterin. Größte Gefahr: Cybermobbing und Cybergrooming Jugendliche können so nicht nur leicht zum Täter, sondern auch zum Opfer werden. Die größte Gefahr lauert im Cybermobbing und Cybergrooming. Beim Cybergrooming werden die Opfer gezielt über das Internet manipuliert, um sexuell motivierte Übergriffe zu begehen. &bdquo;Das Kind weiß doch nicht, dass nicht ein anderes Kind, sondern ein erwachsener Mann ihm die Nachrichten schickt“, so Berghoff. Und sie weiß auch, dass die Täter systematisch langsam vorgehen, um das Vertrauen der Kinder zu gewinnen. &bdquo;Doch sobald ein Foto geschickt wird, ist es schon zu spät.“ Lesen Sie auch >>> Was Eltern für und mit ihren Kindern für mehr Sicherheit im Internet tun können Oft sei dann das Problem, dass die Opfer nicht den Mut haben, es ihren Eltern zu sagen, wodurch die Dunkelziffer hoch sei. Manche schweigen allein aus dem Grund, dass sie gar nicht die Erlaubnis hatten, ins Internet zu gehen. &bdquo;Medien im Elternhaus haben ein enormes Konfliktpotenzial.“ Dabei sei es wichtig, den Kindern mit auf den Weg zu geben, dass sie nicht schuld an der Situation sind. Tiktok-Trends Thema an Schulen Außerdem beschäftigen Tiktok-Trends die Schulen. Bei dem einen wird anderen absichtlich ein Bein gestellt, beim anderen auf die Hand geschlagen – und dabei wird alles gefilmt und ins Internet gestellt. &bdquo;Das kann gefährlich sein“, versucht Berghoff den Schülern mit auf den Weg zu geben. Im Kreis Höxter gebe es zwar nur vereinzelt Fälle, hier gebe es noch viele &bdquo;behütete Elternhäuser“, weiß Berghoff, die vorher im Raum Köln/Bonn gearbeitet hat und jetzt in ihre Heimat Ostwestfalen zurückgekehrt ist. Aber auch an den einzelnen Schulen merke sie Unterschiede. &bdquo;Es steht und fällt auch viel mit dem Lehrkräften. Auch dort ist ein gesundes Vertrauensverhältnis wichtig.“ Nicht nur die Gefahren im Internet, auch die Aufklärung über Drogen und Alkohol gehört zu Berghoffs neuem Arbeitsalltag. &bdquo;Es macht viel Spaß, sich zu engagieren“, sagt sie. Es sei genau der Job, den sie machen wolle, sagt die 28-Jährige. Mit Albert Ecke (Einbruchsschutz) und Judith Fabeck (Opferschutz) komplettiert sie das Team der Kriminalprävention der Polizei im Kreis Höxter.

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