Hitze und Trockenheit: Blaualgen im Godelheimer See

Kreis Höxter/Godelheim. Der Regen der vergangenen Tage war kaum mehr als der Tropfen auf den sprichwörtlichen heißen Stein. Dementsprechend niedrig sind die Pegelstände von Weser, Nethe und Co. Das betrifft uns Menschen, wenn beispielsweise die Weserfähre nicht mehr übersetzen kann. Der Weserpegel betrug am Dienstagnachmittag in Höxter nur 65 Zentimeter – nur knapp über dem bisher bekannten Allzeittief. Noch mehr allerdings sind Tiere und Pflanzen betroffen. Während die Fauna leidet, breitet sich die Flora – zumindest in Teilen – fröhlich aus. Doch das führt unter Umständen zu Folgeproblemen. &bdquo;Dadurch dass der Wasserstand niedrig ist, erwärmen sich die Gewässer“, erklärt Frank Grawe, Leiter der Biologischen Station im Kreis Höxter. Die Flüsse und Seen in der Region gehören eigentlich zu den kühleren, erläutert der Fachmann. &bdquo;Wenig mehr als 20 Grad.“ Eine etwas höhere Temperatur schadet den Fischen in der Weser beispielsweise nicht. &bdquo;Barsche, Hechte und Zander kommen durchaus mit höheren Temperaturen klar.“ Das Problem ist viel mehr, dass ab einer gewissen Temperatur kein Sauerstoff mehr im Wasser gelöst werden kann. Die Fische können dann nicht atmen. &bdquo;Und sie können nicht nach Gusto weg.“ Was den Tieren schadet, schert die Pflanzen nicht. Sie sind nicht auf Sauerstoff angewiesen. Und: &bdquo;Pflanzen profitieren, wenn es warm ist.“ Das ist erst einmal nicht problematisch. Wasserpflanzen gehören zu den Habitaten hier vor Ort. Der flutende Hahnenfuß zum Beispiel. Bei anderen Arten, etwa der Wasserpest, kann das starke Wachstum aber problematisch werden. &bdquo;Die Wasserpest kann richtig dichte Bestände bilden, die hier nicht hingehören und andere Pflanzen überwuchern“, sagt Grawe. Außerdem könnten so auch wichtige Sand- und Kiesflächen überwachsen werden, die für einige Fischarten etwa zum Laichen notwendig sind. Dass die Wasserpest im Kreis Höxter bereits zum Problem geworden ist, wüsste Grawe nicht. Anders als Algen. Auch Pflanzen, wenn auch niedrigere. Bei einer sogenannten Algenblüte können sie sich rasant vermehren und besonders kleine Gewässer kippen lassen. Denn viele der winzig kleinen Pflanzen sterben auch ab, die daraus resultierenden Verrottungsprozesse entziehen dem Wasser weiter Sauerstoff. Stadt Höxter warnt vor Blaualgen im Godelheimer Freizeitsee &bdquo;Aufgrund einer leicht erhöhten Algenaktivität kann es zur Zeit im See der Freizeitanlage Godelheim in manchen Uferabschnitten des Strandbereiches zu Konzentrationen der Algen kommen“, schreibt die Stadt Höxter in einer Pressemitteilung. Ein direkter Kontakt mit den grünen Algen sollte vermieden werden, heißt es weiter. In Absprache mit dem Gesundheitsamt des Kreises Höxter empfehle die Stadt Höxter daher allen Badegästen, &bdquo;das Verschlucken des Wassers zu vermeiden“, nach dem Bad im See zu duschen sowie die Badebekleidung zu wechseln. Bei Hitze können sich auch Blaualgen in einem ungewünschten Ausmaß vermehren. Blaualgen, trotz des Namens eigentlich Bakterien und keine Pflanzen, kommen natürlicherweise im Gewässer vor. Die meisten Arten sind für den Menschen auch harmlos, wie die Stadt schreibt, einige können jedoch Giftstoffe bilden und Einfluss auf die Gesundheit haben. So könnten etwa allergische Reaktionen und Hautreizungen sowie bei Verschlucken Übelkeit, Durchfall und Erbrechen ausgelöst werden. &bdquo;Besonders Kleinkinder und empfindliche Menschen sollten den Kontakt mit den Blaualgen daher vermeiden.“ Badegästen werde empfohlen, den Strandbereich vor dem Baden aufmerksam zu beobachten. Blaualgen-Ansammlungen können in kurzer Zeit von Wellen- und Windbewegungen verteilt und auch wieder aufgelöst werden. &bdquo;Die Stadt Höxter wird die Entwicklung im Freizeitsee gemeinsam mit dem Gesundheitsamt des Kreises Höxter kontinuierlich beobachten und bei Bedarf weitere Untersuchungen veranlassen.“ Wie kann man den Fischen helfen? Wenn der Wasserstand sinkt, die Temperatur steigt und kaum noch Sauerstoff im Wasser gelöst ist, kann man eigentlich nichts tun, sagt Frank Grawe. Die Fische könnten nicht einfach in tiefere Gewässer umgesetzt werden. Aber auf lange Sicht gibt es Möglichkeiten, wie geholfen werden kann. &bdquo;Uferbepflanzung ist ein natürlicher Sonnenschirm“, erklärt Grawe. Der Schatten, den Bäume und Sträucher auf die Wasseroberfläche werfen, könne schon dafür sorgen, dass deutlich weniger Wasser verdunstet. Weil die meisten Gewässer im Kreis Höxter geschützt sind, findet sich dort eine natürliche Uferbepflanzung, die diese Aufgabe übernimmt. Anders: die Weser. Aufgrund der Treidelwirtschaft sind ihre Ufer seit Jahrhunderten nicht mehr bewachsen. Mit Blick auf den Klimawandel wird sich das Problem jedoch verschärfen. Bachforellen beispielsweise könnten sich an die Oberläufe von Bächen zurückziehen, weil dort das Wasser noch kühler ist als im späteren Bachverlauf, prognostiziert Grawe.

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