Höxteraner Kandidaten zum Rennen ums Kanzleramt: "Wir müssen jetzt kämpfen"

Kreis Höxter. Es wird spannend im Rennen um die Kanzlerschaft: Die SPD mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz ist in einigen Umfragen schon an Armin Laschets CDU vorbeigezogen – in anderen Erhebungen sind beide Parteien gleichauf. Die Grünen indes haben ihren vormaligen Vorsprung vorerst verloren – und landen an dritter Stelle in der Wählergunst. Wird sich dieser Trend bis zur Wahl noch drehen lassen – und was bedeutet er für den Kreis Höxter? Wir haben mit den Direktkandidaten der drei Parteien mit Ambitionen auf das Kanzleramt darüber gesprochen, wie sie ihre und die Chancen ihrer Kanzlerkandidaten und Kanzlerkandidatin einschätzen. Christian Haase sitzt für den Kreis Höxter im Bundestag. Der CDU-Mann glaubt nicht, dass die Wahl schon entschieden ist – und zählt auf eine neue Angriffslust bei Armin Laschet. &bdquo;Natürlich ist der Trend gerade gegen die Union. Aber wir hatten in diesem Jahr schon viel Bewegung in den Umfragen, auch durch die mediale Berichterstattung", sagt der Direktkandidat der Union für den Kreis. &bdquo;Wir müssen jetzt kämpfen, um diesen Trend umzukehren." Er sei zuversichtlich, dass das gelingt: &bdquo;In vier Wochen kann noch viel passieren." Knapp vier Wochen vor der Wahl die Spitzenposition bei den Umfragen zu erreichen, ist in den Augen von Ulrich Kros, der für die SPD antritt, keinesfalls zu früh – sondern gerade richtig. &bdquo;Schwung kann nie zu früh kommen. Olaf Scholz und sein Team – damit meine ich auch uns hier vor Ort – werden die Hände jetzt nicht in den Schoß legen, sondern, von diesem Schwung getragen, weiter Gas geben und mit den besseren Argumenten überzeugen", meint er. Umfragen eng beeinander Bei den Grünen stellt Kandidat Nik Riesmeier heraus, dass in den Umfragen alle drei Parteien &bdquo;eng beieinander" stehen. Seine Prognose: &bdquo;Das Rennen wird bis zum Wahlabend komplett offen sein. &bdquo;Für uns Grüne ist klar, dass nach 16 Jahren Angela Merkel und Stillstand unter der GroKo eine andere Richtung in der Politik kommen muss." Deshalb kämpfe er, um mit &bdquo;Annalena als Kanzlerin unser Land zu erneuern". Haase indes gibt sich überzeugt, dass Laschet den Trend noch umkehren kann: &bdquo;Armin Laschet hat bereits mehrfach bewiesen, dass er bei Gegenwind zur Höchstform aufläuft, etwa bei der siegreichen Landtagswahl 2017 oder im Rennen um den CDU-Vorsitz und die Kanzlerkandidatur." Auch könne er das Wahlprogramm überzeugend vertreten. &bdquo;Das ist bei Olaf Scholz nicht der Fall." Scholz gebe den Politiker der Mitte, das Programm der SPD trage aber die linke Handschrift von Saskia Esken und Kevin Kühnert – und hat damit in den Augen von Haase einen Linksdrall. In irgendeine Richtung mag Kros seine Partei nicht gedrängt wissen – und auch bei den Bedingungen für eine Koalition findet er, dass Olaf Scholz da eine klare Ansage gemacht hat: &bdquo;Insbesondere das Bekenntnis der Linken zur NATO und zur Stärkung der Europapolitik erklärt Olaf Scholz für unabdingbar", sagt er mit Blick auf die Koalitionsaussagen des SPD-Kanzlerkandidaten. &bdquo;Unser Ziel ist die Stärkung der SPD, so dass Koalitionen mit den Parteien gebildet werden können, mit denen es für die Zukunft unseres Landes die größten Schnittmengen gibt", sagt er. Kandidatenwechsel als Bankrotterklärung Haase stellt noch einmal klar, dass ein Wechsel des Kandidaten in der heißen Phase für ihn nicht ansatzweise infrage kommen: &bdquo;Das wäre eine Bankrotterklärung. Wir müssen jetzt stärker mit unseren Themen durchdringen." Bisher sei dieser Wahlkampf viel zu stark auf einzelne Personen ausgerichtet und &bdquo;ihre kleinen und größeren Verfehlungen". Für die Wahlentscheidung &bdquo;ist aber nicht nur der Kanzlerkandidat, sondern auch das Wahlprogramm entscheidend", meint Haase. Dabei setzt er auch darauf, dass Laschet noch intensiver in den Angriffsmodus schaltet. Bereits die Offensive während des ersten Triells sieht er als Erfolg. &bdquo;Scholz wurde nur in einer Blitz-Umfrage direkt nach dem Duell als Sieger gewertet. In den Medien sehe ich ein geteiltes Meinungsbild. Viele Kommentatoren haben den angriffslustigen Auftritt von Laschet positiv gewertet", meint er. Dass umgekehrt Scholz nun zum Angriff übergeht, hält Kros für gar keine gute Idee: &bdquo;Nein! Er war entschieden und klar! Die Wählerschaft will keine sich streitenden Kampfhähne sehen, sondern sie will klare, verständliche Aussagen." Olaf Scholz zeige &bdquo;doch ganz deutlich", dass er &bdquo;jetzt schon Kanzler kann und das nicht erst noch lernen muss", sagt Kros, während Haase nun auf eine Themen-Offensive seines Kanzlerkandidaten hofft: &bdquo;Wir müssen unsere Themen wie Unterstützung von Familien, innere und äußere Sicherheit sowie die Transformation der Wirtschaft offensiv auf die Agenda setzen. Armin Laschet wird für diese Themen in den nächsten Tagen ein Team von Expertinnen und Experten präsentieren." Klimakrise ist Wahlentscheidend Riesmeier mag indes nicht an den Gestaltungswillen von Union und SPD glauben: &bdquo;Nach 16 Jahren Union und acht Jahren GroKo mit der SPD sehen wir eine Regierung, die am Ende ist: Klimakrise, Maskendeals, Wirecard-Finanzskandal und jetzt das Versagen in Afghanistan. Wenn Union und SPD wirklich Interesse an einem Richtungswechsel haben, hätten sie diesen längst machen können." In den Augen des Grünen-Bundestagskandidaten sind die Klimakrise, ihre Folgen und die nötigen Anpassungen für viele Wähler gerade besonders wichtig.

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