Ruhestörungen im Kreis Höxter: Mächtig Lärm im Corona-Jahr

Kreis Höxter. Nachtschwärmer hatten es in den vergangenen anderthalb Jahren nicht leicht. Sämtliche Großveranstaltungen wurden abgesagt, Kontaktbeschränkungen verhinderten viele private Feierlichkeiten. Wen würde es da wundern, wenn auch die Polizei zu deutlich weniger Einsätzen im Namen der Nachtruhe ausrücken musste? Aber: weit gefehlt. 2019 sind in der Polizeistatistik kreisweit 816 Ruhestörungen vermerkt, im Corona-Jahr 2020 sind es 960 und zum Stichtag 30. Juni 2021 immerhin bereits 343. Was ist da im Kreis Höxter los? &bdquo;Als Einsatz definieren wir: Jemand beschwert sich und wir fahren hin", erklärt Polizeisprecher Jörg Niggemann im Gespräch mit nw.de. Da ist dann noch lange nicht gesagt, dass wirklich eine Ruhestörung vorliegt. Und wenn doch, dann stoßen die Beamten laut Niggemann meist auf Verständnis bei den Unruhestiftern. &bdquo;Die Konsequenz wäre andernfalls eine Ordnungswidrigkeitenanzeige, zum Beispiel, wenn sich jemand vehement weigert, die Musik leiser zu machen." Davon gab es in den vergangenen Jahren 22 beziehungsweise 21 Menschen. Im ersten Halbjahr 2021 hat die Polizei vier auf der Liste. In Höxter beispielsweise drohen Uneinsichtigen Bußgelder zwischen 5 und 5.000 Euro. Eine Verwarnung kann bis zu 55 Euro kosten. Im Zweifel sackt die Polizei die Boxen ein Im Zweifel könnten die Polizeibeamten zudem den Quell des Übels konfiszieren. Also: &bdquo;Bei lauter Musik in der Nacht, die nicht durch den Verursacher abgestellt wird, werden gegebenenfalls auch Boxen durch die Polizei sichergestellt", sagt Hubertus Albers, Erster Hauptkommissar und Leiter der Wache in Höxter. Grundsätzlich ginge die Polizei aber bei Ruhestörungen &bdquo;mit einem hohen Maß an Fingerspitzengefühl" vor, wie Jörg Niggemann betont. Denn: Was ist wirklich zu laut? &bdquo;Das kann in einem Mehrfamilienhaus schon ein zu laut gestellter Fernseher sein." Das Landes- beziehungsweise Bundesimmissionsschutzgesetz regelt unter anderem auch, welchem Lärm und welchem Lärmpegel Menschen zu welcher Zeit ausgesetzt werden dürfen. Prominentestes Beispiel: Ab 22 Uhr ist Nachtruhe. Strikte Regeln für Laubbläser Da dürfen Musik und Co. dann nicht lauter sein als &bdquo;Umweltgeräusche" wie Verkehrsrauschen. Die Ruhezeit endet offiziell um 6 Uhr in der Früh. Bei Stadt- oder großen Schützenfesten können die Kommunen Ausnahmeregeln aufstellen. Dann kann die Nachtruhe auch mal erst zum Morgengrauen beginnen. Doch auch tagsüber können laute Geräusche Menschen sehr belasten. &bdquo;Besondere Regelungen für den Betrieb von Geräten und Maschinen ergeben sich aus der Maschinenlärmschutzverordnung. Hiernach dürfen bestimmte Geräte und Maschinen insbesondere in Wohngebieten nur werktags in der Zeit von 7 bis 20 Uhr betrieben werden, hierzu gehören zum Beispiel die Rasenmäher", teilt beispielsweise die Stadt Höxter mit. Für Rasentrimmer und Laubbläser gelten weitergehende Beschränkungen, diese dürfen in der Zeit von 7 bis 9 Uhr, von 13 bis 15 Uhr und ab 17 Uhr nicht mehr betrieben werden, heißt es weiter. Zuständig für Ruhestörungen sind eigentlich die Ordnungsämter. &bdquo;In Warburg läuft das Gott sei Dank ganz gut", sagt Wolfgang Voss von der hansestädtischen Ordnungsbehörde. &bdquo;Es ist Ewigkeiten her, dass wir tagsüber mal einen Einsatz hatten." Auch beispielsweise beim großen Volksfest, der Warburger Oktoberwoche, werde darauf geachtet, dass die Anwohner schlafen können. &bdquo;Die Musikanlage ist da so geschaltet, dass sie um 22 Uhr runterdreht." Wann aus Lärm Körperverletzung wird Inge Ortjohann vom Ordnungsamt in Höxter rät im Sinne des Miteinanders im ländlichen Raum: &bdquo;Ehe der Weg zur Behörde beschritten wird, empfiehlt sich ein persönliches Gespräch mit den Verursachern." In Brakel gebe es &bdquo;immer mal wieder" gemeldete Ruhestörungen, erklärt Stadtsprecherin Carla Drewes auf Anfrage: &bdquo;insbesondere im Sommer". Denn warme Sommernächte laden zum Zusammensein und Feiern ein. Das stellt auch die Polizei fest, die besonders in den Abend- und Nachtstunden Amtshilfe leistet, weil die Ordnungsämter im Kreis Höxter nicht über Präsenzstreifen verfügen. &bdquo;Juni, Juli, August, das sind die Monate mit den meisten Einsätzen", berichtet Polizeisprecher Jörg Niggemann. Besonders heraus sticht der August 2020 mit 214 Meldungen. Trotz Corona? &bdquo;Wenn man zurückdenkt, war das die ’Corona-Pause’ vor der Welle im Herbst." Das kurze Aufatmen nutzten offenbar viele, um privat zu feiern. In ganz, ganz seltenen Fällen können Ruhestörungen auch eine Straftat nämlich Körperverletzung sein. &bdquo;Diese Fälle verlangen in aller Regel einen beeinträchtigenden Geräuschpegel über eine längere Zeit", erklärt Hubertus Albers., Leiter der Höxteraner Wache. &bdquo;Der ruhestörende Lärm verursacht dann möglicherweise eine psychische Krankheit."

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