Höxter

Werbespot: Wenn der Großvater zu Weihnachten alleine bleibt

Die Edeka-Werbung "Heimkommen" sorgt für Diskussionen. Wie reagieren die Menschen im Kreis Höxter auf das Video?

Einsam: Das Bild aus der Edeka-Werbung zeigt einen alleinstehenden Mann, der auch zu Weihnachten einsam sein soll, da ihn seine Kinder nicht besuchen wollen. | © Foto: Edeka/DPA

23.12.2015 | 23.12.2015, 12:21

Höxter. In der Werbung wird auf Emotionen gesetzt – deutlich wird das in dem aktuellen Werbespot "Heimkommen" der Supermarktkette Edeka. Das Thema: Einsamkeit zu Weihnachten und der verzweifelte Versuch eines alten Mannes, die Familie an einen Tisch zu bekommen. Der Spot hat fast 44 Millionen Aufrufe bei der Internet-Videoplattform Youtube hat und sorgt bundesweit für Aufsehen. Die NW hat sich in Höxter umgehört, wie die Bürger zu dem Spot und dem Thema Familie stehen.

Die Handlung im Werbespot: Einem alleinstehenden Rentner stehen einsame Festtage bevor, keines der Kinder kommt zu Besuch. Der Mann ist alleine am Esstisch zu sehen, melancholische Musik untermalt die Szene. Weil er so nicht Weihnachten verbringen möchte, verschickt er an seine Kinder Einladungen zu seiner Beerdigung – dass der Tod ihres Vaters vorgetäuscht ist, ahnen die Kinder nicht. Die Familie versammelt sich zur Beerdigung und ist erstaunt, den Vater lebend zu sehen. „Wie hätte ich euch denn sonst alle zusammenbringen sollen?", fragt der alte Mann mit zitternder Stimme. Die Familie feiert anschließend gemeinsam Weihnachten.

"Ich hatte Tränen in den Augen"

„Es ist sehr traurig und emotional", sagt Tarek Moussa (17) aus Brenkhausen. Chiara Trepschick (18) aus Höxter stimmt ihm zu. „Ich hatte selber Tränen in den Augen", sagt sie und erzählt weiter, dass es in manchen Familien wirklich so sei, dass zu Weihnachten die Großeltern nicht mehr besucht würden. Tobias Pollmeier (24), der gebürtig aus Brenkhausen stammt und jetzt in Nürnberg wohnt, findet es fragwürdig, ob die erwachsenen Kinder wirklich mit Freude mit ihrem totgeglaubten Vater Weihnachten feiern könnten. Dennoch ist er der Meinung, dass Weihnachten ein sehr guter Anlass sei, um mit der Familie zusammenzukommen. „Zeit heimzukommen" lautet auch der Slogan in der Werbung.

"Heimkommen" sollte zum Nachdenken anregen

„Ich kann mir vorstellen, dass es oft schwierig für diejenigen ist, die weit entfernt von ihren Familien leben, den Kontakt zu suchen", sagt Pollmeier. Grundsätzlich gehe er davon aus, dass Familien zu Weihnachten immer noch gerne zusammenkommen würden. Er wolle zumindest nicht erst auf Einladung zu Weihnachten nach Hause kommen. Moussa ist der Ansicht, dass der Werbespot ein Denkanstoß für diejenigen sei, die sich keine Zeit für die Familie nehmen.

Dass dadurch einige zum Nachdenken angeregt werden, hofft Sylvia Lohmann (57) aus Lütmarsen. Denn die meisten Leute seien zunehmend mit sich selbst beschäftigt. Das zeige sich auch in dem Werbespot. „Für die Kinder des Rentners ist die Arbeit wichtiger und die Familie bleibt dadurch auf der Strecke. Man sollte die Arbeit auch mal Arbeit sein lassen", sagt Lohmann. Die Kinder müssten sich von sich aus Zeit für die Eltern nehmen. Pollmeier hingegen findet es gut, dass der Opa selbst aktiv wird, obwohl das Vortäuschen des eigenen Todes makaber sei.

„Wenn uns bewusst wird, dass die Zeit, die wir uns für einen Menschen nehmen, das Kostbarste ist, was wir schenken können, haben wir den Sinn der Weihnacht verstanden", zitiert Lohmann einen Spruch, der den Sinn des Festes treffend zusammenfasse. Sie betont weiter, dass jeder seine Familie häufiger besuchen sollte. „Wenn diejenigen einmal tot sind, haben sie nichts mehr davon, wenn die übrige Familie sie am Grab besuchen kommt."