Höxter. Abschied und Willkommen lagen gestern im St.-Ansgar-Krankenhaus ganz dicht beieinander: Chefarzt Rainer Schatz nahm nach einem knapp dreijährigen, überaus erfolgreichen Intermezzo als Leiter der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe die besten Wünsche für den Ruhestand mit. Sein Nachfolger Stefan Bettin (49) feierte seinen Einstand dort als Chefarzt. Ebenso wie Ekkehart Thießen, der die Leitung der Medizinischen Klinik II als Nachfolger von Wolfgang Avenhaus übernahm.
Persönliche Worte gab es für jeden der drei gestandenen Mediziner: Vor allem vom Geschäftsführer der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE), Reinhard Spieß. Für Krankenhäuser im ländlichen Raum sei es entscheidend, gute Chefärzte zu finden: "Wir sind sehr dankbar, dass wir Chefärzte haben, die sich hier im mittleren Weserraum den großen Herausforderungen stellen, und die es uns ermöglichen, das volle Spektrum der modernen Medizin in unserem Klinikum Egge-Weser anzubieten", so Spieß.
Rainer Schatz habe im Alter von 63 Jahren im Januar 2012 die Verantwortung für die Geburtsklinik übernommen, erfolgreich an deren guten Ruf gearbeitet, verlorengegangenes Vertrauen zurückerworben, den Umbau der Ambulanz und das Brustzentrum vorangetrieben, ein Hebammenzentrum etabliert und die Anfang der Woche eröffnete Mutter-Kind-Station mit auf den Weg gebracht. Auf diese Leistungen könne Schatz mit seinen 66 Jahren stolz und zufrieden zurückblicken.
Der "geräuschlose Übergang" zu seinem Nachfolger Stefan Bettin sei vollzogen. Bettin sei "begnadeter Operateur", ehrlich, direkt, unkompliziert vorausschauend und einsatzfreudig. Er suche den Kontakt zu den niedergelassenen Ärzten und weise dort auf die Möglichkeiten der Frauenklinik hin. Er dankte Bettin für dessen Entscheidung für Höxter. Der setzt nach eigener Aussage auf die drei Schwerpunkte Perinatologie, Senologie und operative Gynäkologie. Er sei mit Leib und Seele Frauenarzt und sehe die Ganzheit seiner Aufgabe. Seit dem ersten Tag könne er mit seinem Team operieren, sagte Bettin und betont die interdisziplinäre Arbeit in einem "sehr angenehmen Team": "Ich bin jetzt angekommen. Wie lange ich bleibe? Solange ich mich in Höxter wohlfühle." Als "einen neuen Höhepunkt" auf seinem mehr als 25-jährigen beruflichen Weg bezeichnete Ekkehart Thießen seine Berufung zum Chefarzt der Medizinischen Klinik II Gastroenterologie, dankte seine Wegbegleitern und betonte, er werde für die Belange der Pflege stets ein offenes Ohr haben. Er hob auch das menschliche Miteinander und die Zusammenarbeit als Team hervor.
Die Medizinische Klinik II in Höxter sei ein Bereich mit steigenden Patientenzahlen: Das machte Reinhard Spieß an der Qualität der Teams und deren fachübergreifenden Behandlungen fest. Thießen werde zwei neue Behandlungsmethoden in Höxter anbieten: die sogenannte Ballon-Enteroskopie und die Kapsel-Enteroskopie zur Untersuchung des Dünndarms. Die Klinik werde beiden Chefärzten weitere Geräte zum Ausbau der Behandlungsmöglichkeiten bereitstellen. Für den Krankenhausplan 2015 habe man für die Innere Medizin eine Anpassung der Bettenzahl nach oben auf 152 beantragt - "eine Riesen-Aufgabe" für Thießen, den er als "unkomplizierten, fachlich hochgeschätzten und zupackenden Menschen" kennengelernt habe.
Die Segensworte sprachen Pfarrdechant Ludger Eilebrecht (katholische Kirchengemeinde St. Nikolai Höxter), Pfarrer Reinhard Schreiner (evangelische Kirchengemeinde Höxter) und der neue Krankenhausseelsorger Markus Röttger. Musikalisch begleiteten die Feierstunde Thießens Vorgänger Wolfgang Avenhaus (Fagott) und Jost Schmithals (Cembalo). Grußworte überbrachten der Ärztliche Direktor des Klinikums Weser-Egge, Rolf Haaker, der von einem "reichen Erfahrungsschatz" sprach, und Landrat Friedhelm Spieker, der für das Kulturland Kreis Höxter warb. Und als Vertreter der 118 Kollegen des Ärztenetzes hieß der niedergelassene Kardiologe aus dem nahen Facharztzentrum, Martin Buerschaper, die beiden Neuen willkommen. Er bot die "positiv-kritische Zusammenarbeit" an, wünschte ihnen eine "glückliche Zeit im Weserbergland" und wies auf die enormen Veränderungen, Herausforderungen und Hindernisse im deutschen Gesundheitswesen hin. Der scheidende Rainer Schatz habe sich stets für die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten engagiert: "Sein Name ist Programm. Sie waren ein guter Arzt", sagte Buerschaper unter großem Beifall.