Höxter

Auf den Spuren eines Kriegsverbrechers

Ernst Würzburger schreibt ein Buch über den Höxteraner SS-Mann Hans Schmidt

01.09.2014 | 01.09.2014, 17:00
Autor Ernst Würzburger schreibt ein Buch über den Höxteraner Kriegsverbrecher Hans Schmidt. An der Wand hängt ein Bild des Höxteraner Juden Jacob Pins, der vor den Nazis fliehen musste und mit Würzburger befreundet war. - © FOTO: DAVID SCHELLENBERG
Autor Ernst Würzburger schreibt ein Buch über den Höxteraner Kriegsverbrecher Hans Schmidt. An der Wand hängt ein Bild des Höxteraner Juden Jacob Pins, der vor den Nazis fliehen musste und mit Würzburger befreundet war. | © FOTO: DAVID SCHELLENBERG

Höxter. Die Grausamkeit, mit der der Höxteraner Hans Schmidt gehandelt hat, ist mit Worten nicht beschreibar. Als Adjutant des Lagerkommandanten im KZ Buchenwald war er für den Tod mehrerer hundert Menschen mitverantwortlich. Als letzter deutscher Kriegsverbrecher wurde er 1951 in Landsberg hingerichtet. Eine fast vergessene Geschichte, die mit dem Tod von Schmidt längst noch nicht zu Ende ist. Der Höxteraner Autor Ernst Würzburger arbeitet sie jetzt in einem Buch auf.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September vor 75 Jahren begann das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte. Hans Hermann Theodor Schmidt, 1899 in Höxter geboren und Kaufmann, war zu diesem Zeitpunkt Führer der SS-Standarte in Höxter. 1940 ging er zur Waffen-SS. Im November 1941 wurde Schmidt ins KZ Buchenwald versetzt, wo er 1942 zum Adjutanten des Lagerkommandanten aufstieg. Im Rang eines SS-Hauptsturmführers blieb er in Buchenwald bis zur Befreiung des Lagers 1945 und wurde noch im Mai des Jahres von der US-Armee verhaftet.

Was diese sachlichen Daten zum Lebenslauf von Hans Schmidt verdecken, ist die unvorstellbare Grausamkeit, mit der er handelte: "Die Hinrichtungen fanden in einem früheren Pferdestall statt, der den Anschein einer Lazarett-Apotheke erwecken sollte. Wenn die nichtsahnenden Opfer gegen eine Wand gestellt wurden, scheinbar um ihre Größe zu messen, wurden sie mit einer, in der Wand verborgenen, starken Luftpistole in den Hinterkopf geschossen. Manchmal wurden auf diese Weise bis zu dreißig Opfer auf einmal umgebracht", berichtete der Oberbefehlshaber der US-amerikanischen Streitkräfte in Europa, Thomas T. Handy. Und weiter: "Andere von Schmidt überwachte Hinrichtungen fanden im Lagerkrematorium statt. Die Opfer wurden an Wandhaken aufgehängt und langsam zu Tode gewürgt."

Wenn Ernst Würzburger jetzt ein Buch über Schmidt schreibt, will er keinesfalls eine Biografie verfassen. "Das ist er nicht wert", sagt der Autor deutlich. Vielmehr geht es ihm darum, Hans Schmidt in den Kontext zu stellen, in dem diese Entwicklung möglich war.

Das Thema Nationalsozialismus hat sich Würzburger zur Lebensaufgabe gemacht. Es war eine Begegnung in Frankreich in den 60er Jahren, die ihn nicht mehr in Ruhe ließ. Er war mit einem Auto mit Dachauer Kennzeichen unterwegs. "Dort habe ich deutsch gelernt", erklärte ihm ein Franzose, der zufällig vorbeikam. Würzburger war sprachlos, konnte nicht reden und fuhr davon. Das sollte ihm nie wieder passieren.