Hannover (lni). Vom einstigen "harten Hund" Uwe Schünemann ist nach der erneuten Wahlschlappe kein Laut zu hören: Nach einer Niederlage bei der Landratswahl im Kreis Hameln-Pyrmont im Herbst ist Niedersachsens Ex-Innenminister am Sonntag auch bei der Bürgermeisterwahl in Höxter gescheitert. Dies ist keine gute Ausgangslage für den Christdemokraten, der nach der verlorenen Landtagswahl im vergangenen Jahr auf Jobsuche ist. Hat die Partei für den ehemaligen Law-and-Order-Mann mit früher großem Standing bis in die Bundes-CDU noch ein Amt in petto?
Eine Rückkehr des 49-Jährigen in den Landtag in Hannover zeichne sich derzeit nicht ab, sagte der Generalsekretär der CDU Niedersachsen, Ulf Thiele, am Montag. "Uwe Schünemann wäre zwar jetzt der nächste Nachrücker in den Landtag. Es gibt im Moment aber keinen Abgeordneten, bei dem zu erwarten wäre, dass er aus dem Parlament ausscheidet."
Und nun? In CDU-Kreisen in Niedersachsen ist man skeptisch, dass Schünemann in die Politik zurückkehrt. Nach zwei Wahlniederlagen in Folge haftet dem ehemaligen Minister nun vor allem der Stempel "doppelter Wahlverlierer" an. Auch ein Ruf in ein anderes Land zeichnet sich für den 49-Jährigen derzeit nicht ab, seine Kabinettskollegen Johanna Wanka und Hartmut Möllring wechselten kurz nach der verlorenen Niedersachsenwahl auf Ministerposten in den Bund beziehungsweise nach Sachsen-Anhalt.
Schünemann selbst war für eine Stellungnahme am Montag zunächst nicht zu erreichen, das Handy blieb ausgeschaltet. Kurz nach der Wahlniederlage am Sonntagabend hatte er offen gelassen, wie es für ihn persönlich weiter geht. "Ich brauche zwei, drei Tage, um das zu verdauen. Dann werde ich mich um meine berufliche Laufbahn kümmern", sagte er der Neuen Westfälischen. "In absehbarer Zeit werde ich keinen Wahlkampf mehr machen."
Noch bis Februar kommenden Jahres erhält Schünemann aus seiner Zeit als Minister Übergangsbezüge. Nach Angaben des Steuerzahlerbundes hat er bis dahin Anspruch auf die Hälfte seines letzten Amtsgehaltes, also auf rund 6.375 Euro.
Mit seinem unerbitterlich geführten Kampf für Recht und Ordnung hatte Schünemann lange Zeit erfolgreich die konservative Flanke der Landes-CDU abgedeckt. Fußfesseln für Islamisten, vorbeugende Telefonüberwachung oder Polizeidurchgreifen gegen Fußballrowdys, es gab kaum eine Debatte, in der Schünemann nicht zu hartem Durchgreifen mahnte. Mit seinem Image spielte er und er kultivierte es. Vor allem in der Flüchtlingspolitik gelang ihm aber erst spät eine Wende zu versöhnlicheren Tönen.
Bei seinem alten Arbeitgeber Symrise stehen Schünemann jedenfalls alle Türen offen: Bis zu seiner Wahl in den Landtag 1994 arbeitete er bei dem Vorgänger-Unternehmen Haarmann & Reimer als Manager, zuvor hatte er dort auch seine Ausbildung zum Industriekaufmann absolviert. "Seine alte Stelle steht Herrn Schünemann theoretisch zu. Bisher ist er aber nicht auf uns zugekommen", sagt Symrise-Sprecher Bernhard Kott.