Das sagen die Bundestagskandidaten über Mobilität, Digitalisierung und Co.

Kreis Höxter/Rheder. Vier Bundestagskandidaten waren dem Ruf der Landfrauen gefolgt: Bei einer gut besuchten Diskussionsrunde in der Parkscheune in Rheder standen Christian Haase (CDU), Ulrich Kros (SPD), Nik Riesmeier (Grüne) und Tanja Kuffner (FDP) Rede und Antwort. Die Vorsitzende Gaby Beckmann hatte bei den Vereinsmitgliedern zuvor Fragen gesammelt, mit denen die Politiker konfrontiert wurden. Die diskutierten Themen im Überblick: Mobilität auf dem Land Es ging zum Beispiel um Mobilität auf dem Land. Ulrich Kros verwies auf die Nieheimer Idee: Dort können über 75-Jährige tagsüber für ein Drittel des normalen Preises ein Taxi bestellen - den Rest der Kosten übernehmen die Stadt Nieheim und das Taxiunternehmen. "Das wird zwar erst langsam angenommen, das braucht Zeit", meinte Kros. Carsharing werde im Kreis Höxter zu klein gedacht: "Bei uns in Entrup könnten wir alle Zweitwagen abschaffen, wenn wir acht Autos einen zentralen Parkplatz stellen würden", schlug er vor. Ein oder zwei Carsharing-Autos irgendwo in der Kernstadt seien nicht die Lösung. Christian Haase von der CDU findet die Idee der Mitfahrerbank gar nicht falsch: "Aber wir müssen das über den Dorffunk digital absprechen, da wird man dann auch nicht nass wie beim Warten auf der Mitfahrbank." Haase hält auf lange Frist autonom fahrende Kleinbusse für sinnvoll - wenn es endlich flächendeckenden Mobilfunk gebe. Die Ideen für eine bessere Mobilität müssten "von unten" kommen und man müsse ihnen Zeit geben. "Leider laufen unsere aktuellen Förderprogramme immer nur über drei Jahre, das müssen wir ändern", bedauerte der CDU-Politiker. Auch Nik Riesmeier aus Oeynhausen räumte ein, dass auf dem Lande zu viel eben nur mit dem Auto gehe. "Deswegen brauchen wir die Elektromobilität, weil hier Autos weiter eine Rolle spielen werden." FDP-Frau Tanja Kuffner (Falkenhagen) glaubt, dass man auf dem Dorf in Sachen Mobilität immer auf Nachbarschaftshilfe angewiesen sein wird. Bei Digitalisierung nicht abgehängt werden Bei der Digitalisierung dürfe niemand abgehängt werden, sagten alle vier Kandidaten unisono. Nicht jeder könne mit Smartphone oder Computer umgehen. Und nicht überall im Kreis Höxter sei das Internet verfügbar. Zum Beispiel auf Aussiedlerhöfen. "Internet ist mittlerweile die Grundvoraussetzung für ganz viel", betonte Ulrich Kros. Auch für Nik Riesmeier ist Internet ein Grundrecht wie fließend Wasser oder Strom - "weil sonst keine Teilhabe mehr möglich ist". In der Coronakrise habe es viele Leute durch das Homeoffice zurück aufs Land gezogen. "Die Digitalisierung bietet eine Chance, hier junge Familien anzusiedeln", unterstrich auch Tanja Kuffner von der FDP. Probleme bei der Gesundheitsversorgung Angesichts des drohenden Ärztemangels wurden in Rheder von den etwa 50 Zuhörerinnen Ansätze aus Holland und England ins Spiel gebracht, wo man die Dorfkrankenschwester wieder eingeführt hat, was momentan in Deutschland offenbar rechtlich noch nicht möglich ist. Christian Haase sprach sich gegen die "Überakademisierung" aus und forderte die Schaffung von mehr Medizinstudienplätzen. Der Numerus Clausus sei viel zu hoch: "Wen jemand ein 1,1-Abitur erreicht, dann sagt das nicht unbedingt aus, dass er ein guter, emphatischer Arzt wird." Telemedizin werde gerade im ländlichen Raum zunehmen. Nik Riesmeier wünschte sich einen Systemwechsel im Gesundheitssystem weg von den Fallpauschalen. "Wir leisten uns ja auch überall eine freiwillige Feuerwehr, auch wenn es jahrelang nicht brennt." "Gesundheit ist keine Ware, sondern Teil der Daseinsfürsorge", sagte auch SPD-Mann Uli Kros. Alle vier Kandidaten sprachen sich für eine bessere Bezahlung von Pflegekräften aus. Die Arbeitsbedingungen müssten ebenfalls verbessert werden, zum Beispiel durch verlässliche Dienstpläne. Das Krankenhaus für die Grundversorgung müsse erreichbar bleiben, die Hausärzte vom Bürokratiewust entlastet werden. Der Gender-Pay-Gap Was die immer noch schlechtere Entlohnung von Frauen angeht, forderten alle Kandidaten ein härteres Durchgreifen bei den Arbeitgebern. Im Verdachtsfall müssten die Chefs gezwungen werden, die Gehälter offenzulegen, forderte Nik Riesmeier. Haase kann sich ein unabhängiges Kontrollorgan vorstellen - besonders für kleine Betriebe ohne Betriebsrat. "Das muss vom Zoll wie bei der Schwarzarbeit untersucht werden", findet auch Uli Kros. Dem Fachkräftemangel entgegenwirken Um dem Fachkräftemangel in der Region zu begegnen, wünscht sich Christian Haase, dass kleinere Berufsschulklassen möglich werden. "Gerade haben wir nur acht Friseurlehrlinge im Kreis Höxter, da kommt keine Klasse mehr zustande." Doch die vorhandenen Fachkräfte seien nun einmal entscheidend dafür, dass Unternehmen sich hier ansiedeln oder hier bleiben.

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