Der Schlamm kehrt zurück: Einsätze nach Starkregen

Kreis Höxter/Erkeln/Amelunxen. Wieder Erkeln, wieder ein Starkregen, wieder Schlammmassen, die sich durchs Dorf ergießen: Der kurze, aber heftige Gewitterschauer in der Nacht zu Donnerstag in Erkeln weckt ungute Erinnerungen an das verheerende Unwetter im Oktober 2019, als das halbe Dorf im Schlamm versank. Danach wollten Landwirtschaftskammer und Stadtverwaltung alles dafür tun, solche Auswirkungen von Unwettern zu verhindern. 30 Liter in rund 30 Minuten – ähnlich viel Wasser wie im Oktober 2019 fiel vom Himmel, aber über einen etwas längeren Zeitraum, wie der Brakeler Wehrleiter Sven Heinemann im NW-Gespräch berichtet. Dadurch waren die Auswirkungen dieses Mal weniger dramatisch als vor gut anderthalb Jahren. Wassermassen suchen sich bekannten Weg Die Massen suchten sich aber denselben Weg wie seinerzeit – das alte Bachbett. Ein Großteil des Wassers konnte diesmal selbst abfließen. Vier Keller liefen dennoch voll, konnten aber von den Kräften der Löschgruppen Erkeln, Beller, Hembsen und des Löschzugs Brakel schnell abgepumpt werden. Bis kurz vor Mitternacht waren sie im Einsatz, berichtet Heinemann. Die Unwetterfront sei diesmal von Westen auf die Ortschaft zugezogen und lokal sehr begrenzt gewesen. So wurden in Brakel am Galgenberg in derselben Zeit gerade mal drei Liter Regen gemessen – in Erkeln das Zehnfache. Neues Gutachten vorstellen &bdquo;Zum Glück ist das Ausmaß von diesem Gewitterschauer nicht mit dem Unwetterereignis vom Oktober 2019 vergleichbar", sagt Peter Frischemeier. Dennoch seien Schäden entstanden und die Folgen für die Betroffenen bedauerlich, betont der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters. &bdquo;Starkregenereignisse wird es leider immer wieder geben und man keinen hundertprozentigen Schutz garantieren", erklärt Frischemeier. Um die Ereignisse im Oktober 2019 besser analysieren zu können, hatte es nach dem Starkregenereignis auf Initiative von Bürgermeister Hermann Temme mit allen beteiligten Institutionen einen runden Tisch gegeben, um zukünftige Auswirkungen solcher Wetterlagen zu minimieren. Aufgrund dieser Zusammenkunft wurde ein Gutachten beauftragt, das die Situation in den Ortschaften Erkeln, Beller und Hembsen, wo auch der gestrige Schwerpunkt des Regenereignisses lag, betrachtet und aus den Maßnahmen ersichtlich werden, die zukünftig ein Schadensrisiko minimieren sollen. Dieses Gutachten liegt jetzt vor und soll in Kürze in einer Einwohnerversammlung vorgestellt werden. Unabhängig davon seien bereits erste Schritte eingeleitet worden. Dazu zähle unter anderem auch die sich momentan im Bau befindende Tieferlegung der Ortsdurchfahrt von Erkeln. Diese soll einen besseren Abfluss des Starkregens gewährleisten. &bdquo;Ich danke den Feuerwehreinheiten aus Erkeln, Beller, Hembsen und Brakel, dass sie unverzüglich zur Stelle waren und innerhalb kürzester Zeit weitere Schäden und Überschwemmungen verhindert haben", lobte Frischemeier. Der städtische Bauhof hat am Donnerstagvormittag sofort damit begonnen, die Fahrbahnen und Wege zu reinigen. Es gibt leichte Schäden an der Oberfläche im Bereich eines Wirtschaftsweges. Schlammlawine in Amelunxen Deutlich länger als die Kameraden in Erkeln waren die Einsatzkräfte in der Nacht in Amelunxen im Einsatz. Auch hier kam, nicht zum ersten Mal, eine Schlammlawine von einem Feld, die sich über den Abgunstweg ins Dorf ergoss, wie Einsatzleiter Sebastian Ewen gegenüber nw.deberichtet. Das Problem hier: die Engstelle an der Eisenbahnunterführung. Alarmiert wurden die Feuerwehrleute um 21.57 Uhr. Zunächst habe die Feuerwehr die Durchgangsstraße gesichert und abgewartet, bis der Regen nachlässt. Dann wurden die Straßen von der 10 bis 15 Zentimeter dicken Schlammschicht befreit. Unterstützung dabei erhielt die Feuerwehr von einem Landwirt aus dem Ort, der mit einem Bürstentrecker die Fahrbahnen zunächst grob reinigte. Dann wurde mit viel Wasser nachgespült. Auch dabei half ein Landwirt mit Güllefass-Inhalt. Denn weil es in Amelunxen kein Hydrantennetz gibt, muss das Wasser aufwendig von der Nethe hertransportiert werden. &bdquo;Wir sind hier schon hochwassererprobt", sagt Ewen, der auf 60 Einsatzkräfte aus Amelunxen, Wehrden, Drenke und Beverungen zurückgreifen konnte. Keller sind in Amelunxen nicht vollgelaufen, weil die Anwohner hier selbst Sicherungsmaßnahmen ergriffen haben und teilweise Sandsäcke schon vorsorglich bereitlegen. Reaktion der Landwirtschaftskammer Wenn Schlammlawinen von den Feldern kommen, rücken automatisch die Landwirte in den Fokus. Sie können mit einigen Maßnahmen die Gefahren minimieren, wenn auch solche Entwicklungen nicht ganz verhindern. So hat der Landwirt in Amelunxen in dem diesmal betroffenen Gebiet einen Grünlandstreifen angelegt, wie Sebastian Ewen berichtet. Und damit möglicherweise eine noch größere Schlammlawine verhindert. Intensiv mit diesem Thema beschäftigt sich auch die Landwirtschaftskammer in Brakel. Hier rechnet man damit, dass die Starkregenereignisse weiter zunehmen werden. Ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren schon beobachten ließ, wie Geschäftsführer Stefan Berens berichtet. &bdquo;Wir haben hier im Weserbergland ein sehr großes Gefährdungspotenzial", unterstreicht er und verweist auf die vielen Ackerflächen in Hanglagen. Dass es diesmal nicht so dramatisch war wie im Oktober 2019, liege einerseits an der Vegetation, andererseits an der Witterung der vergangenen Wochen. Die Böden seien derzeit aufnahmebereiter für das Wasser. Wochenlange Trockenheit hingegen würde den Untergrund zu einer &bdquo;Betonautobahn" für das Wasser machen. Verschiedene Möglichkeiten Allerdings könne die Landwirtschaftskammer die Bauern nur beraten und Empfehlungen aussprechen. Verzicht aus Pflügen, Anlegen von Grünstreifen, Ackern quer zum Hang, ganzjährige Begrünung durch Zwischenfrüchte oder Umwandlung in Grünland – das sind nur einige Möglichkeiten, die ein runder Tisch im Nachgang des verheerenden Unwetters in Erkeln erarbeitet hatte. Welche Maßnahmen konkret sinnvoll sind, müsse aber vor Ort mit Blick auf die jeweiligen auch geologischen Gegebenheiten analysiert werden. Eine intensive Beratung, wie Berens sagt. Dafür fehlen bisher aber die Kapazitäten. Deshalb wünscht sich der Geschäftsführer, dass das Land NRW die Möglichkeiten dafür schafft. Die Landwirte haben aus seiner Sicht großes Interesse, solche Schlammlawinen zu verhindern. &bdquo;Der Boden ist ihr wichtigstes Betriebskapital", erinnert Berens. Zudem wolle niemand seine Mitbürger in Bedrängnis bringen. Auch der Feuerwehreinsatzleiter Sebastian Ewen in Amelunxen nimmt die Landwirte in Schutz. &bdquo;Sie sind Unternehmer, müssen wirtschaftlich denken." Er wünscht sich die Umsetzung eines möglichst effektiven Hochwasserschutzes. Die Problempunkte und Engstellen seien bekannt. &bdquo;Es muss nur dringend etwas getan werden."

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