Sexuelle Gewalt: Caritas will Hilfesuchende stärker schützen

Brakel/Kreis Höxter. &bdquo;Es geht uns um Vertrauen. Vertrauen ist die Basis unserer Arbeit." Das betont Thomas Rudolphi, Caritasvorstand für den Kreis Höxter. Gemeinsam mit zwei Präventionsfachkräften hat er am Mittwoch das neue Institutionelle Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt vorgestellt. &bdquo;Wir haben uns im vergangenen Jahr intensiv mit den Werten, Regeln, Glaubenssätzen und Haltungen der Caritas auseinandergesetzt. Der Grund für diese Arbeit war ein Erlass des Erzbischofs, der damit auf die sexuellen Übergriffe in kirchlichen Einrichtungen reagiert hat", erklärt er. In den vergangenen Jahrzehnten sei kein Fall eines sexuellen Übergriffs durch Mitarbeiter in Einrichtungen des Caritasverbandes bekannt geworden. Trotzdem ist sexualisierte Gewalt ein Thema, das die öffentliche Diskussion beherrscht. Diese Art von Gewalt funktioniert dort, &bdquo;wo Machtgefälle, Abhängigkeiten und hierarchische Strukturen Voraussetzungen dafür schaffen. Deshalb stehen wir für die Stärkung aller Schutzbefohlenen und aller Mitarbeitenden", sagt Marie-Luise Bonsch. Damit die insgesamt 90 Angestellten wissen, wie sie sich in Situationen, in denen sexualisierte Gewalt vorkommt, richtig verhalten, bietet ihnen das Konzept das nötige Handwerkszeug. Mitarbeiter sollen schnell handeln können In den sogenannten Interventionsleitfäden wird unterschieden zwischen grenzverletzendem Verhalten Minderjähriger untereinander, Verdachtsfällen und Fällen von Mitteilung. Kommt es zu Grenzverletzungen unter Minderjährigen müssen die Mitarbeitenden sofort aktiv werden und die Situation beenden. Ganz anders ist zu handeln, wenn der sexuelle Übergriff vermutet wird. Hier sollen sie die Ruhe bewahren und Beobachtungen dokumentieren. Wenn die Wahrnehmungen auch von einer Vertrauensperson geteilt werden, muss eine Präventionsfachkraft einbezogen werden. Liegt eine Mitteilung über sexuelle Gewalt vor, wird ein Gespräch mit dem Betroffenen geführt und die weiteren Schritte abgesprochen. Thomas Rudolphi ist seit vielen Jahren verantwortlich für den Bereich der Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt. Im September 2016 wurde die erste Präventionsfachkraft benannt, 2018 folgten zwei weitere. Sie sind an allen Prozessen, die Prävention und den Umgang mit allen Fällen sexualisierter Gewalt betreffen, beteiligt. &bdquo;Neu ist, dass wir den Mitarbeitenden das Konzept an die Hand geben, um sie schnell handlungsfähig zu machen", sagt er. Das gelte sowohl für Angestellte, die schon lange dabei sind, als auch für Menschen, die sich für eine Stelle in einer der Einrichtungen bewerben. Sie müssen nicht nur ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen, sondern auch eine Selbstauskunftserklärung und den Verhaltenskodex unterschreiben. "Trost sollte nur mit Worten ausgesprochen werden" Alle Mitarbeiter sind darüber hinaus verpflichtet, an Aus- und Fortbildungen zum Thema teilzunehmen. Im Verhaltenskodex sind Grundsätze festgeschrieben wie &bdquo;Ich gehe keine freundschaftlichen Beziehungen zu Bezugspersonen ein" und &bdquo;Trost sollte, wenn möglich, nur mit Worten ausgesprochen werden". Außerdem wird darin erklärt, wie die Mitarbeitenden mit Geschenken von Klienten umzugehen haben. Diese dürfen sie demnach nicht annehmen, wenn sie &bdquo;in keinem Zusammenhang mit der konkreten Aufgabe stehen". Dass der Caritasverband das Schutzkonzept öffentlich macht, ist eine bewusste Entscheidung gewesen. &bdquo;Das soll transparent sein, nach innen und nach außen", sagt Bonsch. Es könne nur funktionieren, &bdquo;wenn damit offen umgegangen wird", ergänzt Sandra Pflug. &bdquo;Deshalb informieren wir in allen Details über den Inhalt. Wir wollen auch über unsere Homepage Öffentlichkeit herstellen. Beschwerdekästen in allen Einrichtungen sollen es einfach machen, Vorfälle zu melden." Da es im Alltag möglich ist, dass sich Klienten falsch behandelt oder verstanden fühlen, ist das Beschwerdesystem ein wichtiger Bestandteil des Konzeptes.

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