Borgholz

Um den Brunnen an der Klus Eddessen rankt sich eine besondere Legende

Wo heute nur noch eine kleine Kapelle steht, lag früher zwischen Bühne und Haarbrück das Dorf Eddessen. Um den dortigen Brunnen rankt sich eine besondere Legende

Ort voller Mythen und Sagen: Wo einst das Dorf Eddessen stand, steht heute nur noch eine kleine Kapelle und eine Einsiederklause. Zur Zeit der Soester Fehde wurde das Dorf dem Erdboden gleichgemacht, doch die Goldschätze der Kirche konnten auf besondere Art und Weise gerettet werden. | © Torsten Wegener

17.03.2018 | 17.05.2019, 20:38

Borgholz. Zwischen dichten Baumkronen und festen Stämmen versteckt liegt die Klus (altdeutsch für "Kapelle") Eddessen. Bei Borgholz, neben Beverungen und Borgentreich gelegen, lädt das lichte Örtchen nur so zum Erzählen von Sagen und Mythen ein.

Im Mittelalter stand an dem Ort, wo heute nur noch die Kapelle ist, eine ganze Siedlung. Für viele Menschen eine Heimat, doch während der Soester Fehde wurde das Dorf Eddessen komplett zerstört. An die Stelle der einstigen Kirche rückte eine kleine Kapelle, für Einsiedler wurde der Ort zum neuen Zuhause.

So kam es auch in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten vor, dass Pilger und Wanderer die Einsiedlerklause Eddessen aufsuchten. In stiller Einkehr beteten sie in der Kapelle und baten die benachbarten Einsiedler um Rat. Um ihren Durst zu bekämpfen, tranken sie aus dem uralten Brunnen neben der Kapelle. Viele der Pilger wunderten sich über den schimmernden Glanz des Wassers in silbernen und goldenen Farben. Die Einsiedler erklärten ihnen den Grund für den besonderen Schein.

Denn an jenem Tage, als Landsknechte sich während der Soester Fehde dem Dorf Eddessen näherten, hatten die Dorfbewohner und der ansässige Pfarrer große Sorge um die sakralen Gold- und Silberschätze ihrer Kirche. Blieben die Heiligtümer in der Kirche, würden sie sich die Räuber schnappen, dachte sich der Pfarrer. Doch welcher Ort schien sicher vor den Plünderern? So nahm der Pfarrer Kelche, Altargeräte und Kreuze und versenkte sie im gutgefüllten Brunnen.

Ein kluger Plan mit einem Eimer voller Milch

Doch weil das Wasser so klar war, schimmerten Goldmonstranz, Kelche und das silberne Kruzifix vom Boden des Brunnens empor. In der Not, nahm laut Überlieferung eine Dorfbewohnerin einen Eimer voll Milch und schüttete ihn in den Brunnen. Das Wasser wurde trüb und undurchsichtig, die Heiligkeiten waren nicht mehr zu erkennen. Als die Räuber und Soldaten eintrafen, stürmten sie die Kirche und suchten nach kostbarem Gold und Silber. Doch sie fanden nichts. Aus lauter Wut und Frust machten sie das gesamte Dorf Eddessen dem Erdboden gleich. Durstig gingen sie an den Brunnen, doch an dem trüben Wasser verloren sie den Appetit. "Pfui, was ein unseliges Nass", soll einer von ihnen gerufen haben. So zogen die Räuber weiter - ganz ohne Gold- und Silberschätze.

Als wieder Frieden eingekehrt war, zog der Pfarrer die Sakralgegenstände aus dem trüben Wasser empor. In Begleitung der ganzen Gemeinde trug er sie zurück in die Kirche, an den Platz, wo sie vorher gestanden hatten. An diesem Tag hatte nicht nur die Kirche ihre Habe zurück, auch der Brunnen war fortan geweiht. Und seitdem schimmert das Brunnenwasser silbern und gülden - bis heute.

INFORMATION


Sagen aus dem Warburger Land

  • Sagen und Mythen sind mehr als „Geschichten von früher". Sie sind jahrhundertealte Erzählungen, die von realen Begebenheiten, Orten oder Personen handeln, die Ereignisse aber übertrieben und fantasievoll widerspiegeln.
  • Die „Sagenhaft-Serie" der NW stellt die spannendsten Sagen im Warburger Land vor. Kennen auch sie eine Sage aus der Region? Kontaktieren sie uns unter warburg@nw.de oder Tel. (0 56 41) 7 75 54.
  • Bisher erschienen: Der Drachentöter vom Desenberg (1).