Wird der Bahnhof in Ottbergen zum Atommüll-Wartegleis?

Würgassen/Ottbergen. Vielleicht bekommt man es tatsächlich hin, auf dem Gelände des ehemaligen Kernkraftwerks in Würgassen, eine 325 Mal 125 Meter große Atommüll-Logistikhalle zu bauen, die trotz Hochwasser- und Hangrutschgefahr den Sicherheitsanforderungen an ein solches Bauwerk genügt. Aber es geht ja nicht um ein wie auch immer geartetes Aufbewahrungslager, wo man einmal die Klamotten hineinfährt, den Schlüssel umdreht und abschließt, sondern um ein dynamisch betriebenes Logistikzentrum, wo täglich zig Tonnen verstrahlter Kernkraftmüll eingefahren aber auch wieder ausgelagert wird. &bdquo;Dazu braucht es eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur, die gibt es hier aber nicht und darum ist eine sichere und gesetzeskonforme Anlieferung und Abfuhr des radioaktiv belasteten Mülls gar nicht möglich. Es sei denn, man löst den über Jahrzehnte angehäuften Investitionsstau in der Verkehrsinfrastruktur auf“, erklärte der Vorsitzende des Vereins Atomfreies Dreiländereck, Dirk Wilhelm, bei einem Ortstermin am Ottberger Bahnhof. Von dort geht es nämlich nur noch eingleisig weiter. Und das sei ein echtes Problem, denn die Schienenkapazität reiche nicht aus, erläuterte Wilhelm. &bdquo;Das führt dazu, dass am Ottberger Bahnhof reihenweise die nuklearen Transportzüge stehen und darauf warten, weiter gelassen zu werden.“ Noch schlimmer kann es werden, wenn die Transporte statt mit der Bahn über die Straßen abgewickelt werden. &bdquo;Dann zwängen sich hunderte von Atommüll-Lastern durch enge Ortsdurchfahrten wie Dalhausen“, sagt Wilhelm. Und dass es dazu kommen werde, davon ist Wilhelm überzeugt. Auch die BGZ, die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung geht davon aus, dass ein wesentlicher Teil der Lieferung in das und aus dem Zwischenlager über die Straße abgewickelt werden muss. Dazu hat die BGZ ein Verkehrsgutachten anfertigen lassen, das der Verein als vollkommen unzureichend kritisiert. &bdquo;Dort werden sogar Straßen als fertige Verbindungen ausgewiesen, die noch in der Planung sind und topographische Gefahrstellen wie der Stellberg oder der Ith, wo im Winter die Lastzüge quer stehen, kommen gar nicht vor“, erklärte Wilhelm. Damit verbunden sei eine extreme Gefahr. &bdquo;Egal ob Schiene oder Straße, kommt es zu einem Unfall, hat das katastrophale Auswirkungen“, betont Wilhelm. Drehscheibe für Atommüll? Der größte Teil des in ganz Deutschland verteilt zwischengelagerten Atommülls soll in Würgassen in einer Bereitstellungslager genannten Atommüll-Drehscheibe zusammengezogen gezogen werden. Von Würgassen aus sollen die atomaren Abfälle dann ins Endlager bei Salzgitter gebracht werden. Da Niedersachsen bereits das Endlager stelle, sei es politischer Wille, dass das Bereitstellungslager in einem anderen Bundesland gebaut werden müsse. &bdquo;Was wir verlangen, ist eine rechtsstaatlich transparente und qualifizierte Standortsuche“, betont Wilhelm. Wenn dann am Ende tatsächlich Würgassen raus käme, hätte auch der Verein keine Einwände mehr. Dass so ein Bereitstellungslager nötig ist, wird nicht bestritten. &bdquo;Große Mengen Atommüll lagern in desolaten Hallen. Für Würgassen spricht in diesem Zusammenhang, dass der Standort schnell verfügbar gemacht werden könnte“, räumt auch Dirk Wilhelm ein. Aber eben nur in der isolierten Standortbetrachtung und Außerachtlassung der Verkehrsinfrastruktur insgesamt. Die Chancen für ein objektives Verfahren sieht der Vorsitzende aber ehe als gesunken, denn als gestiegen an. &bdquo;Das Beschleunigungsgesetz wie es jetzt zur schnelleren Errichtung von Flüssiggasterminals auf den Weg gebracht wurde, soll auch auf andere Bereiche übertragen werden und wird auch in der Atommüllfrage vollendete Tatsachen schaffen, darum ist jetzt der Zeitpunkt, den Druck durch die Öffentlichkeit zu erhöhen“, sagt Wilhelm.

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