Beverungen. Der Schul- und Sozialausschuss der Stadt Beverungen hat sich intensiv mit der Elterninitiative "Freie Schule Amelunxen" befasst. Trotz langer Diskussion hat das Gremium aber keine offizielle Stellungnahme beziehungsweise Empfehlung bezüglich der beabsichtigten Gründung einer privaten Grundschule abgegeben. Eine überraschende Entscheidung.
Wie der NW bereits mehrfach berichtete, plant eine Elterninitiative in Amelunxen eine "Freie Grundschule" nach Montessori-Art. Dafür benötigt sie eine Immobilie, die sie bei der Stadt anmieten will. Erhält sie die Immobilie, entscheidet dann die Bezirksregierung Detmold über die Gründung. Somit wird im Beverunger Rathaus eigentlich nur entschieden, ob ein leerstehendes Gebäude vermietet wird.
Doch natürlich hängt an dieser Entscheidung viel mehr. Darüber waren sich die Fraktionen in der jüngsten Ratssitzung einig. Deshalb ist die Abstimmung vertagt worden, damit sie noch einmal in den Fraktionen in Ruhe überdacht und vor allem in den Gremien besprochen werden kann. Klar ist aber: Man kann nicht für die Vermietung des Gebäudes an die Elterninitiative, aber gleichzeitig gegen die Gründung einer privaten Grundschule sein.
Zwischenruf
Eine vertane Chance
Egal, ob die Abstimmung pro oder contra "Freie Schule" ausgefallen wäre, ob sie einstimmig oder mit einer Stimme Mehrheit getroffen worden wäre. Wichtig wäre nur gewesen, dass sich der Schulausschuss positioniert.Es war der 10. April 2014, die letzte Sitzung des Schul- und Sozialausschusses in der vorangegangenen Legislaturperiode. Man beschloss einstimmig, dass in der nun aktuellen Legislaturperiode ein Konzept zur langfristigen Sicherung der Schülerzahlen und der damit verbundenen langfristigen Sicherung des Bildungsstandortes Beverungen erarbeitet werden muss. "Die Schullandschaft ist einem ständigen Wandel unterworfen. Um die Schülerzahlen zu erhalten und den Schulstandort Beverungen langfristig zu sichern, brauchen wir auch Ideen von Außen", sagte der damalige Ausschussvorsitzende Udo Ernst.
Alle Beteiligten aus Politik, Schule, Verwaltung und Bürgerschaft seien daher aufgerufen, an der Entwicklung eines Standortkonzeptes mitzuwirken, hieß es in der Beschlussvorlage.
Nun gibt es eine Idee von Außen, aber der Ausschuss sagt nicht, wie er dazu steht. Eine vertane Chance.
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Eine Positionierung des Schulausschusses hätte demnach seine Berechtigung. Trotzdem formulierte der Schulausschuss, mit dem Ausschussvorsitzenden Roger van Heynsbergen (SPD), keine Empfehlung für den Rat. Vor der Diskussion stellte die Verwaltung die prognostizierten Grundschülerzahlen für die kommenden Jahre vor. "Eine gesicherte Prognose für die Zukunft, wie sich das Wahlverhalten der Eltern für die Grundschüler entwickeln wird, ist kaum möglich, nachdem die Eltern kommunen- und landesübergreifend ihre Kinder an Schulen anmelden können", sagt Frank Filmer. So sind gewisse Szenarien, allerdings ohne Gewähr, durchgespielt worden, wie sich eine weitere Grundschule im Beverunger Stadtgebiet auf die Einrichtungen in Beverungen und Dalhausen auswirken könnten.
Bis 2020 rechnet man beim Status Quo mit drei oder vier Eingangklassen pro Jahrgang am Grundschulverbund Beverungen/Dalhausen. "Wir haben die Sorge, dass durch eine weitere Grundschule die Eingangsklassen am Grundschulverbund größer werden. Zudem kann es passieren, dass Beverunger Grundschüler vielleicht nach Dalhausen an die Schule müssten, wenn zu viele Schüler nach Amelunxen abwandern", sagt Sebastian Rapp (CDU). Die CDU äußerte sich allgemein skeptisch zur Neugründung. SPD und FDP dagegen stehen dem positiver gegenüber. Wenn zwei oder drei Kinder aus der Kernstadt nach Amelunxen gehen, habe dies keine Auswirkungen.
"Uns wird ein Konzept auf dem Silbertablett serviert. So eine Schule ist eine Bereicherung für die Region, die auch Eltern aus anderen Kommunen anspricht", sagt Petra Pohl (SPD). Fast 40 Prozent der Voranmeldungen an der Freien Schule kommen nicht aus dem Beverunger Stadtgebiet.
Unabhängig von der Freien Schule wurde in der Sitzung vor allem aber deutlich, dass Beverungen bereits ein Abwanderungsproblem hat. Insgesamt 54 Kinder aus dem Stadtgebiet Beverungen besuchen im Primarbereich (1 bis 4 Klasse) auswärtige Grundschulen. Zur Grundschule Bad Karlshafen gehen 2 Kinder aus Würgassen und 15 Kinder aus Herstelle. Zur Grundschule Lauenförde gehen insgesamt 19 Kinder, 12 davon aus Würgassen und 7 aus Beverungen. Die Grundschule Ottbergen besuchen derzeit 18 Amelunxer Schüler. "Also sollten wir uns grundsätzlich die Frage stellen, warum so viele Kinder abwandern. Was können wir diesbezüglich besser machen?", sagten Roger van Heynsbergen und Günther Humann (CDU). Einige Ausschussmitglieder sehen in der Freien Schule die Chance, die Abwanderung zu stoppen.
Am Donnerstag, 2. Oktober, wird der Betriebsausschuss Bauen, Straßen und Immobilien über die Vermietung der ehemaligen Grundschule an die Elterninitiative beraten, allerdings im nichtöffentlichen Teil.