
Beverungen. Er gehört zum Freibad wie das Chlor ins Wasser: Wilfried Tillmann hat seit 44 Jahren als Schwimmmeister ein waches Auge auf seine Gäste. Heute - am letzten Öffnungstag des Beverunger Freibades - geht auch die Ära Tillmann zu Ende.
"Zwar gehe ich erst Ende April in den Ruhestand - der heutige Tag ist aber wahrscheinlich mein letzter im Freibad", sagt Wilfried Tillmann. Außer, das Freibad öffnet im kommenden Jahr bereits Ende April - das gab es vor einigen Jahren schon einmal. "Das wäre natürlich klasse, dann kann ich meine Kollegen noch einmal nerven", sagt Tillmann und wirft ein verschmitztes Grinsen an seine Kollegin Dagmar Roscher.
Vom Ende einer Ära spricht auch Beverungens Bürgermeister Hubertus Grimm. "Die Tillmanns haben seit Anbeginn für die Sicherheit gesorgt", so Grimm. Denn als Wilfried Tillmann seinen Dienst am 24. Mai 1970 als Schwimmmeisteranwärter antrat, war sein Ausbilder kein geringerer als sein Vater. 1986 übernahm Tillmann Junior dann die Verantwortung, als sein Vater Karl Tillmann in den Ruhestand ging. "Der Unterschied zwischen Karl und Wilfried ist, dass Karl stets vom Hochsitz aus ein waches Auge auf die Badegäste hatte. Wilfried hat seine Bahnen immer um das Becken herum gezogen und von dort aus kundgetan, was man falsch gemacht hatte", sagt Grimm.
Und in all? den Jahren hat Tillmann viel gesehen. "Ich erinnere mich noch an die Zeit, in der Badekappenpflicht herrschte." Das war in den 60er und 70er Jahren - "da hatten alle ja lange Haare". Und an die Traglufthalle, die über das große 50-Meter-Becken gebaut wurde. "Die war mit so einem Schlauch mit dem Haus verbunden, der aber nicht beheizt war. Da sind dann alle Badegäste immer möglichst schnell durch, weil der Übergang im Winter fürchterlich kalt war", erinnert sich Tillmann an die 70er und 80er Jahre zurück.
Stets habe Tillmann auch bei allen möglichen Reparaturen selbst Hand angelegt - "als gelernter Kfz-Mechaniker konnte er fast alles selbst bewerkstelligen", sagt Grimm anerkennend. So manches Mal musste auch seine Familie, die Ehefrau, seine 31 Jahre alte Tochter und sein 26-jähriger Sohn, auf ihn verzichten, weil es noch Arbeit gab. "Das werde ich jetzt im Ruhestand nachholen", verspricht Tillmann. Und wiederkommen will er eigentlich auch nur als Gast des Bades: "Ein paar Bahnen ziehen - wenn ich Zeit habe."
Der schönste Tag seiner Arbeitszeit ist allerdings noch gar nicht so lange her: "Das war der Abend, an dem die Ratsmitglieder Geld aus dem Konjunkturpaket II in die Hand genommen und den Startschuss für die Freibadsanierung gesetzt haben", sagt Tillmann. Wenn das nicht passiert wäre, "hätte ich hier heute das Freibad hinter mir dichtmachen können", ist sich der Bademeister sicher.
Doch so ist es nicht gekommen - ganz im Gegenteil: In den vergangenen Jahren erfreut sich das Freibad wachsender Beliebtheit. "In diesem Jahr hatten wir mit 33.000 zwar weniger Badegäste, das liegt aber am schlechten Sommer", sagt Betriebsleiter Uwe Lippenmeyer. Ein Bekenntnis zum Freibad ist sicherlich auch die Tatsache, dass die Stadt Beverungen für den Nachfolger Tillmanns Verstärkung suchen wird. "Alleine ist die Bademeistertätigkeit nicht machbar", weiß Tillmann. Alexander Klaus, 29 Jahre alt, ist bereits seit zwei Jahren dabei und wird Wilfried Tillmanns Hochsitz in der kommenden Saison beerben. "Ich hoffe, dass dann auch alles immer so rund läuft, wie das mit Wilfried der Fall war".