Lauenförde/Beverungen. Bei Studenten aus dem Beverunger Raum herrscht aktuell Verwirrung. Seitdem die Nordwest-Bahn die Oberweser-Bahn RB 85 zwischen Ottbergen und Göttingen betreibt, kommen die Studenten, die in Paderborn oder Bielefeld studieren, zum Teil mit ihren Semestertickets nicht mehr bis zum Bahnhof Lauenförde-Beverungen.
"Ich musste 2014 schon viermal für die Strecke Lauenförde-Wehrden nachlösen", erzählt Nora Henke. Sie kaufte jeweils ein Ticket für 2,50 Euro. Bis Ende 2013 passierte die Studentin die Station zwischen Wehrden und Lauenförde immer kostenlos. So ergeht es aktuell auch den anderen Studenten, die diese Bahnlinie ab oder bis Lauenförde nutzen. "Das scheint auch jeder Schaffner anders auszulegen", erklärt Student Dennis Pecher, der auch schon aufgefordert wurde, ein Ticket nachzulösen.
Das hat allerdings nur indirekt etwas mit der Übernahme der Strecke durch die Nordwest-Bahn zu tun. Am 15. Dezember hatte die Nordwest-Bahn die Linie zwischen Ottbergen und Göttingen von DB Regio übernommen und das Angebot erweitert.
Die Gültigkeit der Semestertickets wurde aber nicht geändert. Allerdings finden nun wieder regelmäßig Kontrollen auf der Linie statt. "Es gibt Verträge mit den jeweiligen Hochschulen", erklärt Elisabeth Burghard, Pressesprecherin der Nordwest-Bahn, auf Nachfrage der Neuen Westfälischen. "Und die Universitäten in Bielefeld oder Paderborn hatten beschlossen, dass ihr Semesterticket nur bis Wehrden gültig ist", erläutert Burghard.
Letztendlich entscheidet dies der Allgemeine Studierenden- Ausschuss (AStA) der Hochschulen. Der AStA verhandelt jedes Jahr mit den verschiedenen Bahnunternehmen, um das Bahn-Semesterticket weiterzuführen. In der Regel entscheiden dann die Studierenden in einer Urabstimmung über das Ticket. Semestertickets gelten für das Bundesland, in dem sich die Hochschule befindet. In Nordrhein-Westfalen heißt es Semester-Ticket-NRW. Inzwischen können Studierende an mehr als 70 Hochschulen des Landes das landesweite Mobilitätsangebot nutzen, mit regional angepassten Unterschieden.
"Der Bahnhof Lauenförde-Beverungen ist halt auch eine Besonderheit", sagt Burghard. Nachdem der Beverunger Bahnhof geschlossen wurde, ist einige Jahre später auf Wunsch der Bahn der Bahnhof in Lauenförde in Lauenförde-Beverungen umbenannt worden. Doch auch wenn der Bahnhof damit die Bundesländer Niedersachsen (Lauenförde) und Nordrhein-Westfalen (Beverungen) verkörpert, so zählt er für die westfälischen Universitäten anscheinend nur als niedersächsischer Haltepunkt. Und trotzdem kann es auch diesbezüglich Ausnahmen geben. So kann ein Student aus Bielefeld mit seinem Semesterticket bis nach Holzminden, Hameln oder Osnabrück fahren.
Kurios wird es aber erst recht, wenn man sich die Tarifzonen der Bus- und Bahnunternehmen anschaut. Denn das Schöner-Tag-Ticket-NRW kann problemlos in Lauenförde gelöst und schon benutzt werden. "Mit dem NRW-Ticket hat man sogar noch die Berechtigung, eine Station weiter bis nach Bad Karlshafen zu fahren", erläutert Burghard.
Zudem ist der Bahnhof Lauenförde/Beverungen integriert in den sogenannten Hochstift-Tarif von der Verkehrsgesellschaft Paderborn/Höxter. Und dieser Hochstift-Tarif ist wiederum vernetzt mit dem landesweiten NRW-Tarif.
"Unser Semester-Tarif endet leider bereits in Wehrden, er ist keine Zusammenfassung aller darunter liegenden Verkehrsverbünde oder Semestertickets. So können Aachener Studierende noch bis Belgien fahren, Bielefelder Studierende dafür bis nach Haste. In Wehrden ist aber leider Schluss, auch wenn der Hochstifttarif noch etwas weiter reicht", sagt Christian Osinga vom AStA Bielefeld.