Bad Driburg Medikamente belasten das Abwasser in Bad Driburg

Bad Driburg. Dem Abwasserwerk Bad Driburg steht in den nächsten Jahren möglicherweise eine große Investition ins Haus. Der Grund: Die Bezirksregierung Detmold mahnt eine bessere Reinigung des Abwassers von Medikamentenrückständen an. Denn diese belasten nach Aussage von Klaus Zimmermann zunehmend die Gewässer. Im Stadtrat stellte der Betriebsleiter kürzlich den Wirtschaftsplan für dieses Jahr vor. GEBÜHREN Seine wichtigste Botschaft: Die Abwassergebühren bleiben in diesem Jahr gleich. Und das, obwohl das Abwasserwerk in diesem Jahr mehr ausgibt, als es durch Gebühren einnimmt. "Wir haben noch Gebührenrückstellungen aus den vergangenen Jahren, die teilweise einfließen werden", sagte Zimmermann im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Demnach steht dem Abwasserwerk noch ein Puffer von 185.000 Euro zur Verfügung. Weil diese aber erst bis spätestens 2017 in Anspruch genommen werden müssen, will Zimmermann die Rückstellungen in diesem Jahr nicht vollständig aufbrauchen. Die Gebühren liegen demnach in diesem Jahr bei 2,07 Euro pro Kubikmeter für das Abwasser und 0,64 Euro pro Quadratmeter anzurechnende Regenwasserfläche. Die Gesamterlöse aus den Abwassergebühren privater und öffentlicher Grundstücke belaufen sich damit auf 3.720.250 Euro. INVESTITIONEN Eine wichtige geplante Investition in diesem Jahr ist der Ausbau des Blockheizkraftwerkes in der Kläranlage in Herste. "Derzeit nutzen wir noch längst nicht das gesamte anfallende Klärgas zur Herstellung von Strom", sagt Zimmermann. Deshalb soll die Kapazität des Blockheizkraftwerks verdoppelt werden. Der gewonnene Strom wird zunächst zur Abdeckung der Spitzenlasten des Eigenverbrauchs genutzt, um die Kosten zu reduzieren. Bleibt etwas übrig, wird die Energie ins Netz eingespeist. Dafür sind im Haushaltsplan in diesem Jahr 100.000 Euro eingeplant. Zudem ist der Bau der Kanalisation im Bereich der Neubaugebiete "Unter der Iburg", "Freiherr-vom-Stein-Straße" und "Arnold-Janssen-Ring" vorgesehen. "Wir beginnen jetzt bald mit den Ausschreibungen und hoffen, dass mit der Maßnahme noch im Frühjahr begonnen werden kann", sagt Zimmermann. Kostenpunkt: rund 300.000 Euro, wobei allein 220.000 Euro für den Anschluss des größten Baugebietes Arnold-Janssen-Ring mit rund 25 Bauplätzen vorgesehen ist. Weitere Investitionen sind unter anderem für den Bau eines Regenklärbeckens an der Stichstraße Groppendiek vorgesehen. Auch wenn dies 125.000 Euro kosten soll, ist es nach Ansicht von Zimmermann die wirtschaftlichste Lösung. Zudem beginnen die Planungen für ein Regenwasserrückhaltebecken am Sulburgring unterhalb der B 64. Zurzeit wird der Erwerb von Flächen geprüft - gebaut wird frühestens im nächsten Jahr. RÜCKSTÄNDE Ein zunehmendes Problem stellt auch in Bad Driburg die Belastung des Abwassers durch Medikamentenrückstände sowie Wasch- und Reinigungsmitteln dar. Diese können derzeit nicht gereinigt werden und gelangen nach der Abwasserbehandlung ungeklärt zurück in den Wasserkreislauf und damit auch in das Trinkwasser. Auch Rückstände aus Korrosionsschutzmitteln und Röntgenkontrastmitteln sind immer häufiger nachweisbar. Die Bezirksregierung Detmold fordert für alle größeren Kläranlagen die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zur Eliminierung von Spurenstoffen. Eine entsprechende Auflage enthält auch der in diesem Jahr erteilte wasserrechtliche Erlaubnisbescheid für die Kläranlage Herste. Dort müsste dann, so erläutert Klaus Zimmermann, eine vierte Reinigungsstufe eingebaut werden. "Dies ist technisch sehr aufwendig. Eine Möglichkeit ist, in das Wasser feinste Aktivkohle einzubringen, an die sich die schädlichen Mikropartikel anheften. Anschließend muss die Aktivkohle wieder aus dem Wasser gefiltert", erklärt der Betriebsleiter. Eine andere Möglichkeit wäre die Ozonierung. Wie hoch die Kosten für die neue Reinigungsstufe sein werden, ist noch völlig unklar. Dazu wird derzeit eine Machbarkeitsstudie erstellt, die zu 80 Prozent (33.500 Euro) von der Bezirksregierung gefördert wird. Eine ähnliche Pilotanlage in Barntrup wird derzeit mit zwei Millionen Euro veranschlagt - diese ist allerdings wesentlich kleiner als in Herste. Die Rückstände stammen nach Auskunft von Zimmermann zum größten Teil nicht aus Kliniken, sondern von Abwässern aus Privathaushalten. "Deshalb halte ich es für sehr sinnvoll, die Bevölkerung über die Problematik aufzuklären. Dies könnte viel zur Vermeidung von Medikamentenrückständen beitragen", so der Betriebsleiter.