Vlotho. Aufschub für den Bahnhof Vlotho: Erst in zwölf Monaten soll endgültig über das Schicksal der noch immer denkmalgeschützten Alt-Immobilie entschieden werden. Das hat Bürgermeister Bernd Stute im jüngsten Rat deutlich gemacht.
Das Signal galt vor allem den Abrissgegnern, die sich in einer Interessengruppe formiert haben und sich etwa bei Facebook für eine künftige Nutzung des Gebäudes starkmachen. Fast 500 Nutzer folgen der Gruppe und: Eine Online-Petition zur "Rettung und Erhaltung des Vlothoer Bahnhofgebäudes" findet nicht nur in der Weserstadt selbst Interesse. Zu den fast 120 Unterzeichnern gehören Befürworter aus Kanada und den USA. "Wir sammeln und sammeln und sammeln", sagt Erika Reuter, die - wie auch Mitstreiter Uwe Schneckener - per Ratsantrag sogar um 24 Monate Aufschub der Abrisspläne gebeten hatte.
Seit einem knappen Jahr gilt der ursprünglich von der SPD geforderte Ratsbeschluss zum Abriss - umgesetzt wurde er jedoch bis dato nicht. Immer wieder hatte die Verwaltung versucht, einen Investor zu finden. Erfolglos. Auch bei den den Vorstellungen der Abrissgegner komme es jetzt auf die Finanzierung an, sagte Stute. "Wir brauchen also in den nächsten zwölf Monaten ein Finanzierungskonzept und ein Konzept für die nachhaltige Nutzung des Gebäudes." Sollte das nicht vorliegen, wird die Stadt den Ratsbeschluss durchsetzen - vorausgesetzt, das Denkmalamt in Münster spielt mit.
Was Konzepte angeht, ist die Gruppe zuversichtlich, wie Volker Hoffmann, Ex-Bürgermeisterkandidat und einstiger Gastwirt des "Schubidu" deutlich machte: "Die Gruppe hat jetzt einen Architekten an Bord, der beim Gruppentreffen schon erste Pläne dabei hatte. Jetzt suchen wir dringend einen Rechtsanwalt und einen Steuerberater."
Hoffmann glaubt, dass man sich relativ schnell auf ein tragfähiges Konzept einigen könnte. Vorstellbar seien Hotelräume und Gastronomie. Zum einstimmig beschlossenen Ratsvotum meinte er: " Ein Traum ist wahr geworden."
In Sachen Finanzierung hat Hoffmann ebenfalls Vorstellungen: "Wenn nur die Hälfte aller etwa 20.000 Einwohner von Vlotho bereit wären, 100 Euro zu spenden, dann hätten wir schon viel Geld zusammen." Außerdem würde man 100.000 Euro Abrisskosten sparen, die der Initiative zur Verfügung gestellt werden könnten.
Um Verantwortlichkeiten zu klären, forderte Stute am Donnerstag im Rat die Benennung einer verantwortlichen Person. "Die Stadt kann nicht in Haftung treten, wenn etwa bei einer Grünschnittaktion etwas passiert." Hoffmann selbst meinte im Anschluss an die Sitzung, er könne sich eine solche Aufgabe durchaus vorstellen.
Immer wieder hatten sich Bürger in den vergangenen Jahren für den Erhalt des 1875 errichteten Bahnhofs eingesetzt, darunter eine Gruppe um den Kunsthistoriker Thomas Bufe. Dessen Auffassung: Bestenfalls könnte das Gebäude als "Bürger-Bahnhof" mit einem integrativen Konzept für alle Generationen, wo Sport und Kultur unter einem Dach vereint sind, genutzt werden. Ebenso sollte in Kooperation mit der Kulturfabrik an die Erschließung eines Veranstaltungssaales gedacht werden.