Auflösung: „Das Kakadu ist nicht mehr“

Herford. Das Rätselfoto vom 21. Juli zeigte das damalige Haus &bdquo;Kakadu"des Herforder Künstlerkreises an der Credenstraße 28 am Tag nach einem vernichtenden Brand am Donnerstag, 29. Dezember 1977. Das schon damals über 200 Jahre alte Gebäude war kurz zuvor saniert worden. Von außen blieb es weitgehend unversehrt. Paul Fries schreibt: &bdquo;Es ist der Kakadu-Club in der Credenstraße nach dem Brand. Vormals war es ein Feinkostladen von Frau Stork. Dort hingen ab und zu schon mal Rehe, Hasen und Fasane an der Wand neben der Eingangstür. Das war so in den 50er, 60er und 70er Jahren." Feuer entstand wohl im Thekenbereich Klaus-Dieter Stork berichtet: &bdquo;Auf dem Foto ist der Jugendtreffpunkt Kakadu-Club zu sehen. Als der Jazzclub 1976 als Raum der Jugendkultur aufgelöst wurde, betrieb Carlo Dewe ab 1978 den Kakadu-Club in der Credenstraße. Zusammen mit anderen Musikern gründete er die nach dem Club benannte Kakadu-Combo, die es ja auch heute noch immer gibt. 1982 verließ der Club sein Domizil in der Credenstraße und zog in das Gebäude der ehemaligen Sackfabrik Brockfeld am Hellerweg/Ecke Elverdisser Straße. Aber die Fortführung des Clubs scheiterte an diversen Streitigkeiten und von Jugendkultur konnte da aber schon keine Rede mehr sein. Der Westfälische Kultur- und Medienverein e. V. gründete sich neu und als Geschäftsführer wurde Carlo Dewe eingesetzt. Insbesondere die Rockakademie OWL wurde als Projektgruppe des Vereins auf Initiative von Carlo Dewe gegründet. Sie soll zur Förderung der Popularmusik für die Nachwuchsmusiker und zu deren Kontaktherstellung dienen." Die Schlagzeile in der Neuen Westfälischen lautete am 30. Dezember 1977: &bdquo;Nachts um 2.20 Uhr brannte das Haus ,Kakadu völlig aus – Wertvolle Welski-Ausstellung fast restlos vernichtet." Im Bericht heißt es in Auszügen: &bdquo;Das Haus Credenstraße 28, in unserer Stadt und darüber hinaus als ein wertvoller Bau in der Neustadt und vor allem als das Haus &bdquo;Kakadu" des Herforder Künstlerkreises bekannt und beliebt, ist mit seiner kompletten Inneneinrichtung das Opfer eines verheerenden Brandes geworden. Im Inneren sieht es aus wie nach einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg." Das Feuer wurde von Anliegern bemerkt und um 2.22 der Feuerwehr gemeldet. Bis 5.10 dauerte der Einsatz. Als Hauptbrandherd war schnell der Thekenbereich ausgemacht. Auch der rückwärtige Aufenthaltsraum mit Klavier und Sitzgelegenheiten wurde stark in Mitleidenschaft gezogen: &bdquo;Es gibt praktisch nichts mehr, das irgendwie brauchbar gewesen wäre. Das herrlich altmodische Gestühl, das an Berliner Cafés der 20er Jahre erinnerte, ist total verbrannt oder verkohlt." Vernichtet waren auch die Musikanlage mit Schallplatten und Musikkassetten sowie die Bestände an Bier, Weinen und Säften. Das derzeit Wertvollste im Kakadu sei aber die große Ausstellung &bdquo;Alf Welski, Radierungen" mit über 30 Exponaten gewesen. &bdquo;Wir fanden gestern nur noch einen kleinen Fetzen von einem einzigen Bild", schrieb der NW-Reporter. Fassungslos habe der Hausbesitzer Karl-Heinz Schoffer, der sich für die Renovierung so eingesetzt habe, vor dem Haus gestanden: &bdquo;Der Schaden kann durch die Versicherung wohl kaum gedeckt werden." Nachbarin Ursula Niemeier gestand der NW, dass ihr zum Weinen zumute sei: &bdquo;Das Kakadu ist nicht mehr." Pläne für Silvester wurden durchkreuzt Noch bis kurz vor zwei Uhr nachts hatten sich Künstlerkreis-Mitglieder mit ausländischem Besuch im Kakadu aufgehalten. Beim Verlassen des Hauses, so der 2. Vorsitzende Ingolf Kirsch damals, habe er nichts feststellen können, was auf einen Brand hätte hindeuten können. Der 1. Vorsitzende Hans-Joachim Dewe beschrieb seinen nächtlichen Eindruck: &bdquo;Funken sprühten heraus, eine große Flamme kam hinten heraus." Er selbst war mit Bekannten in einer anderen Gaststätte gewesen. Zuvor hatte man über das geplante Silvesterprogramm gesprochen. Er wird mit der &bdquo;verzweifelten Frage" zitiert: &bdquo;Wie soll es jetzt weiter gehen?"

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