Mittwochrätsel

Auflösung Mittwochrätsel: An Wiese- und Johannisstraße begann der soziale Wohnungsbau

Das Areal eigente sich besonders gut, weil es stark von Bomben in Mitleidenschaft gezogen worden war

1951 bezogen: Die neu gebauten Mehrfamilienhäuser an der Ecke Wiesestraße/Johannisstraße. | © Stadt Herford / Sammlung Jach

Frank-Michael Kiel-Steinkamp
23.11.2016 | 23.11.2016, 06:00

Herford. Das Foto des letzten Mittwochrätsels stammt aus dem „Dokumentarbericht – 15 Jahre danach" der Stadtverwaltung, die darin die „Aufbauarbeit von Rat und Verwaltung" nach dem dem „Zusammenbruch 1945" darstellen sollte.

Christian Debus hat erkannt: „Die Straße ist die Wiesestraße, hier an der Kreuzung Johannisstraße, Wiesestraße, Tribenstraße. Die Häuser der Herforder Wohngenossenschaft wurden Ende der 1950er Jahre gebaut."Regine Link schreibt: „An der abgebildeten Kreuzung biege ich momentan jeden Tag in die Wiesestraße ab. Heute ist dort eine Ampelanlage und wesentlich mehr Verkehr als auf dem Foto."

Helmut Schneckener hat genau hingesehen: „Der Baum auf dem Foto ist zwischenzeitlich (logisch) größer geworden und hat noch einen Nachbarn bekommen."

Saniert: Auf den ersten Blick haben sich die Häuser wenig verändert. Die Fenster haben statt Sprossen Isolierglas. - © Frank-Michael Kiel-Steinkamp
Saniert: Auf den ersten Blick haben sich die Häuser wenig verändert. Die Fenster haben statt Sprossen Isolierglas. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Information

Gewinne liegen abholbereit

Dreimal gab es beim Rätselbild das Buch „Leben und Tod im alten Herford" von Rainer Pape zu gewinnen. 
Sie liegen zwei Wochen lang bereit in der 
Geschäftsstelle der NW, Lübberstraße 15-17. Die Gewinner sind Christian Debus, Marion Sander und 
Ulrich Stille aus Herford 
Herzlichen Glückwunsch!

Ulrich Stille: „Während der Fahrradfahrer links im Bild auf der Johannisstraße Richtung Renntor gerade den dreiräderigen Goliath-Kleinstlaster aus dem Hause Borgward überholt, brettert der flotte Käfer mit Weißwandreifen um die Kurve in die Wiesestraße. Hier wurde seinerzeit häufiger tüchtig ,gebrettert’, aber das waren dann die Radsportler mit ihren ,Rennmaschinen’, von denen die Wiesestraße damals traditionell und zur Freude des Publikums an der Strecke für ihre Radrennen genutzt wurde."

Carola Taßis schreibt: „Der Käfer biegt von der Johannisstraße in die Wiesestraße ab. Die Häuser sehen heute noch genauso aus."Reinhard Taßis erinnert sich: „Das Straßenbild hat sich kaum verändert, von der Wiesestraße kommend geradeaus geht es in die Tribenstraße."

Klaus-Dieter Stork weiß: „Die abgebildeten Häuser gehören der Wohnungsbaugenossenschaft Herford-Stadt und wurden nach Kriegsende dort errichtet. Das Gebiet um die Johannisstraße war im Zweiten Weltkrieg durch Bombenabwürfe sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Auf den dadurch entstandenen Freiflächen bot es sich somit an, nach Ende des Krieges wegen der großen Wohnungsknappheit dort möglichst schnell für neuen Wohnraum zu sorgen. Unter dem Begriff „Schöner Wohnen" kann man sich zwar etwas anderes vorstellen. Aber zwischenzeitlich wurden die Wohnblocks auch renoviert. Der dreirädrige Goliath war in den 50er und 60er Jahren häufig im Stadtbild als Lieferfahrzeug von Händlern und Handwerkern vertreten. Auch unser damaliger Kohlenhändler hatte so ein Gefährt."

Regina Braun schreibt: „Die Wiesestraße hat für mich eine besondere Bedeutung. Ich wurde vor fast 60 Jahren dort, in der Nr. 1, einen Tag vor Weihnachten geboren."

„Wohnungen – noch mehr Wohnungen" heißt das Kapitel in der Broschüre der Stadt von 1960, das szenisch beginnt: „,Well’, sagte kürzlich ein Besucher aus Amerika, der nach 30 Jahren seine Heimatstadt wiedersah, ,Well, an dieser Stelle habe ich als Junge noch bei der Kartoffelernte mitgeholfen.’ Er sagte dies, als er mit seinem Straßenkreuzer langsam durch eines der neuen Siedlungsgebiete der Stadt fuhr. Er hatte recht, dort, wo die Räder seines Wagens über den Asphalt rollten, war noch vor wenigen Jahren Ackerland gewesen. Der Wohnungsbau hat den Außenbezirken der Stadt in den vergangenen 15 Jahren ein völlig neues Gesicht gegeben."

An der Ecke Johannisstraße/Wiesestraße allerdings war vor dem Krieg nicht Ackerland gewesen. Die Häuser waren bei Bombenangriffen zerstört worden. Die Wohnungsnot war „am Nullpunkt unserer Existenz" durch 570 zerstörte und 350 beschädigte Wohnungen, die britische Besetzung des Stiftbergs ab Pfingsten 1945, 5.300 Flüchtlinge aus den Ostgebieten allein bis Mitte 1949 und durch Evakuierte aus dem Ruhrgebiet „von unerträglichem Ausmaß". Nach der Währungsreform gab der Rat 1949 den Startschuss zu einem Wohnungsbauprogramm. Träger erster Baumaßnamen war die Wohnungsgenossenschaft. 1949 war Baubeginn für 22 Wohnungen an Sachsen-, Gneisenau- und Wiesestraße sowie für 27 Kleinsiedlerstellen an der Königsberger Straße. 1950 begann man mit dem Bau von 81 Wohnungen an der Johannisstraße. 1951 zogen die Mieter in 88 Wohnungen an der Johannis-, Wiesestraße und Auf der Bleiche ein.