
Herford. Das alte Foto vom vergangenen Mittwoch zeigte die Weihnachtsbeleuchtung in der Radewig. Sie soll an das historische Steintor an dieser Stelle erinnern.
"Auch wenn die erste bekannte schriftliche Erwähnung der Herforder "Steynstrate" erst in das Jahr 1451 datiert, gehören Steinstraßen generell zu den ältesten Straßennamen im deutschsprachigem Raum", weiß Stadtführer Mathias Polster. "Den Namen trug der alte Handelsweg sicher bereits, bevor im 13. Jahrhundert mit der ersten Befestigung der Stadt hier das Steintor entstand und seinen Namen nach der Straße bekam. Steinstraßen waren oft die ersten Handelsstraßen vor der klassischen Anlage von Marktplätzen. Durch das Steintor führte die Salzstraße, eine wichtige Handelsstraße, auf der Händler ihre Waren von den Häfen der Nordsee über den Pass bei Rödinghausen nach Köln transportierten. Zum Bild: Noch führt durch das Steintor die wichtige Verbindungsstraße. Über den Gänsemarkt, die Radewiger- und Bäckerstraße fuhr man bis zum Alten Markt. Das Bild zeigt die Weihnachtsbeleuchtung, bei der erstmals alle Stadttore gleich beleuchtet wurden. Auch durch die Innenstadt zog sich erstmals eine einheitliche Beleuchtung. Nachdem 1978 die neue Brücke fertig gestellt war, wurde der Verkehr vierspurig über die neue Straße auf der Freiheit geleitet und das Steintor für den Verkehr gesperrt."

Bruno Vehmeyer hat ein Lied in Erinnerung: "Am Steintor befand sich die Fleischerei Koch, heute Bürgerberatung. Jürgen Wilhelm hatte seinerzeit für die Schlachterei Karl-Heinz und Lilo Koch folgendes Gedicht nach der Melodie ,In der Straße wohnst Du' aus My fair Lady gedichtet: ,Im Kreis Herford weiß es schon jedes Schwein,/ und es wird auch bald bekannt in ganz Westfalen sein,/ tritt das Ende ein, soll?s am Steintor sein,/ denn es weiß, in der Straße wohnst Du./ Das Schwein träumt davon, wie es weitergeht, wenn es/ Zärtlich dann von Lilo durch den Wolf gedreht./ Aus dem letzten Loch, ja da pfeift es noch,/ endlich bin ich bei Dir Karl-Heinz Koch? (das war der damalige Schützenkönig)". Auf der linken Seite ist die Gaststätte ,Zum Steintor?, seinerzeit eine ordentliche Kneipe mit den Wirtsleuten Horst Weinert, Stammlokal der vierten Kompanie."
Auch Günter Hampel erinnert sich: "Im Hintergrund sieht man die Fleischerei Koch die vorher ihr Geschäft direkt an der Eisenbahnunterführung hatte, bevor der heutige Go-Parc ursprünglich als Parkhaus mit Baumarkt gebaut wurde."
Detlev Piekenbrock schreibt: "Wir wohnten damals auch am Wall "Unter den Linden". So oft wir zum Bahnhof mussten, passierten wir dieses Steintor. Und dann war man fast da. Die Geschäfte gibt es alle nicht mehr; statt Frikadellen gibt es da jetzt Pässe - und die sind etwas teurer . . ."
Werner Eikmeier erinnert an das Vorhaben, das Steintor zu rekonstruieren: "Herr Schöneberg der wollt das Tor,/ mit einem neuen einst verschönen,/ der Bauausschuss war unentschlossen, /er war regelrecht am stöhnen./ Ein schönes "Steintor" sollt es werden,/ aufgemauert Stein für Stein,/ was fehlte war das "Grüne Licht",/ es gab kein Ja, es gab kein Nein. / Herr Schöneberg war dieses leid,/ das Steintor musste drunter leiden,/ bei diesem Hü und diesem Hot,/ Herr Schöneberg, er ließ es bleiben.
Helfried Horstmann weiß: "Hier begann für Jahrzehnte für die Menschen aus den westlichen Wohngebieten die Innenstadt. Gleich nach der Brücke links befand sich das Bekleidungsgeschäft Stedefeder, ein Singer-Nähmaschinengeschäft und der Friseursalon Kümmel. Gut zu erkennen das Fleischergeschäft von Karl Koch, für viele Menschen der Fleischer ihres Vertrauens. Weiter ging es an der Lebensmittelhandlung Hoppe vorbei bis zum Gänsemarkt. Bei Hoppe konnte man u. a. Petroleum kaufen, das aus einem großen Fass abgefüllt wurde. Die rechte Seite begann mit einem Zeitschriften- und Süßigkeitenkiosk, daran schloss sich das Lederwarengeschäft Wolff an, von dem ich meine erste Federmappe für die Volksschule erhielt. So ging es weiter über den Gänsemarkt in Richtung Alter Markt, Geschäft an Geschäft reihte sich auf beiden Straßenseiten an das nächste - und alle hatten Kundschaft!"