
Herford. Das alte Foto vom vergangenen Mittwoch zeigt eine Litfaßsäule mit Werbung für die Pöppelmann-Woche der Stadt zum 300. Geburtstag des Baumeisters. Entsprechend ist es wohl 1962 entstanden, vermutet Stadtarchivar Christoph Laue, der das Bild von der Ecke Münsterkirchplatz/Auf der Freiheit aus der Fotosammlung des Kommunalarchivs herausgesucht hat. Im Hintergrund ist die Münsterkirche zu erahnen.
Hans Hillebrand erinnert sich: „ Im Haus links befand sich eine Arzt-Praxis. Im Obergeschoss wohnte die Familie Echternkamp (heute in Berlin). Die Littfaßsäulen wurden von Max Schmidt von der Hollandstraße beklebt. Er fuhr ein ’Tempo’-Dreirad-Auto.“
Dirk Niemeier hat erkannt: „Die beiden Männer mit den modischen Kappis wollen zum gelben Postauto. Der hintere von den Beiden, trägt eine Umhängetasche. Ergo: Postbedienstete.“
Klaus-Dieter Stork schreibt: „Links hinter der Litfaßsäule ist die in den 1960er-Jahren abgebrochene Villa Dr. Lange zu sehen. Von der Litfaßsäule gänzlich verdeckt, müsste dahinter die Wolderuskapelle zu sehen sein. Bevor die Straße, auf der das gelbe Postauto fährt, als Rathaus- und Münsterkirch-Platz gepflastert wurde, bildete sie die Verbindung zwischen der Elisabethstraße und der Straße Auf der Freiheit. Das Farbfoto dürfte vom Stephansplatz, aus der Richtung des alten kaiserlichen Postamtes aufgenommen worden sein. Statt der Litfaßsäule steht dort heute ein Kiosk für Lotto-Toto, Zeitschriften und Raucherwaren.“
Helfried Horstmann erinnert sich: „Vieles gäbe es zur Münsterkirche im Hintergrund zu berichten. Ich erinnere mich an Menschen, die noch viele Herforder kennen. Lange Zeit war Helmut Steffen dort Küster. Er war übrigens der letzte beamtete Küster Westfalens. Von ihm weiß ich folgendes: Wenn Pastor Voss Abendmahl austeilte, wurde im Vergleich zu den anderen Pastoren viel mehr Wein benötigt. Er ließ immer einen kräftigen Schluck aus dem Kelch zu. Und Pastor Dietrich nahm den nicht ausgetrunkenen Wein mit nach Hause. Seine Frau kochte daraus eine Weinsuppe. Prägend für die Münsterkirche war auch Kantor Heinrich Ortgiese (inzwischen ist er 100 Jahre alt), der jahrzehntlang sein Herzblut in das jährliche Kantatefest steckte. Der hohe Chor im Münster war ganz mit Bläsern aus der Region gefüllt. Die Kramerstühle waren voll besetzt von Bläsern aus Bethel. Und nach dem Gottesdienst dirigierte er auf dem Rathausplatz den großen Bläserchor. Wilhelm Katenbrink schlug die Kesselpauken und mit vollem Geläut endete das Fest mit dem Choral ,Nun danket alle Gott’.“
Jochen Hartig schreibt: „Durch den Baum ist der nördliche, nie auf volle Höhe ausgebaute Turm der Münsterkirche zu erahnen. Es hat zwar immer einmal Anfragen zum Bau des zweiten Turms gegeben, doch die Eintürmigkeit ist eine westfälische Eigenart, die nach dem Willen der Denkmalpflege auch beibehalten bleiben soll. Bei der letzten Restaurierung der Kirche in den 1990er-Jahren, die das Land NRW als Patronatsleistung bezahlt hat, ist in dem Turm in rund 5 Meter Höhe eine zugemauerte Durchgangsöffnung zur ehemaligen Abtei, die auf dem Gelände des jetzigen Rathauses gestanden hat, gefunden worden. Auf diese Weise konnten wahrscheinlich die Stiftsdamen (zusätzlich zur Zugangsmöglichkeit auf der Nordseite zum dortigen Schlafhaus) in die Kirche kommen, ohne über die Straße gehen zu müssen und auf die ’normalen’ Kirchgänger zu treffen. Im massiven Mauerwerk des Durchgangs ist sogar noch ein Ablagebrett für die Gesangbücher gefunden worden.“
Karl-August Ebmeyer erinnert sich: „Mein Schulweg zur Volksschule Wilhelmsplatz führte an der Villa Dr. Lange vorbei. Die Straße kam damals am Rathausplatz vorbei von der Elisabethstraße. Von dort kommend ging es nach links in die Straße Auf der Freiheit und nach rechts zur Hämelinger Straße. Geradeaus steht heute noch die alte Post. Aus dem Schalterraum hatte man einen guten Blick auf diese Gabelung.
So kam es circa 1953, dass einige Bekannte gesehen hatten, wie ich mit meinem 125er-Ardie-Motorrad dort in der Kurve weggerutscht und gestürzt war. Außer meiner Hose aus Stoff – Leder war damals unerschwinglich – war nichts und niemand zu Schaden gekommen. Jedoch hatte ich noch einige Wochen danach immer wieder den Spott der Zuschauer zu ertragen.“
Helmut Schneckener weiß: „Von dem Abgebildeten ist ja nichts mehr vorhanden, die kaum erkennbare Münsterkirche ausgenommen.“
Ulrich Stille schreibt: „An dem Foto hätte Ernst Litfaß mit Sicherheit viel Freude gehabt. Seine Säulen wurden in 100 Exemplaren 1855 erstmals in Berlin aufgestellt. Auf unserem Bild verdeckt sie links teils die alte Villa von Dr. Lange (Abriss in den 1970er-Jahren) und die Wolderuskapelle daneben vollständig. Allerdings ist durch das Blätterdach des Baumes rechts an der Rathausecke ganz gut die Münsterkirche zu erkennen. An sie habe ich zwar noch nicht als Täufling aber später als Schüler gute Erinnerungen – zum Beispiel bei den damals noch üblichen Reformationsgottesdiensten – anschließend war schulfrei. Die Erinnerungen wurden dann in vielen Jahrzehnten bei den Weihnachtskonzerten des Friedrichs-Gymnasiums in dieser schönen Kirche Jahr für Jahr vertieft.“
Drei Mal gab es beim Rätselbild das NW-Tourenmagazin „Überland“ zu gewinnen. Sie liegen zwei Wochen lang bereit in der Geschäftsstelle der Neuen Westfälischen, Lübberstraße 15-17. Die Gewinner sind: Jochen Harting, Dirk Niemeier und Günter Hampel.