Warum dieser 30-jährige Lehrer aus Spenge Wacken-Fan ist

Halle/Spenge/Wacken. Wacken ist Heavy Metal, Wacken ist Kult, "Wacken ist geil!", sagt Tobias Uebler. Hitze oder Schlamm, der 30-jährige Haller ist absoluter Fan und das Wetter für ihn egal. "Wenn du nach Wacken fährst, nimmst du einfach alles mit, was du brauchst." Zweimal hat er den Pilgerort der Metalfans bei übelstem Wetter erlebt und hätte es wohl auch dieses Mal, müsste er nicht arbeiten. Tobias Uebler ist Lehrer an der Gesamtschule Spenge und am heutigen Donnerstag seine erste Dienstkonferenz. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich für gute Freunde zu freuen, die es aufs Gelände geschafft haben - und mit anderen zu leiden, die fünf Kilometer vor dem Ziel umkehren mussten. Sechs Mal war Tobias Uebler in Wacken, zum ersten Mal 2015. Ein Start nach Maß: "Der totale Schlamm. Wir standen knietief im Modder, es ging nichts mehr! Aber wir kamen auf's Gelände." Wir, das sind er selbst und seine Frau Sabrina Petersen. Noch nicht ausgestiegen, riefen die Nachbarn ihnen schon zu: "Braucht ihr Hilfe beim Zelt? Braucht ihr Bier?" "Auch wenn du keine Ahnung von Metal hast, du musst es erlebt haben, um es zu verstehen! Die Menschen, die Gemeinschaft, das lässt sich mit nichts vergleichen. Das ist der Holy Ground, da willst du hin!" Tobias Uebler geht noch einen Schritt weiter: "In Wacken treffen sich positiv gestörte Menschen aus der ganzen Welt, die Bock haben, gute Musik zu hören. Wenn wir das ganze Jahr Wacken hätten, hätten wir den Weltfrieden." Mit der Zeit sind sogar Wacken-Freundschaften entstanden Auch bei Regen. Tobias Uebler übernachtet immer im Zelt. "Das würde ich gern gegen einen Wohnwagen tauschen, kann ich mir nur nicht leisten." Aber wie gemütlich ist es im Zelt, wenn es regnet? Wenn alles nass ist? "Ach was! Du lässt die Schuhe draußen und packst die nassen Klamotten ins Auto. Dann geht's!" Inzwischen ist seine Truppe ohnehin bestens aufgestellt: "Wir sind inzwischen 14, haben uns alle in Wacken kennengelernt und eine eigene Whatsapp-Gruppe." Da tauscht man sich aus, wer die Würstchen kauft, wer den Senf mitbringt und wer den Grill einpackt. Auch ein Feuerlöscher ist immer dabei, "für alle Fälle". Das Glück ist ohnehin mit dem 30-Jährigen: "Uns ist nie wirklich etwas Schlimmes passiert. Einmal flog ein Zelt bei Sturm an uns vorbei und hat nur knapp das Auto verfehlt, ein anderes Mal soff eine Senke ab, in der unser Zelt stand, ohne dass sich jemand nasse Füße geholt hätte, und noch ein anderes Mal haben wir es beim Gewitter gerade noch so ins Auto geschafft." Einen Platz direkt vor der Bühne ergattert - und die Blase drückt Dann wurde es doch einmal kritisch. "2015 stand ich beim Auftritt von "Ooomph" und "Within Temptation" in der ersten Reihe - und musste auf die Toilette. Ehrlich, wenn du in der ersten Reihe stehst, kannst du nicht gehen. Normalerweise dauert es zu den Klos zehn Minuten. Aber die Schlotze war wie Treibsand. Ich hab' 40 Minuten gebraucht." Tobias Uebler lacht, als er das erzählt. "Ist ja logisch. Wenn sich 80.000 Beinpaare über eine Wiese wälzen, kann die nicht mehr grün bleiben." 2016 sah es nicht besser aus. Doch der Haller war vorbereitet. "Du musst einfach alles dabei haben." Gummistiefel sind für ihn Pflicht, "sonst kannst du deine Schuhe gleich zum Schuhfriedhof bringen." Den gibt's in Wacken wirklich, "der fällt in diesem Jahr bestimmt größer aus als sonst. Sind aber natürlich auch weniger Leute da." Wacken bei Hitze ist allerdings kaum viel besser. 2019 war so ein Jahr. "Es war krass staubig! Ich hatte noch 14 Tage später Sand in der Nase." Ohne Sonnenschutz und Insektenspray geht dann gar nichts. "Und nicht nur Bier trinken, sondern auch mal Wasser." Manchmal hätten die Standbetreiber den Schlauch in die Menge gehalten und die Leute nass gespritzt. "Herrlich!" Aktuell nicht ganz leicht vorzustellen. Sofort wieder nach Wacken - dann aber mit Anglerhose Auch wenn Tobias Uebler froh ist, dass er das derzeitige Chaos nicht miterleben muss: "Klar blutet mein Herz, dass ich nicht dabei sein kann." Dass das Wetter den Veranstaltern auf diese Weise einen Strich durch die Rechnung macht, sei einfach Pech. "Aber das ist höhere Gewalt." Von seinen Wacken-Freunden hört er über Whatsapp, wie es so läuft. Oder auch nicht läuft. "Ein Freund ist Montag hingefahren und noch aufs Gelände gekommen, eine Freundin haben sie fünf Kilometer vor dem Ziel zurückgeschickt. Das ist bitter!" Dass er wieder nach Wacken fährt, steht für den 30-Jährigen fest. "Nächstes Mal kaufe ich mir aber vorher eine Anglerhose." Nicht, um besser durch den Schlamm zu kommen. "Aber dann kann ich mich auch mal hinsetzen."

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