Jetzt als Podcast: Die Leiche in der Tiefkühltruhe in Spenge

Spenge. Es ist ein Tag im Februar 2012, als Polizeibeamte eine Garage an der Bielefelder Straße in Spenge-Lenzinghausen im Kreis Herford durchsuchen. Sie ermitteln gegen den 42-jährigen Mieter Jacob F. ,weil er osteuropäische Frauen nach OWL geschleust und mit gefälschten Pässen ausgestattet hat. In der durchsuchten Garage machen die Beamten jedoch einen Fund, der die Mordkommission auf den Plan rufen wird: In einer Tiefkühltruhe versteckt - eingepfercht in einen Koffer - entdecken sie eine gefrorene Frauenleiche. In Spenge gibt es tagelang kaum ein anderes Thema. Wer ist die tote Frau und warum musste sie so grausam sterben? Der rätselhafte Fall ist nun Thema in einer Episode von "OstwestFälle - dem True-Crime-Podcast der Neuen Westfälischen". Der Kühltruhenmord im Überblick: Im Februar 2012 finden Ermittler eine Frauenleiche in einer Tiefkühltruhe, die in einer Garage in Spenge steht Die Identität der Frau bleibt jedoch lange unklar Der Mieter der Garage, ein 42-jähriger gebürtiger Kirgise, gilt als Hauptverdächtiger - schweigt aber zu den Vorwürfen Bereits 2007 ist der Familienvater wegen Menschenhandels zu einer Haftstrafe verurteilt worden Das eigentliche Tatmotiv bleibt bis zuletzt unklar Mit Kabelbindern erdrosselt und in Kühltruhe versteckt Im rechtsmedizinischen Institut in Münster wird die Frauenleiche obduziert. Danach steht die Todesursache fest: Die Frau ist mit Kabelbindern erdrosselt worden. Hinweise auf weitere Gewaltanwendung gibt es nicht, auch keine Anzeichen für sexuellen Missbrauch. Die Identität der zierlichen Frau jedoch bleibt unklar. Staatsanwaltschaft und das 16-köpfige Ermittlerteam der Mordkommission &bdquo;Garage" tappen im Dunklen. Sie schalten die Öffentlichkeit ein - und veröffentlichen sogar ein Foto der Toten. Und sie zeigen einige persönliche Gegenstände, die sie bei der Leiche gefunden haben. Darunter ein auffälliger Kettenanhänger: ein Kreuz aus sechs roten Steinen. &bdquo;Wenn wir ihre Identität nicht klären können, werden wir es schwer haben, diesen Fall zu lösen", betont der Leiter der Mordkommission, Knut Packmohr, bei der einberaumten Pressekonferenz. Der Verdächtige schweigt Denn der verdächtige Jakob F. - der 42-jährige Mieter der Garage aus Bad Salzuflen - schweigt. Der aus Kirgisien stammende Mann, der inzwischen in Untersuchungshaft sitzt, ist in Spenge als Dachdeckergehilfe angestellt gewesen und hatte die Garage an der Bielefelder Straße ein Dreivierteljahr zuvor angemietet. Für die Polizei ist Jakob F. kein Unbekannter: Bereits 2007 ist der Familienvater wegen Menschenhandels zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt worden, die er ab 2008 im offenen Vollzug verbrachte. Die Bande, zu der er gehörte, hatte ukrainische und russische Frauen mit lettischem Pass ausgestattet und in OWL und Niedersachsen zur Prostitution gezwungen. Die Ermittler wissen, dass der Beschuldigte aus Bad Salzuflen Kontakte ins Rotlichtmilieu hat. Ob die tote Frau jedoch eine Prostituierte gewesen ist - all das ist völlig unklar, so lange die Ermittler die Identität der Toten nicht kennen. Nach zwei Wochen der Durchbruch Knapp zwei Wochen nach Veröffentlichung des Fotos gelingt der Durchbruch: Mehr als 40 Hinweise sind eingegangen - darunter auch Fotos einer Frau, die eine Kette mit jenem auffälligen Kreuz-Anhänger trägt. Jetzt steht fest: Bei der Toten handelt es sich um Olga P. Sie stammt aus Luzk in der Ukraine und hat bis einige Jahre zuvor unter dem Namen &bdquo;Ines" in dem Herforder Bordell &bdquo;Haus 18" ihre Dienste angeboten. Seit 2008 hat sie in dem Bordell gearbeitet. Zu dieser Zeit befand sich Jakob F. im offenen Vollzug. Zeugen aber bestätigen, dass sie 2009 spurlos verschwunden ist. Die Ermittler halten es nicht für ausgeschlossen, dass die Ukrainerin auch schon genauso lange tot ist. Wo liegt das Motiv? Wie lange sie in der Tiefkühltruhe gelegen hat, ist unklar. Die Ermittler gehen jedoch davon aus, dass Olga P. zeitnah nach ihrem Tod eingefroren worden ist. Als sie verschwand, ist die zierliche Frau 21 Jahre alt gewesen. Die Ermittlungen ergeben, dass Jakob F. ein Verhältnis mit dem Opfer gehabt hat. Doch wo liegt das Motiv? Wieso wurde Olga P. auf so grausame Weise tödlich verletzt? Eine der Möglichkeiten: Die junge Prostituierte musste sterben, weil sie aus ihrer Zeit im Bordell Geld gespart hatte. 90.000 Euro soll sie zusammenbekommen und ihrem Liebhaber zur Aufbewahrung übergeben haben. An den Kabelbindern, mit denen die junge Frau erdrosselt wurde, werden DNA-Spuren von Jakob F. gefunden. Gegen ihn wird Anklage erhoben. Er muss sich wegen des Verdachts des heimtückischen Mordes vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Es droht eine lebenslange Haftstrafe. Im Augst 2012 beginnt der Prozess. Details zum Fall Olga P. werden bekannt Nach und nach kommen immer mehr Details ans Licht: Jakob F. und Olga P. sollen sich 2007 in der Ukraine kennengelernt haben. Die junge Ukrainerin folgte F. nach Deutschland, wo die beiden eine sexuelle Beziehung gehabt haben sollen. Diese soll der Angeklagte kurz vor dem Tod der Prostituierten beendet haben. Die Ermittler vermuten, dass Jakob F. von Olga P. 80.000 oder 90.000 Euro zur Aufbewahrung erhalten hatte. Im Vorfeld der Tat soll das Opfer ihn wegen der Rückzahlung des Geldes unter Druck gesetzt haben. Im Februar 2009 - davon gehen die Ermittler aus - soll der Angeklagte seiner Ex-Freundin zunächst mit einem stumpfen Gegenstand auf den Hinterkopf geschlagen und die Frau, die keinerlei Abwehrverletzungen aufwies, mit zwei Kabelbindern von hinten erdrosselt haben. Um die Leiche zu verstecken, soll sich F. am 12. Februar 2009 eine Tiefkühltruhe gekauft haben, die ihm vier Tage später ausgeliefert worden sein soll. Als der Angeklagte sein Schweigen bricht Vor Gericht schweigt Jakob F. beharrlich zu den Vorwürfen. Erst als sich die Beweisaufnahme in dem Mordprozess im Oktober 2012 allmählich dem Ende entgegen neigt, äußert er sich: Olga Ps. Tod sei ein Unfall bei Sexspielen mit Kabelbindern gewesen, gibt er an. Seine Aussage zur Todesursache überzeugt nicht. Das Bielefelder Landgericht verurteilt den 42-Jährigen im November 2012 wegen heimtückischen Mordes zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe. Es wird als erwiesen angesehen, dass Jakob F. die junge Ukrainerin im Februar 2009 mit zwei Kabelbindern getötet und ihre Leiche anschließend drei Jahre lang in einer Kühltruhe aufbewahrt hat. Neuverhandlung ein Jahr später Ein Jahr später hebt der Bundesgerichtshof auf Revision einer Bielefelder Anwaltskanzlei das Urteil wegen Mordes der X. Großen Strafkammer des Landgerichts auf. Die Kammer, so heißt es im Beschluss des Bundesgerichtshofes, habe keine hinreichenden Feststellungen zum Mordmerkmal der Heimtücke getroffen. Der Fall wird vor dem Bielefelder Landgericht neu aufgerollt. Der Urteilsspruch im Februar 2014: Jakob F. muss wegen Totschlags für zwölf Jahre ins Gefängnis. Keine lebenslange Haftstrafe. Und das eigentliche Tatmotiv? Es bleibt bis heute unklar.

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