Schleiereulen haben Nachwuchs und fühlen sich Spenge wohl

Spenge. Eng aneinander gekuschelt sitzen die fünf jungen Schleiereulen in ihrem Kasten. Die Eltern sind ausgeflogen. "Entweder, um Futter zu suchen, oder weil der Nachwuchs sie genervt hat", sagt Landwirt Achim Dingerdissen. Er hat den Kasten, in dem die jungen Vogel sitzen, leicht geöffnet. "So alle zehn Tage schaue ich mal nach dem Rechten", erklärt er. Und er freut sich sehr, dass es den Vögeln mit den charakteristisch herzförmigen Gesichtern gut geht. "Die kommen alle durch", sagt er. Sie waren alle im Abstand von wenigen Tagen geschlüpft; und seitdem sind die Eltern auf Tour, um die Nachkommenschaft mit Mäusen zu versorgen. Oder sie halten sich in einem Tagesstand auf. "Wenn die Jungen zu stressig sind", sagt Dingerdissen und schmunzelt. Seit gut vier Jahrzehnten beschäftigt er sich mit Schleieulen, Bussarden oder Falken. Und hat für sie eigentlich immer ein Nest, eine Brutstätte auf seinem Hof in Spenge bereit. Derzeit ist die eine Unterkunft mit Falken belegt. In der anderen warten die fünf jungen Vogel auf Mäuse und die dritte dient als Rückzugsort für die alten Eulen. In diesem Winter lag der Schnee zu hoch Es sei gar nicht so selbstverständlich, dass die Eulen überlebt hätten, erklärt Peter Franzeck, beim BUND im Bereich "Artenschutz, Eulen und Greife" tätig. Denn kurz nach dem Wintereinbruch im Februar seien einige Eulen verhungert. Bei Dingerdissens hingegen ging es ihnen gut: "Ich habe mit dem Frontlader und der Schaufel im Schnee eine Fläche freigeschoben, von der ich wusste, dass dort Mäuse leben; habe sie also für Beutegreifer freigelegt." Dort da haben sich die Eulen dann auch reichlich bedienen dürfen. Peter Franzeck: "Normalerweise können Eulen die Mäuse auch unter 20 Zentimeter dickem Schnee erkennen. Doch der lag in diesem Jahr einfach zu hoch." Franzeck bitte auch alle anderen Menschen, die wissen, dass sich in ihrer Umgebung Schleiereulen aufhalten, fünf- bis zehn Quadratmeter freizuschaufeln, um den Vögeln zu Nahrung zu verhelfen. Sonst könnte sich wiederholen, was er gar nicht gerne sah: "In diesem Winter wurden elf Totfunde gemeldet." Seit seiner Kindheit, sagt Dingerdissen, kümmert er sich schon um Vögel und hat für sie Nistkästen gebaut. Das Habitat für Schleiereulen sei ganz einfach einzurichten: Es braucht einen Kasten aus Holz, 70 mal 100 Zentimeter Grundfläche, 50 Zentimeter hoch. Innendrin einen Vorraum mit einem gut postkartengroßen Eingang und daneben ein größerer Wohnraum. Auf dem Kasten ruht ein Deckel, der geöffnet werden kann, um nachzusehen, wie es den Vögeln geht. Ausgestreut wird die Eulenwohnung mit möglichst staubfreien Sägespänen. Bei Achim Dingerdissen ist der Kasten unterm Dach installiert, damit die Vögel in Ruhe ein- und ausfliegen können. Biologische Schädlingsbekämpfer Auf dem Spenger Hof genießen sie zudem noch einen besonderen Luxus: Neben dem Ausweichquartier hat der Landwirt in allen vier Himmelsrichtungen noch Ansitzstangen, so genannten Julen, aufgestellt. Die müssen sich die Eulen aber mit Bussarden teilen; was ganz gut gelingt, da der Bussard tagsüber und die Schleiereule nachts jagt. "Das sind für uns biologische Schädlingsbekämpfer", erklärt Dingerdissen. Denn die fressen Mäuse. Und die ihrerseits nagen die Wurzeln der Getreidesorte an und fressen auch Pflanzensamen vom Mais oder Zuckerrüben auf. Da sind die Landwirte dankbar für die Mäusejäger aus der Luft. Noch dankbarer wäre Dingerdissen, wenn sein Beispiel Schule machte. Er schätzt die derzeitige Schleiereulen-Population in Lenzinghausen auf vier, vielleicht fünf, Paare. Die jungen Eulen, machen sich wenige Tage, nachdem sie das Nest verlassen haben, auf den Weg in andere Gefilde. Dingerdissen: "Es wurden schon Eulen, die ich als Kind mit beringt habe, sogar im Detmolder Land gefunden." Wenn denn die Schleiereulen auch in der näheren Umgebung ein Zuhause finden würden, könnten sie sich hier ansiedeln. Das fände der Freund der Schleiereulen ganz prima.

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