Enger/Spenge

Einblicke in typische Männerberufe

Beim Girls´Day schnuppern Mädchen in verschiedene Jobs /Auch Angebote für Jungen

28.03.2014 | 28.03.2014, 00:31
Leah hat in die EDV der Stadt Enger geschaut, Lisa und Lina in der Kläranlage gearbeitet und Josephine (v. l.) beim Bauhof mitgeholfen. - © FOTO: MAREIKE PATOCK
Leah hat in die EDV der Stadt Enger geschaut, Lisa und Lina in der Kläranlage gearbeitet und Josephine (v. l.) beim Bauhof mitgeholfen. | © FOTO: MAREIKE PATOCK

Enger/Spenge (bs/mac). Vor allem im Sommer ist Marleen gern mit dem Fahrrad unterwegs. Wenn es dabei mal einen "Platten" gebe, flicke ihr Vater meist den Reifen, berichtet die Realschülerin. Das könnte sich jetzt jedoch ändern. Denn beim Girls´ Day hat Marleen in der Werkstatt der Firma Zweirad Brune gelernt, selbst Hand anzulegen. "Mit ein bisschen Hilfe würde ich mir die Reparatur jetzt auch selber zutrauen."

Einen defekten Fahrradschlauch flicken oder einen neuen einziehen, den Luftdruck prüfen oder die Bremsen justieren - die Achtklässlerin und sechs ihrer Mitschülerinnen haben von Zweiradmechaniker Wolfgang Brune und dessen Frau Ulrike viele Tipps bekommen. Jetzt können sie kleine Mängel an ihren Fahrrädern selbst beheben und haben gleichzeitig Einblick in einen eher männertypischen Beruf gewonnen. Denn das ist das eigentliche Ziel des bundesweiten Girls´ Day: Mädchen für Berufe in den Bereichen Technik, Mathematik und Informatik zu interessieren. Gleichzeitig können die Jungen in den siebten und achten Klassen frauenspezifische Berufe kennenlernen.

"Viele Schülerinnen und Schüler haben sich für diesen Projekttag einen Praktikumsplatz in einem Unternehmen ihrer Wahl gesucht", sagte Lehrerin Elisabeth Harting, die mit ihrer Kollegin Annika Molitor den "Zukunftstag" an der Spenger Realschule organisiert hat. "Für diejenigen, bei denen das nicht geklappt hat, bieten wir ein Programm an." Dazu gehören für die Mädchen neben dem Besuch in der Werkstatt Brune auch Stein-, Holz- und Gartenarbeiten auf dem Schulgelände. "Wir legen Mosaike aus zerschlagenen Fliesen, bauen Nistkästen und legen Beete im Schulgarten an", sagte Harting. Die Jungen hätten währenddessen Gelegenheit, sich in der Schulküche ihr eigenes Mittagessen zu kochen oder an einem Gesprächskreis zum Thema Außenwirkung teilzunehmen.

Auch die Stadt Enger bietet Mädchen jedes Jahr die Gelegenheit, einmal in eher männertypische Berufe hineinzuschnuppern. Lisa und ihre Freundin Lina zum Beispiel verbringen ihren Girls´ Day in der städtischen Kläranlage. Schon früh um halb acht beginnt ihr Tag. Gemeinsam mit Bastian Oberbrinkmann, Fachkraft für Abwassertechnik, machen sich die Siebtklässlerinnen auf den Weg zum Klärbecken. Dass es dort nicht ganz so gut riecht, stört die Mädchen nicht. "Damit haben wir kein Problem", sagt Lina. Die 12-Jährigen sollen eine Wasserprobe entnehmen und sie unter dem Mikroskop untersuchen. "Und wir sollen auch schauen, wie viel Schlamm in der Probe ist", sagt Lisa. Später sehen sie sich noch eine Pumpstation in Oldinghausen an. Und Oberbrinkmann zeigt ihnen, wie er mit Hilfe einer Kamera einen Blick ins Innere des Kanalnetzes werfen kann. Lina findet´s klasse: "Ich kann mir sogar vorstellen, hier mal ein Praktikum zu machen."

Josephine (13) ist unterdessen mit Clinton Shephard vom Bauhof unterwegs. An der Heideschule tauscht sie mit dem Elektroniker für Gebäude- und Systemtechnik eine Notleuchte aus und sorgt in der Turnhalle des Sportzentrums dafür, dass die Bauarbeiter Strom haben. Und sie darf auf dem Bauhof-Gelände eine Runde mit dem Schneeschieber fahren: "Das ist das Highlight gewesen", sagt sie. "Vielleicht fange ich später sogar beim Bauhof an - wenn ich meinen Traumberuf Tierärztin nicht hinkriege."

Leah (11) geht bei Holger Pichotta in die Lehre. Im Rathaus kümmert er sich um die EDV. Gemeinsam schauen sie sich den Server im Keller an und schrauben einen PC auf. Für Leah ein Traumjob: "Ich interessiere mich für Rechner und schraube auch in meiner Freizeit an Spielekonsolen rum."

Den Jungen wiederum bietet die Stadt die Möglichkeit, einen Blick in typische Mädchenberufe zu werfen: Tobias und Fabian sind mit Bibliotheksleiterin Christel Euler unterwegs. Sie helfen ihr, Bücher zu verleihen und zu stempeln.

Gleichstellungsbeauftragte Ulrike Harder-Möller und Bürgermeister Klaus Rieke dankten ihren Kollegen - ohne sie könne die Stadt den Girls´ und Boys´ Day nicht anbieten.