Klimaschutzziele sind in Rödinghausen ohne Windkraft nicht erreichbar

Rödinghausen. Die Gemeinde Rödinghausen hat als erste Kommune im Kreis Herford 2014 ein Klimaschutzkonzept erstellt. Mit einem ehrgeizigen Ziel: Bis zum Jahr 2025 sollte der CO2-Ausstoß der Gemeinde um ein Viertel reduziert werden, verglichen mit den Zahlen von 2012. Als wichtigstes Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, weist das Klimaschutzkonzept den Bau zweier Windkrafträder aus. Sie sollten mit einer Leistung von je drei Megawatt 13,2 Gigawatt Strom pro Jahr erzeugen. Damit ließen sich etwa 3.500 Haushalte versorgen. Es können jedoch keine weiteren Windräder in Rödinghausen gebaut werden: Nachdem das Klimaschutzkonzept fertiggestellt war, hat die Landesregierung NRW den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstand von Windrädern zu Wohnhäusern auf 1.500 Meter angehoben. Der Rat der Gemeinde hat danach im November 2016 beschlossen, das Flächennutzungsplanänderungsverfahren zur Ausweisung weiterer Windvorrangflächen in der Gemeinde einzustellen. Die Bürgerinitiative "Sorgenrad Rödinghausen" hatte gegen weitere Windräder protestiert, und bei allen Suchräumen hatten Gutachter arten- und landschaftsrechtliche Bedenken geäußert. "Klimaschutzziele sind ohne Windräder nicht ansatzweise zu erreichen" "Es wird klar, dass die vom Rat beschlossenen Klimaschutzziele nicht ansatzweise zu erreichen sind", schreibt der CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Lübeck im Antrag der CDU für die nächste Ratssitzung am Donnerstag, 23. Mai. Schließlich hätten die Windkraftanlagen allein ca. 40 Prozent der CO2-Einsparungen erbracht. "Aus Sicht der CDU-Fraktion muss das Klimaschutzkonzept umgehend überarbeitet werden, um die selbst gesteckten Klimaschutzziele nicht zu gefährden", schreibt Lübeck. Die CDU beantragt, dass der Rat die Klimaschutzmanagerin der Gemeinde Sarah Sierig beauftragt, das Klimaschutzkonzept zu überarbeiten. Dem Rat sollten geeignete Vorschläge unterbreitet werden, wie die gesteckten Klimaschutzziele bis zum Jahr 2025 auch ohne Windkraft erreicht werden. Das Klimaschutzkonzept sieht vor, pro Jahr und Einwohner 1,72 Tonnen CO2 einzusparen, allein 0,74 Tonnen CO2 pro Einwohner und Jahr sollten dabei die beiden Windkraftanlagen bringen. Stattdessen sind die CO2-Emissionen der Gemeinde jedoch gestiegen: Die letzte CO2-Bilanz erfolgte Anfang 2017 und enthält die Werte seit dem Start der Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept bis einschließlich 2015. Im Vergleich zu 2012 sei die Emission von CO2 pro Einwohner und Jahr von 6,81 Tonnen auf 6,92 Tonnen in 2015 leicht angestiegen, teilt Sarah Sierig auf Anfrage der NW schriftlich mit. Im Bundesdurchschnitt liege der Wert bei etwa 9 Tonnen. Für den leichten Anstieg in der Wiehengemeinde sei jedoch nicht die fehlende Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes verantwortlich, sondern das Wachstum der Rödinghauser Unternehmen und der damit verbundene gestiegene Energieverbrauch. Dieser höhere Bedarf der Firmen überdecke viele wichtige Maßnahmen, die einen im Vergleich kleineren, aber doch beachtenswerten Beitrag zur Bilanz lieferten. "59 der 72 Maßnahmen sind umgesetzt" Bürgermeister Ernst-Wilhelm Vortmeyer äußerte sich auf Anfrage der NW in einer Pressemitteilung: 59 der 72 im Klimaschutzkonzept formulierten Maßnahmen habe die Gemeinde Rödinghausen bereits umgesetzt oder auf den Weg gebracht. Die Umstellung aller kommunalen Gebäude auf Ökostrom spare 920 Tonnen CO2 pro Jahr, schreibt Sierig. Dass das Wasser des Freibades mit der Abwärme einer Biogasanlage umweltfreundlich beheizt werde, spare weitere 164,8 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Die Beleuchtung in der Gesamtschule sei auf energiesparende LEDs umgerüstet worden, das reduziere den CO2-Ausstoß um 23 Tonnen pro Jahr. Auf dem Dach der Gesamtschule sei eine Photovoltaikanlage installiert worden. Die 13 bisher nicht umgesetzten Maßnahmen seien zum Teil technisch nicht machbar (wie zum Beispiel Abwärme aus Abwasser) oder scheiterten an landes- oder bundesweiten Regelungen wie den Vorgaben zum Bau von Windrädern, die zum Zeitpunkt der Konzepterstellung nicht vorhersehbar waren. Eine Überarbeitung des Klimaschutzkonzeptes würde keine Verbesserung erzielen, schreibt die Verwaltung in der Vorlage zur Ratssitzung. "Das ist traurig", kommentiert Lübeck den Beschlussvorschlag der Verwaltung, das Klimaschutzkonzept nicht zu überarbeiten. Die Gemeinde Rödinghausen erzeuge jetzt schon etwa 30 Prozent ihrer benötigten Energie aus erneuerbaren Energien, schreibt Sierig. Das sei "im Vergleich zu anderen Kommunen im Kreis Herford der größte Anteil", betont Vortmeyer. Der Durchschnitt im Kreis Herford liegt laut Sierig bei 10 Prozent. Die Anzahl der Photovoltaikanlagen sei von 185 im Jahr 2012 auf 278 (2017) gestiegen. "Seriöse Prognose nicht möglich" Das im Klimaschutzkonzept formulierte Ziel, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2025 um 25 Prozent in Bezug auf die Werte des Jahres 2012 zu verringern, könne Rödinghausen ohne den Ausbau der Windenergie nicht erreichen, räumt der Bürgermeister ein. Es wäre nicht glaubwürdig, zu behaupten, diese Lücke mit Hilfe der übrigen regenerativen Energien schließen zu können, schreibt die Verwaltung in der Vorlage. Mit dem Ausbau anderer regenerativer Energien werde die Gemeinde die CO2-Emissionen aber weiter verringern, sagt Vortmeyer. Die Photovoltaik sei zum Beispiel noch ausbaufähig. Die neue Grundschule an der Stertwelle werde mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach ausgestattet. Privaten Hausbesitzern und Unternehmen schreibe die Gemeinde die Nutzung der Sonnenenergie zwar nicht vor, berate sie aber zum Thema. Auch der Import regenerativer Energien könne eine Lösung sein. Um wie viel Prozent die Gemeinde ihren CO2-Ausstoß verringern werde, lasse sich nicht seriös vorhersagen, schreibt Sierig. "In diesem Jahr werden wir flächendeckend die Straßenbeleuchtung auf LED umstellen, damit erreichen wir eine weitere Einsparung an CO2 von 102 Tonnen."

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