30 Kinder aus Tschernobyl-Region zu Besuch in Rödinghausen

Rödinghausen. An der Sonnenseite des Wiehen können 30 Kinder aus der radioaktiv verseuchten Region um Tschernobyl momentan gute Luft tanken. Mitte voriger Woche haben sie im Jugendgästehaus des Kreises Herford in Rödinghausen Quartier bezogen - die letzte der drei Wochen werden sie in Gastfamilien verbringen. Der Verein Kinder aus Tschernobyl Herford hat wieder ein Programm vorbereitet mit lustigen Spielen und interessanten Ausflügen in die Umgebung.In Rödinghausen wurden die acht- bis zwölfjährigen Mädchen und Jungen jetzt offiziell vom Bürgermeister und Vertretern der Tscherobyl-Vereins begrüßt, der die Aufenthalte bereits zum 23. Mal ermöglicht. Jedes Jahr sind andere Kinder und Jugendliche bei der Freizeit dabei. Für kurze Zeit können sie Abstand nehmen vom oft entbehrungsreichen Alltag in einem der Dörfer Weißrusslands (Belarus).Bei Oleg Antanenka, inzwischen Mitte Zwanzig und Student, war es anders. Vereinsvorsitzender Klaus Wörmann begrüßte ihn beim Empfang im Haus des Gastes besonders. "Er war der einzige, der vor 12, 13 Jahren dreimal nacheinander eingeladen wurde. "Oleg hat sich hier sehr wohlgefühlt. Er war damals aber schwach", erinnert sich Wörmann. Wie viele der Kinder, die zu einem Erholungsaufenthalt im Kreis Herford eingeladen werden und körperliche wie psychische Belastungen ertragen müssen. Oleg ist heute nichts mehr davon anzusehen. Die Folgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sind aber auch noch knapp 30 Jahre später deutlich spürbar. "Es ist uns wichtig, dass die Kinder hier eine fröhliche Zeit miteinander verbringen bei guter Luft und gesundem Essen", sagte Klaus Wörmann.Neben diesem Aspekt ist es dem Verein wichtig, auf die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (1986) und die in Fukushima (Japan, 2011) hinzuweisen. "Jedes Kind mahnt dazu, dass wir aus der Atomkraft raus und auf erneuerbare Energien setzen müssen."Gastfamilien ermöglichen Einblicke in das Leben in Deutschland Rödinghausens Bürgermeister Ernst-Wilhelm Vortmeyer wünschte den Kindern ebenfalls eine schöne Zeit. Er hob die gute Zusammenarbeit mit dem Verein Tschernobyl hervor, aus der nicht nur eine Tradition, sondern eine Freundschaft geworden sei. Durch den Aufenthalt in der letzten Woche (22. bis 29.7.) in Gastfamilien könnten die Kinder auch sehen, wie deutsche Familien leben."Über den Ausstieg aus der Atomenergie wird in Deutschland intensiv diskutiert. Ebenso über die Einführung erneuerbarer Energien", sagte der Bürgermeister. Der Besuch der Kinder öffne bei uns das Bewusstsein für die Bedeutung der erneuerbaren Energien. "Ich habe mich gefreut über Euer Lied ,Die Sonne?", ließt er die Kinder wissen, die fleißig für den Auftritt geprobt hatten.Valentina Antonenko übersetzte wie in den Vorjahren die Worte und erhielt vom Bürgermeister zum Dank ein Buchpräsent. Geschenke gingen auch an Lehrerin Alena Vasjukevich, die die Gruppe begleitet, und an Oleg. Vortmeyers Dank galt weiter der Sparkasse Herford, die sich wieder finanziell beteiligt hat. Stiftungsmanager Siegfried Lux hatte für die Kinder einen kleinen Rucksack mit Überraschungen mitgebracht. "Ihr werdet Euch vielleicht über die Taucherbrille wundern." Der Grund: Am 23. Juli sind alle zum Besuch im Gartenhallenbad Enger mit dem Knax-Club der Sparkasse eingeladen.Am Sonntag fuhren die Kinder nach Herford, wo nach einem Gottesdienst ein Besuch beim Reiterverein Fredericus Rex anstand. Heute werden T-Shirts bemalt, am Dienstag stehen Spiele und Grillen auf dem Hof Dahremöller (Bünde-Ahle) auf dem Programm, am Mittwoch sind Feuerwehr und Kanu-Club an der Reihe. Auch Besuche des H20 in Herford und der Landfrauen Rödinghausen sind noch geplant. In der letzten Woche geht es zu den Externsteinen, Abschiedsfest ist an der Windmühle Exter.Dieter Gertmann vom Verein Kinder aus Tschernobyl bedauerte, dass es kaum noch solche Initiativen gebe. Für den jüngsten Aufenthalt werden noch Gasteltern gesucht, die Kinder eine Woche aufnehmen möchten. Pro Familie würden zwei Kinder vermittelt. "Wir verfügen über russischsprachige Ansprechpartner", so Gertmann, unter den Gastfamilien seien auch einige Aussiedler.Wer Interesse hat, kann sich kurzfristig an Dieter Gertmann, Tel. (0 57 33) 96 00 60, E-Mail: gertman.vlotho@t-online.de wenden.

Meistgelesen