Löhne. Alessia, Daniel, Elina, Melina und Rene sitzen zusammen und spielen fröhlich mit ihren kleinen Plastiktieren – im Kindergarten und nicht zu Hause. Die Zweijährigen sind 5 von 139 Kindern unter drei Jahren (U3), die in Löhner Kitas betreut werden. Der Jugendhilfeausschuss hat am Mittwoch formal beschlossen, 24 weitere der neuartigen Plätze beim Land zu beantragen. "Wir warten aber noch auf die Rückmeldung vom Land", sagt Jugendamtsleiter Jürgen Förster ein wenig nervös.
Der Beschluss fiel einstimmig: Der Jugendhilfeausschuss stimmte dem "Kinderbetreuungsbedarfsplan 2010/2011" zu. Er sieht vor, dass im Jahr 2013 32 Prozent aller Unter-Dreijährigen einen Betreuungsplatz bekommen sollen – in einer Kita oder in der Tagespflege. 2,5 Prozent der Kinder bis zu einem Alter von einem Jahr, zehn Prozent der zwischen einem und zwei Jahren und 70 Prozent der zwischen zwei und drei Jahren sollen in einer Kita spielen und toben dürfen. Die Zielmarke von 32 Prozent hat das Land vorgegeben. Ab 2013 haben alle Kinder ab dem ersten Lebensjahr sogar einen Rechtsanspruch auf einen Platz.
Die Stadt Löhne will dabei keineswegs völlig neue Einrichtungen bauen: Weil Männer und Frauen auch hier immer weniger Kinder in die Welt setzen (die Geburtenzahl erreichte 2009 ihren Tiefststand), sollen Plätze für Drei- bis Sechsjährige in Plätze für Unter-Dreijährige umgewandelt werden. Eine Statistik macht das sehr deutlich: Die Zahl der U3-Kita-Plätze lag 2004/2005 bei 24, im Kindergartenjahr 2012/2013 soll sie 237 betragen. Die Zahl der Plätze für Drei- bis Sechsjährige soll im gleichen Zeitraum von 1.280 auf 954 sinken.
Wie Jürgen Förster vom Jugendamt sagt, gibt es zur Zeit genügend U3-Plätze: "Im Moment orientiert sich das Angebot ziemlich dicht an der Nachfrage." Die Zahl der Eltern, die ihre Kinder betreuen lassen wollen, werde sich aber sicherlich erhöhen. Förster denkt aber nicht, dass alle Eltern ihre Kinder abgeben wollen. "Eine Quote von 32 Prozent ist für den ländlichen Raum Löhne realistisch."
Ein Problem gibt es aber zur Zeit: Das Land muss die Plätze, die das Jugendamt schon vorab beantragt hat, auch genehmigen. Förster sagt, in den vergangenen Jahren sei das zu diesem Zeitpunkt schon längst gesehen. "Wir warten jetzt auf die Rückmeldung. Davon ist viel abhängig." NRW-Familienminister Armin Laschet gibt auf Nachfrage der NW aber Entwarnung. "Das Land wird jeden von den Kommunen beantragten Platz bewilligen", sagt er.
Claudia Kröger, Leiterin des Evangelischen Kindergartens Tigerente im August-Schlüpmann-Weg, berichtet derweil, dass sie sehr gute Erfahrungen mit ihrer U3-Gruppe gemacht haben. "Wir sind da reingehüpft und wussten nicht, was kommen wird. Aber es hat wunderbar funktioniert", sagt sie. Die Kita hat im August 2009 eine Gruppe für Drei- bis Sechsjährige zu einer Gruppe für fünf Zweijährige umgewandelt – und angebaut. Ein Platz soll ab diesem August dazu kommen.
U3-Kinder sind dabei anders als ihre älteren Spielkameraden. "Zweijährige haben einen deutlich höheren Betreuungsaufwand", sagt Kröger. Es seien viele Wickelkinder dabei, sie hätten einen ganz anderen Schlaf- und Spiel-Rhythmus. Die Leiterin ist auch der Ansicht, dass in Zukunft immer mehr der Kleinkinder in Kindergärten sein werden. "Frauen können es sich heute nicht mehr leisten, so lange aus dem Beruf auszusteigen."