Die Türkenbundlilie

Serie Gartenvielfalt (4): Heimische Exoten hinterm Haus

01.08.2009 | 01.08.2009, 00:00
Die Türkenbundlilie ist eine der stattlichsten Lilien in ganz Europa. - © FOTO: ULF HANKE
Die Türkenbundlilie ist eine der stattlichsten Lilien in ganz Europa. | © FOTO: ULF HANKE

Löhne. Sie ist eine Diva mit Turban. Wenn die Türkenbundlilie ihre Blüten auspackt, lockt sie mit ihrem weithin bemerkbaren Duft unzählige Insekten an. Aber nur wenige dringen bis zum Nektar der hübschen Lilie vor. Ihr Rüssel ist lang genug.

Vor allem Nachts machen viele Insekten der duftenden Lilie den Hof. Schwärmer, Eulenfalter, Schatten-Mönch oder Taubenschwänzchen fliegen auf die Türkenbundlilie. Doch die Schöne hat ihren Nektar gut versteckt. Er läuft in eine Rinne bis in die Mitte des Turbans. Nur wer frei schwebt und den längsten Rüssel hat, kann Nektar saugen. Die Türkenbundlilie (lilium martagon) ist eine der stattlichsten Lilien in ganz Europa. Neben der Feuer- und der Madonnenlilie ist sie eine von drei in Mitteleuropa vorkommenden Lilienarten. Sie wächst in krautreichen, halbschattigen Laub- und Mischwäldern auf nährstoffreichen, lehmigen, basenreichen bis schwachsauren Böden. Die seltene Wildpflanze steht unter Naturschutz.

Die schöne Blume wächst aus einer gut acht Zentimeter großen geschuppten Zwiebel. Ihr Stängel ist rund und kräftig und im unteren Teil von einer 15 Zentimeter langen Blattrosette umgeben. Die Blüten bestehen aus sechs nach unten und stark nach außen gebogenen Blütenhüllblättern. Sie bilden einen Turban in den Farben rosa, violett und hellbraun und machmal auch weiß oder mit dunklen Punkten. Der Griffel und die gelben Staubblätter ragen weit aus der Blüte heraus, die in den Monaten Juni bis August erscheint. Im Herbst bilden sich Samenkapseln, die rund 200 Samen enthalten.

Ihr botanischer Name ("martagon") stammt womöglicher vom türkischen Wort "martagan". Das ist eine von Sultan Mehmed I. eingeführte Turbanform. Die Türkenbundlilie hat je nach Region volkstümliche Namen, die sich auf die gold-gelbe Zwiebelform beziehen. Gekocht ist sie essbar: Goldapfel, Goldknopf, Goldwurzl, Goldpfandl, Goldlilgen, Goldruabn, Schlotterhose, Schmalzwurz, Sillingrute oder Türkisch-Hut.

Auch ein Käfer namens "Lilienhähnchen" hat sich ganz der schönen Diva hingegeben. Es ist ein feuerrot-schwarzer Blattkäfer (lilioceris lillii). Nach der Paarung legt das Weibchen 300 Eier auf die Blattunterseite. Nach einigen Tagen schlüpfen die Larven und ernähren sich - wie die später auch die Käfer - vom Pflanzengewebe. Die ausgewachsene Raupe kriecht in den Boden und verpuppt sich dort. Nach weiteren zwei bis drei Wochen schlüpfen die neuen Käfer. Pro Jahr können sich bis zu drei Generationen entwickeln.

Der Gartentipp von Kalle Niehus: Die Türkenbundlilie ist leicht im Garten zu kultivieren. Es gibt jedoch über 210 registrierte Hybriden, die mehrheitlich auf die Ursprungspflanze zurückgehen. Deshalb sollte, wer die Pflanze in seinem Naturgarten ansiedeln will, genau auf den Gattungsnamen achten. Außerdem ist ein Zwiebelschutz gegen Wühlmäuse sinnvoll.

Manchmal erscheint das Lilienhähnchen in größerer Zahl und wird dann als Schädling empfunden. Das ist dann jedoch stets ein Hinweis auf mangelnde ökologische Balance. Ursache dafür können Futtermangel, fehlende Fressfeinde oder Monokulturen sein.