Löhne

Grabkultur verändert sich

Löhner Pfarrer und Friedhofsgärtner erklären neue Bestattungsformen

Gärtner Martin Schürmeyer hat das Grab selbst gestaltet. | © FOTO: MELANIE WIGGER

20.11.2014 | 20.11.2014, 06:00

Löhne. Früher gab es die Wahl zwischen Einzel- oder Familiengräbern. Doch veränderte Bedingungen fordern neue Maßnahmen. Pflegeleichte Rasengräber sind zwar ein Gegenangebot zum aufwendigen Wahlgrab, das schmuckvoll bepflanzt werden kann. Im Vergleich dazu wirken die Rasenflächen eher trist. Anlässlich des Totensonntags stellen Löhner Pfarrer neue Angebote vor, bei denen die Vorteile bisheriger Varianten vereint werden.

Schwungvoll verlaufen Mulch-, Rasen- und bepflanzte Flächen ineinander. Noch ist das sogenannte Memoriam-Grab am Friedhof Mahnen ungenutzt. Doch bald sollen hier Verstorbene in Urnen ihre letzte Ruhe finden - gemeinschaftlich auf dieser Fläche. Namensplatten werden später zeigen, wer dort ruht. Auf kleineren vorgesehenen Beetabschnitten dürfen Angehörige Kränze niederlegen.

Auch auf dem Friedhof Löhne-Ort gibt es eine ähnliche Variante: "Ein Zwischending aus Wahlgrab und Rasengrab", so beschreibt Pfarrer Peter Außerwinkler die Gemeinschaftsgräber der evangelischen Kirchengemeinde. 30 Leute können dort gemeinsam ihre letzte Ruhe finden. Trotz vereinter Bestattung gebe es weiterhin Platz für einzelne Grabplatten, so Außerwinkler.

In beiden Fällen ist die Grabpflege nach der Bestattung bereits geregelt. Die Gesamtgestaltung durch die Friedhofsgärtnerei ist bei dem Erwerb der Nutzungsrechte über 30 Jahre enthalten. "Letztendlich möchten die Menschen mit der Bestattung alles geregelt haben. Das schließt auch die Bezahlung mit ein", weiß Gärtner Martin Schürmeyer aus Erfahrung.

"Mit der Bestattung sind alle weiteren Pflichten erfüllt. Man sieht in dieser Variante eine Entwicklung zu Gräbern, die nicht mehr gepflegt werden müssen", so Eckhard Teismann, Pfarrer der Kirchengemeinde Gohfeld. Verglichen mit den Rasengräbern fügt sich diese Form jedoch optisch besser in die alte Tradition der Friedhöfe ein, erläutert Schürmeyer. Der Gärtner hat das erste Gemeinschaftsgrab für Löhne-Ort selbst gestaltet und es bewusst so angelegt, dass es den Wahlgräbern ähnelt.

Er geht davon aus, in Zukunft weitere Flächen für diese Nutzung vorzubereiten. Auch Teismann meint: "Das wird flächenmäßig zunehmen. Es ist auch eine gute Möglichkeit freiwerdende Flächen zu nutzen. Große Grabstätten will heute keiner mehr haben. Auch die Urnenbestattung hat deshalb zugenommen."

An eine bewusste Abkehr von alten Traditonen glaubt Außerwinkler bei dieser Entwicklung nicht: "Ich denke, das ist der Zug der Zeit. Es liegt nicht daran, dass die Leute, das nicht mehr wollen. Aber die meisten können nicht mehr auf 30 Jahre hin planen." Teismann: "Früher blieben die Leute vor Ort, doch heute ziehen die Kinder weg und manche wollen das ihren Kindern nicht zumuten und regeln das vorher." Außerwinkler kennt die Problematik aus seiner eigenen Familie: "Wir standen auch schon vor solchen Problemen, weil wir alle weit von einander weg wohnen." Die neue Bestattungsformen seien eine gute Alternative, "damit das Grab nicht brach liegt."

Trotz der Auswahl bleiben Einschränkungen. Anonyme Grabstätten, wie es sie in vielen Städten bereits gibt, sind in Löhne nicht vorgesehen. "Wir kirchlichen Einrichtungen scheuen sich davor, weil wir wissen, dass es für Angehörige schwierig ist", so Teismann. Durch seine Arbeit weiß er: "Für Angehörige ist das wichtig, selbst wenn sie nicht hingehen. Auch für den Trauerprozess ist es schwierig, wenn man nicht weiß, wo die Angehörigen liegen." Er persönlich findet: "Es handelt sich um konkrete Personen und die sollten nicht in die Anonymität entlassen werden."