Löhne

"Rio ist die tollste Stadt der Welt"

INTERVIEW: Journalistin Frauke Niemeyer über ihre Reise in den brasilianischen Alltag

Die gebürtige Löhnerin, die mittlerweile in Berlin lebt, verbrachte ein Jahr in Rio de Janeiro. Über ihre Reise in den brasilianischen Alltag entführt sie die Leser in ihrem ersten Buch "Ein Jahr in Rio de Janeiro". | © FOTO:NW

02.02.2013 | 02.02.2013, 02:32

Löhne. Von Löhne nach Berlin, von Berlin nach Rio de Janeiro. Frauke Niemeyer wollte eigentlich nur drei Monate für ein Praktikum in die zweitgrößten Stadt Brasiliens. Sie blieb ein Jahr und entführt den Leser mit ihrem ersten Buch in die Stadt der Musik. Mit NW-Redakteurin Susanne Barth sprach die 43-Jährige über die unerklärliche Energie Rios, brenzlige Situationen und warum man immer einen 50 Real-Schein in der Hosentasche haben sollte.

Frau Niemeyer, Sie sind Journalistin. Unter anderem schreiben Sie für den Tagesspiegel und die Zeit, sind beim rbb und ARD aktiv. Wie würden Sie Ihr erstes Buch beschreiben, als Reiseführer oder hintergründiges Stadtporträt?
FRAUKE NIEMEYER: Es ist eher ein Stadtporträt. Ich wollte ein Buch schreiben, dass eine Reise nach Rio ersetzen kann. Meine Zeilen sollen die Stadt erlebbar machen, auch wenn man nicht dort ist.

Warum haben Sie eine Faszination für Rio de Janeiro entwickelt?
NIEMEYER: Ich würde jetzt nicht behaupten, ich kenne die Welt und habe mir Rio ausgesucht. Ich habe viele Städte noch nicht gesehen. Trotzdem glaube ich, dass Rio die tollste, mitreißendste Stadt der Welt ist.

Warum?
NIEMEYER: Dort treffen soviele Energien zusammen, die in anderen Städten nicht so geballt auftreten. Trotz des Großstadtcharakters und der vielen Zwanzig-Stöcker hat man nie das Gefühl, man ertrinkt in der Zivilisation. Die Berge drum herum machen es aus. Sie sind fünfmal so hoch wie die Häuser und lassen die Hektik des Alltags unbedeutend werden.

Sie waren ein Jahr lang in der Millionenmetropole. Welche Szene erzählen sie immer zuerst?
NIEMEYER: Es gibt viele. Die schönste habe ich erst vergangene Woche erlebt, als ich mit einer Journalistengruppe dort war. Es hat geregnet hoch zehn und ich wollte eine Freundin besuchen. Wusste aber ihre Adresse nicht. Weil wir als Deutsche als organisiert und fleißig gelten, fand der Taxifahrer es unfassbar, dass ich nicht wusste wo ich hin will, er lachte sich schlapp. Zusammen suchten wir das Haus, das ich ihm von außen beschrieb. Er hat mir mit allen Mitteln geholfen. Das zaubert ein Grinsen aufs Gesicht.

Hilfsbereitschaft zeichnet die Brasilianer also aus?
NIEMEYER: Ja, sie machen dein Problem zu ihrem. Der Taxifahrer hätte mich nie gehen lassen, bevor wir nicht das Haus gefunden hätten. Das ist Standard und hat mir sehr geholfen in Brasilien Fuß zufassen. Man kommt schnell in Kontakt und fühlt sich eingebunden, obwohl man eigentlich niemanden kennt.