
Schon aus dem Auto heraus hat Markus Pischel ein seltenes Exemplar entdeckt. Kaum steht das Gefährt des 22-jährigen Pilzsammlers läuft er zurück. "Das ist doch ein Riesenchampignon", ruft Pischel beim Laufen. Doch als er den Pilz genauer betrachtet, kann er ihn genau bestimmen - den rotbraunen Riesenträuschling. "Und zwar die gelbe Variante", sagt Hans-Dieter Wolf erstaunt, "den habe ich noch nie gefunden." Das ist nicht das Einzige was die Pilzexperten auf ihrem Rundgang auf dem Spatzenberg staunen lässt.
Wenn Markus Pischel in den Wald geht, nimmt er immer seine Kamera und das Pilzbestimmungsbuch mit. Auch Messer und Lupe gehören zum Equipment des Sammlers. "Und ganz wichtig ist Wissen", sagt der Student der Holztechnik und lacht. Pischel ist gerne in der Natur und geht in der Pilzhochsaison in jeder freien Minute auf die Suche. "Jetzt ist die Vielfalt besonders groß", sagt Pischel und ist schon wieder im Laub verschwunden.
Mit auf dem Spatzenberg, einem Naturschutzgebiet, wo Pilzsucher die verschiedenen Exemplare nur anschauen und nicht sammeln dürfen, ist Hans-Dieter Wolf. Der erste Vorsitzende der Pilzfreunde des Kreises Herford war schon mit zarten vier Jahren auf der Jagd nach den Schwammerln. "Doch erst 2007 packte mich die Leidenschaft", erzählt Wolf. Da habe der ehemalige Redakteur ein Seminar besucht und war gefesselt.
Der eher kurze gestrige Rundgang über den Spatzenberg würde Pilzlaien erstaunen. Zahlreiche gefundene Exemplare könnten in der Pfanne landen und sind einigen Spaziergängern mit Sicherheit schon durch die Lappen gegangen. Ob der große Safranschirmling, den Pischel und Wolf wegen des großen Huts zum Panieren empfehlen, der Violette Rötelritterling mit seinem "leicht süßlichen Geschmack" oder der Anistrichterling, der seinem Namen entsprechend nach Anis riecht und schmeckt. Viele Exemplare sind wahre Delikatessen. Doch aufgepasst: Nur ein Bruchteil der über 6.000 bestimmten Arten weltweit sind genießbar. Daher gilt die Faustregel: "Nur sammeln und essen, was man kennt."
Der Kreis Herford ist laut Wolf ein idealer Platz um Pilze zu suchen und zu sammeln. "Wir haben hier die verschiedensten Biotope, da gedeihen ganz unterschiedliche Sorten", erzählt Wolf. Der Verein sei meist in Herford oder Vlotho unterwegs, doch auch hier in Löhne sind einige Schwammerl zu entdecken. Rund 20 Arten haben die Pilzexperten oben auf dem Spatzenberg gefunden. Dabei mussten sie den gepflasterten Weg nicht mal großartig verlassen. "Genau hinschauen", ist der Tipp des 22-Jährigen. "Vor allem wo Moos wächst." Denn dort wird zusätzlich Wasser gespeichert, das mögen Pilze.
Obwohl die beiden Pilzbestimmer des Vereins schon zahlreiche Erkundungstouren hinter sich haben, können sie noch erstaunt werden. Versteckt unter Laub findet Pischel einen Erdstern. Der sternförmige bräunliche Pilz ist zwar kein Speisepilz, "aber ich freue mich immer über den Anblick", sagt Pischel und berührt vorsichtig die runde Hülle. Ein Schauspiel: Millionen Sporen fliegen durch die Luft und verbreiten so die Art.
Richtig sammeln
Es gibt zahlreiche Arten, nur ein Bruchteil sind essbar. Die Experten raten: "Nur sammeln, was man kennt.""Und Finger weg von jungen und ganz alten Pilzen", sagt Hans-Dieter Wolf.
Da Pilze sich mit Wasser vollsaugen, zum Putzen nur Bürste und Messer verwenden. Sie sollten kühl und niemals in einer Plastiktüte gelagert werden.(sba)
Andere Pilzsorten erkennen die Experten am Geruch. "Am besten an den Lamellen riechen", empfiehlt Wolf und führt ein fingergroßes Exemplar an seine Nase. "Riecht stark nach Anis." Wolf und Pischel gehen in erster Linie los, um Pilze zu bestimmen und ihre vorherigen Vermutungen zu bestätigen. Doch wenn ihnen essbare Pilze, wie Steinpilze, Champignons oder Pfifferlinge in die Hände fallen, kommen die mit ins Körbchen. So wird der Erkundungstrip zu Hause zu einem kulinarischen Genuss. Wolfs Tipp: "Klein hacken, anbraten mit Butter vermengen, schmeckt wunderbar auf frischem Brot."