Löhne. Einmal das Sagen haben. Alle anderen nach der eigenen Pfeife tanzen lassen. Das hat sich Alexander Johannsmeier schon immer gewünscht. Mit einer Krone auf dem Kopf liegt er in nun im Bett, während seine Bediensteten das Frühstück servieren und für Ordnung sorgen. Bei der Filmwerkstatt in der Jugendkunstschule (JKS) ist der Elfjährige für den Film "Das Ei des Grafen" in die Rolle des Grafen Raffgier geschlüpft. Am Donnerstagabend präsentierten Alexander und die anderen Jungschauspieler ihren Familien stolz ihren selbst gedrehten Film.
Unter dem Motto "Urzeitmonster in der Antarktis" begann im September die Filmwerkstatt in der Jugendkunstschule. "Außer dem Motto gab es keinerlei Vorgaben. Jedes Kind sollte sich überlegen, in welche Rolle es gerne einmal schlüpfen würde. Denn dann können sie sich am besten selbst verwirklichen und sich mit ihrer Rolle identifizieren", erklärt Medienpädagoge der JKS Jürgen Schwartz, der gemeinsam mit der Theaterpädagogin Christiane Stelter die Filmwerkstatt leitet.
Mit Alexanders Wunsch, einmal einen Grafen zu spielen, war der erste Baustein für den neuen Film gelegt. Aber wie passt ein Graf zu Urzeitmonstern in der Antarktis? Auch da waren die neun- bis elfjährigen Teilnehmer kreativ. Ein Graf hat schließlich viele Bedienstete, also bestimmt auch Wissenschaftler, die sich für ihn auf unterschiedliche Expeditionen begeben, auch in die Antarktis. Und auf genau so einer Expedition, entdeckten die Wissenschaftler ein Ei. Viel größer als ein Hühner- oder Straußenei. Vielleicht das Ei eines Urzeittieres?
Die Wissenschaftler bringen das Ei zum Grafen. Dieser hört sofort die Kassen klingen. Er engagiert Architekten, um ein großes Gebäude für das Urzeittier zu bauen, das die Besucher in Scharen anlocken und dem Grafen zu neuem Reichtum verhelfen soll. "Hier kam uns der Bau des neuen Supermarkts neben der Werretalhalle gerade Recht. Das war der perfekte Drehort", erzählt Schwartz.
Kaum war das Gebäude für das Tier fertiggestellt, will der Graf nicht mehr länger warten. Entgegen den Empfehlungen seiner Berater befiehlt er, das Ei aufzubrechen. Und wahrhaftig, bei dem Tier handelt es sich um ein kleines gelb-grünes Urzeittier. Bei dem Anblick des niedlichen Tieres ist dem im Schloss des Grafen spukenden Geistes und der Fee nicht wohl bei dem Gedanken, dass es für immer in einem Gebäude eingesperrt sein soll. So überrascht es wenig, dass das Tier schon nach wenigen Tagen ganz plötzlich aus dem Gebäude entkommt. Der Graf ist erschüttert. Doch die Raffgier des Grafen konnte auch durch diesen Streich nicht beseitigt werden. Jetzt träumt er von einem Freizeitpark.
"Es ist spannend, auf welche Ideen die Kinder kommen. Wir hatten acht Drehtermine. Jedes Mal kamen wir die erste Viertelstunde zusammen und haben überlegt, wie die Geschichte weitergehen soll. Wir lassen der Fantasie der Kinder freien Lauf und helfen nur, die Ideen zu bündeln. Und wenn mal ein kleiner Bruch in der Geschichte entsteht, dann greifen wir nicht ein. Das gehört dann einfach zum Konzept", so Schwartz.