LÖHNE

Fledermausland A30

Biologe Heiner Härtel sucht vor der Rodung in Baumhöhlen nach geschützten Arten

Der Biologe Heiner Härtel aus Lübbecke sucht im Auftrag von Straßen NRW nach Fledermäusen im Autobahnkreuz Löhne. | © FOTO: ULF HANKE

19.01.2012 | 19.01.2012, 10:15

Löhne. Der kleine und der große Abendsegler schlafen tief. Ende des Jahres haben die Fledermäuse einen ruhigen Baum angesteuert, um den Winter darin abzuhängen. Vielleicht hat die eine oder andere einen Baum im unteren Werretal an der A30 am Löhner Dreieck angeflogen. Ungewöhnlich wäre es nicht – aber blöd, denn die Bäume werden für die Nordumgehung gefällt.

Deshalb sucht der Biologe Heiner Härtel im Auftrag von Straßen NRW auf der künftigen Trasse der Autobahn nach Fledermäusen. 15 verschiedene Arten sind bisher im Werretal festgestellt worden. Alle stehen unter Naturschutz, aber nur wenige überwintern in Bäumen. Der kleine und der große Abendsegler gehören dazu.

Heiner Härtel hat mehrere Bäume vor dem Fällen markieren lassen. "Da schaue ich noch einmal genauer hin", sagt der Biologe aus Lübbecke und kämpft sich durchs Gebüsch zu einer Kopfweide. Der Baum trägt ein großes rosafarbenes Graffiti-Kreuz auf der Rinde und ist innen hohl. Das Loch könnte ein Versteck für Fledermäuse sein. Härtel steckt den Kopf in den Baum, leuchtet die Höhle mit der Taschenlampe aus und findet ein zweites Loch.

"Dieser Baum ist nichts für Fledermäuse", sagt der Biologe. Der Stamm ist zwar hohl und wäre im Prinzip ein gutes Quartier für den Winter. Doch durch das zweite Loch ist das Versteck nicht frostsicher. Die Fledermäuse würden erfrieren. "Die Tiere meiden instinktiv solche Plätze", sagt Härtel.

Auf den etwa 30.000 Quadratmetern Fläche, die im Bereich des künftigen Autobahnkreuzes Löhne gerodet werden, stehen nicht nur Erlen und Kopfweiden. Es gibt auch sehr alte Eichen am Haubach und am toten Arm der Werre. Insgesamt werden etwa 100 massive Bäume für den Bau der Nordumgehung im waldarmen Löhne gefällt. Damit dabei keine Fledermaus erschlagen wird, ist Härtel im Einsatz.

Durch kleinste Löcher schlüpfen Fledermäuse in Höhlen, die vielleicht ein Specht angelegt hat. Je älter und dicker der Baum, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, darin eine Fledermaus zu finden (siehe Kasten). Mit Beginn der Vorarbeiten zur Nordumgehung sind vor einigen Jahren tatsächlich Fledermäuse in Bäumen entdeckt worden. Allerdings in Bad Oeynhausen. "Mein Kollege hat die Tiere gefunden", berichtet Heiner Härtel und auch Tobias Fischer, Projektleiter der Nordumgehung, weiß davon.

Der Biologe hat für den Fall, dass in Löhne Abendsegler gefunden werden, ein Ausweichquartier mit dem Bielefelder Umweltamt in den Kasematten der Sparrenburg verabredet. Bei seinem Kontrollgang hat Härtel aber keine Fledermaus gefunden. Härtel: "Und auch keinen Siebenschläfer."