
Löhne. Wer es weiß, erkennt es schon mit bloßem Auge: Die mächtigen Träger der nördlichen und südlichen Abschnitte der neuen, gut 29 Millionen Euro teuren Autobahnbrücke der Nordumgehung in Löhne passen nicht richtig zusammen. Sie befinden sich nicht auf einer Höhe und, schlimmer: Sie weisen seitlich eine Abweichung von etwa 20 Zentimetern auf.
"Eine Katastrophe", sagt einer der Bauarbeiter. Die Projektleiter Tobias Fischer (Landesbetrieb Straßen NRW) und Erling Thommesen (MCE Stahlbau) wiegeln dagegen ab: "Das ist zwar ärgerlich, aber nicht spektakulär", sagt Thommesen.
Laut Tobias Fischer bewegt sich die Höhenabweichung "noch in den normalen Grenzen" des hier verwendeten, vergleichsweise flexiblen Stahls.: "Solche Abweichungen bezeichnen wir als planmäßig. Sie sind beim Lückenschluss problemlos auszugleichen."
Völlig außerplanmäßig sei hingegen die seitliche Abweichung der beiden Trägerkonstruktionen. "Die Querverschiebung beträgt etwa 20 Zentimeter und ist das eigentliche Problem", so Fischer.
Zwischen den nördlichen und südlichen Trägern fehlt mitten über der Werre nur noch ein Zwischenraum von etwa zwei Metern. Dieser muss noch mit sogenannten "Lückenschluss-Elementen" geschlossen werden. Bei der bestehenden seitlichen Abweichung ist das nun jedoch mit ganz erheblichem Aufwand verbunden. Die Brückenteile müssen mit starken hydraulischen Pressen verschoben werden, bis die Träger wieder exakt aufeinander zu laufen.
Ein solches Verschieben ist nach Darstellung von Erling Thommesen eine durchaus gängige Technik. Der MCE-Projektleiter räumt aber ein: "Bei einem Bauwerk von dieser Größe und Gewicht ist das alles in der Ausführung natürlich erheblich komplexer."
Korrektur in Planung

Die Träger sind teilweise schon angeschweißt, und zudem sind einige Segmente auch schon mit Beton zugegossen. Entsprechend hoch ist das Gewicht, das nun seitlich verschoben werden muss.
Schon seit rund einer Woche wird die Planung für die Korrektur ausgearbeitet. Thommesen hofft, dass das Verschieben noch in dieser Woche durchgeführt wird. "Für uns bedeutet dies natürlich Aufwand und Verzögerung", so Thommesen. Was die Korrektur des Fehlers kosten wird, darüber machte er im Gespräch mit der Neuen Westfälischen keine Angaben. "Der Endtermin für die Fertigstellung der Brücke im Sommer 2012 ist durch diese Aktion aber nicht gefährdet", versichert er.
"Wird wieder ausgerichtet"
Aus welchem Grund die Abweichung überhaupt zustande gekommen ist, darauf ging Thommesen gestern nicht weiter ein. Immerhin sind Bauingenieure anderswo längst in der Lage, nicht nur Brücken, sondern auch Tunnel von zwei Seiten zentimetergenau aufeinander zuzubauen.
Messfehler liegen nach Thommesens Angaben in Löhne wohl nicht vor. "Das ist normaler Bauablass", sagte er. Solche Fehler sollen nicht passieren – aber sie passieren nach seinen Worten gelegentlich trotzdem: "Das wird wieder ausgerichtet, rein technisch ist das kein Problem."
Über Kosten und mögliche Verzögerungen bei dem Bauprojekt macht sich Tobias Fischer vom Landesamt Straßen NRW keine Sorgen, wie er sagt: "Das ist Sache der Baufirma. Wir gehen davon aus, dass der vereinbarte Endtermin eingehalten wird."