LÖHNE

Gefahr für den Gasmann

Städtische Pläne zur Rekommunalisierung bereiten Westfalica-Mitarbeitern Sorgen

Andreas Klinksiek (l.), Andreas Herzberg und Christian Plogsties (r.). | © FOTO: MARTIN FRÖHLICH

03.09.2011 | 04.09.2011, 10:51

Löhne. Acht Interessenten für die Konzession der Gasleitungen in Löhne gibt es (wir berichteten). Für sieben ist die Ausschreibung eine Chance, für einen zugleich eine Gefahr. Das ist der bisherige Betreiber der Netze, die Westfalica in Bad Oeynhausen. Der dortige Betriebsrat schaut mit Sorge ins Löhner Rathaus. "Wenn wir den Auftrag verlieren, stehen viele Arbeitsplätze auf dem Spiel", sagt Andreas Klinksiek.

Die Westfalica ist nicht einer von vielen Gasversorgern und Netzbetreibern, die es in Löhnes Geschichte gegeben hat. Sie ist wohl der einzige. Seit 1955 schickt sie Erdgas in die Haushalte. In Bad Oeynhausen tut sie das schon seit über 120 Jahren.

Im Jahr 2014 läuft nun der Konzessionsvertrag aus, die Ausschreibung für den neuen läuft, die Bewerberfrist ist am 25. August zu Ende gegangen. Sieben Konkurrenten hat die Westfalica nach Auskunft des zuständigen Dezernenten Georg Busse.

Dabei machen dem Betriebsrat sechs davon wenig Sorgen - die aus der freien Wirtschaft. "Mit denen können wir uns locker messen", sind sich Andreas Klinksiek und seine Betriebsratskollegen Andreas Herzberg und Christian Plogsties sicher. Sie setzen vor allem auf den Standortvorteil: "Wir sind mit Firma und Mitarbeitern vor Ort."

"Das bereitet uns Bauchschmerzen"

Doch genau diesen Trumpf hat auch der siebte Konkurrent, die Wirtschaftsbetriebe Löhne. Auch sie haben sich um die Konzession beworben. Und sie sind eine städtische Tochter, "was uns "Bauchschmerzen bereitet", sagt Andreas Herzberg. Er könne nicht genau sagen, woran konkret er das festmache, aber "es ist eben ein ungutes Gefühl".

Wer jetzt glaubt, dass die Westfalica in der Hauptsache Gasversorger ist und der Netzbetrieb nebenbei läuft, der irrt. Laut Betriebsrat sind 50 Mitarbeiter mit Erhalt und Betrieb des Gasnetzes beschäftigt und nur 15 mit dem Vertrieb von Gas.

Geärgert haben sich die drei Männer über eine Aussage von Dezernent Busse. Der hatte im NW-Interview moniert, dass bei den Versorgern allgemein die Nähe zum Bürger verloren gegangen sei. "Das verstehen wir nicht", sagt Andreas Klinksiek. "Wir sind vor Ort, viele von uns wohnen in Löhne und wir kümmern uns intensiv um die Kunden." Andreas Herzberg schildert, dass er sogar in seinem private Briefkasten manchmal Schreiben von Kunden vorfinde. Im Löhner Rathaus gebe es eigens ein Büro von Westfalica. Er frage sich, wie die WBL das noch steigern wollten. Das Netz sei in einem guten Zustand, seit 25 Jahren habe man es stets erneuert und saniert.

Zweifelhaft finden die Westfalica-Mitarbeiter auch, ob es sich für die Stadt, die ja im Nothaushalt sei, lohne, die Netze zu erwerben. "Es geht um 250 Kilometer Rohrnetz", so Andreas Klinksiek. Veranschlage man den Meter mit einem Preis von 80 Euro, belaufe sich das auf 20 Millionen Euro. "Und an der Preisschraube kann man bei Netzentgelten nicht drehen. Die sind durch die Regulierungsbehörde festgelegt." Es sei kaum möglich, große Gewinne zu erzielen.

Dennoch herrsche Sorge um die Jobs bei Westfalica. Allerdings, darauf setzt der Betriebsrat, käme im Ernstfall Paragraph 613a des Bürgerlichen Gesetzbuches zum Tragen. Der sieht bei einem Betriebsübergang einen Schutz für das Personal vor.

Dazu Dezernent Georg Busse: "Ja, die WBL wären wie alle anderen Firmen auch an diese Rechte und Pflichten gebunden." Das könnte bedeuten, dass bei einem Erfolg der WBL in Sachen Gasnetz sich Westfalica-Mitarbeiter 2014 bei den Wirtschaftsbetrieben wiederfinden - ob sie wollen oder nicht. "Und davon abgesehen: Wo wollten die WBL sonst vor Ort Fachpersonal bekommen?", so Andreas Klinksiek.

Nur abwarten will der Betriebsrat nicht. "Wir nehmen das nicht einfach hin. Wir werden auf die Situation öffentlich hinweisen", sagt das Trio.