Kreis Herford. Krankheiten kennen keine Uhrzeit. Wer nachts ärztliche Hilfe braucht, für den gab es bislang das Versprechen seines Allgemeinmediziners: "Ich bin auch außerhalb der Sprechzeiten für Sie da." In vier Wochen ändert sich das grundlegend.
Dann tritt die neue Notfalldienstordnung in Kraft. Mit der Änderung ist auch eine neue Adresse verbunden: das Klinikum in Herford an der Schwarzenmoorstraße.
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe hat die Umstrukturierung auf den Weg gebracht. Der neue Notfalldienst soll dafür sorgen, dass das umständliche Suchen nach einem dienstbereiten Mediziner wegfällt.
Zentrale berät aus Duisburg
Hilfe gibt es zentral in der Notfallambulanz des Klinikums. Zwei Räume werden dort vom 1. Februar an außerhalb der Sprechzeiten für die Versorgung der Patienten zur Verfügung gestellt. Die Ärzte des Notdienstes und des Klinikums teilen sie sich. Nach der Sanierung des Kreisklinikums soll der hausärztliche Notfalldienst dann einen eigenen Raum erhalten.
Betrieben wird die Notfallpraxis von der Kassenärztlichen Vereinigung, nicht vom Klinikum. Eine direkte Rufnummer für Herford wird es nicht geben. Wer Hilfe braucht, wählt die zentrale Nummer (0180) 5 04 41 00. Dahinter verbirgt sich die Zentrale in Duisburg, wo geschulte Mitarbeiter den Patienten beraten.
Von dort aus können sie auch den diensthabenden Arzt hinzuschalten. Sollte der Patient gesundheitlich dazu in der Lage sein, kann er die Notfallpraxis im Klinikum selber aufsuchen.
Das geht allerdings auch ohne vorherige telefonische Anmeldung. Die Organisation des neuen Systems hat Dr. Hermann Lorenz, niedergelassener Hausarzt und Internist in Herford, übernommen. Die Vorteile der neuen Regelung beschreibt Dr. Wilfried Schnieder, Leitender Arzt in der Notfallambulanz des Klinikums: "Es ist von Vorteil, wenn Fachärzte für die weitergehende Versorgung in der Nähe sind."
"Dem Ärztemangel begegnen"
Künftig haben Patienten nun stets eine feste Adresse und eine feste Telefonnummer, an die sie sich im Notfall wenden können. "Die Rufnummer ersetzt aber nicht die 112 für den schweren Notfall", sagt Dr. Lorenz.
Hintergrund für die Neuordnung ist: "Mit der Form wollen Ärztekammer und Kassenärztliche Vereinigung dem Ärztemangel in ländlichen Gegenden begegnen", sagt Gerd Trysna, Allgemeinmediziner und Notfalldienstbeauftragter. Hier hätten niedergelassene Ärzte in der Vergangenheit zu häufig Notdienst gehabt. Die Kassenärztliche Vereinigung befürchtete deshalb einen Ärztemangel für die Region.
Das neue System soll für die niedergelassenen Ärzte aber auch Vorteile bringen. So könnten sie ihre Zeit besser einteilen und hätten verlässliche Zeiten für ihre Dienste. Nun muss jeder beteiligte Arzt rund zehn Notdienste oder Hausbesuchsdienste jährlich übernehmen.
Zwölf Arzthelferinnen wurden für die Besetzung der Notfallpraxis inzwischen eingestellt. Das neue System kostet jeden am Dienst beteiligten Mediziner jährlich rund 1.400 Euro. Bislang waren es lediglich 40 Euro pro Arzt.