Löhne. Natürlich wollen sie auch etwas von der Welt sehen und Menschen kennen lernen. Aber sie wollen mehr. Sie wollen auch helfen: Julia Kölling (19), Tatjana Roßocha (21), Maria Lorentz (19) und Kamil Babik (21) leisten ab Mitte August ein freiwilliges soziales Jahr in Lateinamerika. Sie nehmen am vom Bundesministerium für Entwicklung finanzierten Projekt "weltwärts" teil.
"Damit sind erstmals Jugendliche aus Löhne dabei", freut sich Gerd-Arno Epke vom Schulverwaltungsamt. Der Nicaraguakenner half den Jugendlichen, die bürokratischen Hürden zu meistern.
Drei der vier Teilnehmer haben gerade das Abitur gemacht. Alle drei wollen ein Jahr lang Erfahrungen im Ausland und im sozialen Dienst sammeln, ehe sie sich auf ein Studium oder eine Berufsausbildung festlegen. "Ich möchte beruflich gern etwas in Richtung Entwicklungspolitik machen", sagt Julia Kölling. Und vorher möchte sie gern einen Einblick in die Praxis vor Ort bekommen.
Auf "andere Kulturen, andere Lebensweisen, andere Sichtweisen" ist auch Maria Lorentz gespannt. Die 19-Jährige war bereits einmal für zwei Wochen in Condega, der Partnerstadt des Kreises Herford. Daher fiel ihr die Wahl für Nicaragua leicht. Was ihr an Condega gefiel? "Das ist gar nicht so leicht zu erklären", antwortet sie, "dort ist alles so anders. Die Leute sind so herzlich, sie gehen auf dich zu."
Andererseits hat Maria in Condega krasse Lebensumstände kennen gelernt: "Acht Leute, die in einem einzigen Raum in einer Blechhütte hausen, sind dort keine Seltenheit." Seither verspürt sie das Bedürfnis, diesen Menschen zu helfen, und sei es nur ein klein wenig.
Julia und Maria werden beide in Straßenkinderprojekten arbeiten. "Das sind äußerst erfolgreiche Initiativen", erläutert Gerd-Arno Epke. Dort werden Kinder und Jugendliche betreut, die keine feste Bleibe haben, die die Schule nicht mehr besuchen und die sich teils ohne jede familiäre Bindung durchs Leben schlagen. Julia Kölling wird im von der Städtepartnerschaft Kreis Herford - Condega getragenen Straßenkinderprojekt arbeiten, Maria Lorentz im von Österreich unterstützten Projekt "Fraternidad".
Etwas anders sieht der Fall von Tatjana Roßocha aus. Die 21-Jährige studiert Spanisch und Sozialwissenschaften und muss für ihr Sprachstudium ein halbes Jahr Auslandsaufenthalt nachweisen. "Über Nicaragua und Condega wusste ich schon einiges, darüber wird hier in Löhne ja viel berichtet. Ich habe Studenten kennen gelernt, die nach einem halben Jahr in Spanien oder auf den Kanaren kein bisschen besser Spanisch sprechen konnten als vorher. Deshalb will ich in ein Land, wo mir das nicht passiert", sagt sie. Tatjana Roßocha wird in Condega in der Grundschule "San José" arbeiten.
Kamil Babik, der Vierte der Freiwilligen aus Ostwestfalen, stammt aus Gütersloh. "Ich möchte mich sozial engagieren, aber ich erhoffe mir natürlich auch viele neue Erfahrungen für mich selbst", sagt er. Auch er wird im Straßenkinderprojekt arbeiten. Am Projekt "weltwärts" des Entwicklungshilfe-Ministeriums können bundesweit jährlich 10.000 Jugendliche teilnehmen, die in unterschiedlichste Länder geschickt werden.
Eine Besonderheit ist die Finanzierung: "Drei Viertel der Kosten, 450 Euro im Monat, trägt das Ministerium. Ein Viertel müssen die Teilnehmer selbst beitragen. Dabei wünscht das Ministerium, dass sie sich Sponsoren besorgen, um dieses Projekt bekannt zu machen und es auf eine breite Basis zu stellen", erläutert Gerd-Arno Epke.
Für Anfragen steht er unter der E-Mail-Adresse g.epke@loehne.de oder telefonisch unter (0 57 32) 100- 616 zur Verfügung. Ausführliche Informationen gibt es auch unter www.weltwaerts.de.