Löhne. Durch mehrere tausend kleiner Glasstücke strömt das Tageslicht in die Christuskirche in Bad Oeynhausen und erzählt den Bibelvers vom Licht der Welt. Wie Sonnenstrahlen breitet sich die farbige Helligkeit in dem Kirchenraum aus und entwirft ein Bild voll mystischer Stimmung. Besonders dann, wenn die Sonne so richtig scheint.
Gestaltet wurden die beiden großen und acht kleinen Kirchenfenster von dem Löhner Glasmaler Horst Bohatschek, dessen Arbeiten in Gotteshäusern aus ganz Deutschland für Stimmungsbilder sorgen. Besonders regional hat sich der 65-jährige Künstler einen Namen gemacht: Mit seiner Glasmalerei im Löhner Bahnhof oder in der Friedhofskapelle in Löhne Ort etwa, oder mit seinen Kirchenfenstern in sämtlichen Bad Oeynhauser Friedhofskapellen. Aber auch auf dem Bonneberg oder in Exter hat Horst Bohatschek seine Handschrift hinterlassen.
Überzeugende Farbharmonien und ein ausgefeiltes erzählerisches Element sind die Kriterien, nach denen sich der Gohfelder Künstler an die Arbeit macht. Das Glas dazu stammt aus der Glashütte Lamberts Waldgassen, einem Traditionsbetrieb, der mehr als 5 000 Farbtöne herstellt. "Und in dem für mich jeder Farbton mundgeblasen wird, den ich haben möchte", sagt Horst Bohatschek. Anders als maschinell hergestelltes Glas bieten die drei bis sechs Millimeter dicken Farbtafeln aus dem bayrischen Fachbetrieb lebendige Strukturen in der Oberfläche.
Fein säuberlich sind die großen Glasscheiben in einem Regal im Atelier des Künstlers einsortiert. Direkt neben dem Arbeitstisch, auf dem der Glasmaler die jeweiligen Formate für seine Bilder zuschneidet. Vorher fertigt der 65-Jährige einen Entwurf für seinen Auftraggeber. Dann folgt eine Zeichnung im Maßstab 1 zu 1. Wie in einem Puzzle nummeriert Horst Bohatschek später jedes einzelne Glasstück.
Danach schneidet der Künstler aus den 1 Meter mal 60 Zentimeter großen farbigen Glastafeln kleine Stücke, die er verbleit, verkittet und am Ende sogar selbst einbaut. "Indem ich auch den handwerklichen Teil meiner Arbeit selbst mache, kann ich jederzeit ohne großen Aufwand Korrekturen vornehmen", erklärt der Glasmaler den Vorteil.
Wenn das Kunstwerk fest im Fensterrahmen verkittet ist, wird es auch für den Künstler spannend: "Dann setzte ich mich ganz allein in den Kirchenraum und gucke, ob mich die Malerei überzeugt. Ob sie spannend ist und ob sie Stimmungen erzeugt. Denn der Original-Eindruck ist meist ein anderer, als das, was ich mir in der Planungsphase vorgestellt habe", beschreibt Horst Bohatschek. "Man nimmt über das Auge sehr viel mehr wahr, als über die Sprache", ist sich der Glasmaler sicher.
Nicht zufrieden ist der 65-Jährige mit dem umstrittenen Kirchenfenster seines prominenten Künstler-Kollegen Gerhard Richter, das vor zwei Jahren im Kölner Dom eingesetzt wurde. Richter hatte die Anordnung der einzelnen Farbflächen in dem Mosaik durch einen Zufalls-Generator erstellen lassen. "Als Bild würde mir die Arbeit gefallen. Aber als Kirchenfenster halte ich sie für einen völligen Fehlgriff. Denn ein sakraler Raum braucht eine Aussage", argumentiert Horst Bohatschek