Schleuserprozess vorm Landgericht Bielefeld: Zehn Angeklagte – viele aus OWL-Kommunen

Löhne/Minden/Bielefeld. Einschleusen von Ausländern, Zwangsprostitution, Geldwäsche: Dies sind die Hauptvorwürfe, die die Bielefelder Staatsanwaltschaft gegen vier Männer und sechs Frauen im Alter von 29 bis 64 Jahren erhebt. Nun müssen sich die mutmaßlichen Bandenmitglieder, von denen sechs aus Ostwestfalen stammen, vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Die Verhandlung, sollten denn alle vorsorglich angesetzten Sitzungstage benötigt werden, dürfte von den Prozessbeteiligten einige Ausdauer abverlangen: 29 Verhandlungstage hat der Vorsitzende Richter Christoph Meiring anberaumt, ein Urteil würde bei strikter Einhaltung des Plans für den 30. April des kommenden Jahres erwartet. Einiges an Ausdauer hat der Prozess bereits jetzt von Staatsanwalt Leenerd Klattenberg abverlangt – dauerte die Verlesung der Anklagesätze aus insgesamt vier Anklagen doch deutlich mehr als zwei Stunden. Hintergrund: Menschen aus Thailand ausgebeutet: Hat eine Löhnerin eine zentrale Rolle gespielt? Löhnerin soll bundesweites Netzwerk geknüpft haben Was wirft die Staatsanwalt den zehn Angeklagten vor? Spätestens 2018, so trug Staatsanwalt Klattenberg vor, entschloss sich eine heute 58 Jahre alte Frau aus Löhne, thailändische Frauen und Transsexuelle in die Bundesrepublik zu schleusen, um diese hier als Prostituierte arbeiten zu lassen. Die Löhnerin, selber thailändischer Herkunft, &bdquo;knüpfte ein Netzwerk“, so die Anklage, bestehend aus Betreibern von Thai-Bordellen im Bundesgebiet. Der Schwerpunkt lag hierbei jedoch insbesondere auf den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke. So stammen weitere Angeklagte aus Minden und Bünde. Darüber hinaus sollen zwei Männer aus Bad Oeynhausen als Fahrer und Kuriere für den Schleuserring tätig gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass in Thailand ansässige, gesondert verfolgte oder bislang unbekannte Mitglieder der Bande den zukünftigen Prostituierten Touristenvisa verschafften, mittels derer diese in die Bundesrepublik einreisten. Hier wurden die Frauen und Transmenschen auf verschiedene Bordelle verteilt, die stets der Aufsicht und Leitung einer sogenannten Puffmutter unterstanden. Dort mussten die Eingereisten die tatsächlichen oder vermeintlichen Kosten ihrer Einschleusung – die zwischen 18.000 und 36.000 Euro betragen haben sollen - mittels Prostitution abarbeiten. Darüber hinaus fielen Kosten für Lebensmittel und Hygieneartikel an, die den Schuldenberg weiter anwachsen ließen. Das eingenommene Geld teilten sich die mutmaßliche Chefin des Schleuserrings und die jeweilige Bordellbetreiberin. Lesen Sie auch: Kreis Herford als &bdquo;Rotlicht-Hochburg“: Behörden gehen gegen illegale Prostitution vor Prostituierte waren in einer wirtschaftlichen Zwangslage Ob sämtlichen Prostituierten klar war, zu welchem Zweck sie nach Deutschland gereist sind, wird die Verhandlung zeigen müssen. Fest steht jedoch, dass die Prostituierten sich in einer wirtschaftlichen Zwangslage befanden, aus der sie kaum entkommen konnten – war es ihnen aufgrund ihres Touristen-Status gar nicht möglich, eine legale Arbeit anzunehmen. Hatten Prostituierte ihre Schulden tatsächlich abgearbeitet – die Preise diktierten die Puffmütter – so war es ihnen freigestellt, weiter in den jeweiligen Bordellen tätig zu sein. Dann mussten sie entweder die Hälfte ihrer Einnahmen abgeben oder aber eine wöchentliche Miete von 500 bis 600 Euro bezahlen. Die Angeklagten ließen erhebliche Summen des derart generierten Gelds von Kurieren – in Geschenk-, Keks- oder Süßigkeitendosen getarnt – per Flugzeug nach Thailand bringen. Dort tauschten willige Helfer die Euroscheine in thailändische Baht um und zahlten sie auf die dortigen Konten der Angeklagten ein. Zum Prozessauftakt vor der X. Großen Strafkammer des Bielefelder Landgerichts erklärten die meisten der Angeklagten, zunächst zu den Vorwürfen schweigen zu wollen. Doch zeigten sich sämtliche Prozessbeteiligte offen für Sondierungsgespräche, um auf diese Weise vielleicht doch nicht erst Ende April 2026 zu einem Verhandlungsergebnis zu gelangen. Der Prozess wird am 18. November fortgesetzt. Auch interessant: Nach Razzia in Löhner Bordell: 59-jährige Frau vor Gericht

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