Reit- und Voltigier-Turnier in Löhne: Kunststücke auf dem Pferderücken

Löhne. Sonntag, 8 Uhr, Sommerferien. In ganz Nordrhein-Westfalen liegen Schulkinder noch in den Federn und genießen ihre ersten Ferientage. Nicht so in Löhne bei der Reitgemeinschaft Am Osterfeld. Dort tummeln sich schon die ersten jungen Reiterinnen mit ihren Eltern. Wie bekommt man denn die jungen Leute schon um 8 Uhr aus dem Bett? &bdquo;Wieso um 8 Uhr?“, stellt Dirk Hüske-Kraus, Vorsitzender der Reitgemeinschaft, die Gegenfrage und fügt hinzu: &bdquo;Die meisten sind schon seit 6 Uhr hier.“ Denn die Pferde müssten vorbereitet werden und auch die Reiterinnen müssten sich umziehen, warm machen und frisieren. Er selbst sei schon viel früher da gewesen. Obwohl schon eine gewisse Routine bei den regelmäßig stattfindenden Breitensport-Turnieren entstehe, sei es doch jedes Mal viel Arbeit. &bdquo;Es ist immer ein riesiger Aufwand“, erklärt Hüske-Kraus und zählt nur einige der Punkte auf: &bdquo;Zelte organisieren, Parkplatzaufseher, Sanitäter, Tierarzt und Hufschmied in Rufbereitschaft, Ausschankgenehmigung, Erlaubnis der GEMA“. Nebenbei müssten noch Listen erstellt und organisiert werden, wer, wann, wo und in welcher Disziplin geprüft werde. Nach einem späten Feierabend am Samstag rechnet der Vorsitzende damit, am Sonntag noch bis 22 Uhr mit den Aufräumarbeiten beschäftigt zu sein. &bdquo;Das ist schon anstrengend.“ Mit Blick auf die zahllosen aufgeregten Pferdefans und ihre nicht minder aufgeregten Verwandten atmet er einmal tief durch und lächelt dann. &bdquo;Aber wenn man sieht, wie viel Spaß die Kinder haben, ist es das auf jeden Fall wert“, sagt er. Und Spaß haben sie. Auch wenn sie sehr aufgeregt sind. Emma Stuke und ihre Freundin Hanna Weidisch sind schon seit Samstag auf dem Turnier. Emma hat am Vortag auf dem Schulpferd Pichu schon am Wettbewerb &bdquo;Schritt-Trab-Galopp“ teilgenommen. &bdquo;Da bin ich auf den dritten Platz gekommen“, erzählt sie und fügt hinzu: &bdquo;Das hätte ich aber noch besser machen können“. An insgesamt vier Tagen in der Woche trainiert sie bei der Reitgemeinschaft. &bdquo;Und an den anderen drei Tagen ist sie meistens auch da“, sagt Mama Caroline Stuke schmunzelnd. &bdquo;Deswegen wird es ja so lustig“ Am Sonntag ist ihre Tochter gleich bei vier Prüfungen dabei: Voltigieren in der Gruppe, einzeln und mit ihrer besten Freundin im Doppel. Am meisten freue sie sich jedoch auf den Nachmittag. &bdquo;Da mache ich mit meinem großen Bruder Finn eine Übung auf dem Holzpferd. Das wird lustig.“ Reitet Finn denn etwa auch? &bdquo;Nee“, lacht Emma, &bdquo;deswegen wird es ja so lustig“. Hanna Weidisch trainiert erst seit einem Jahr bei der Löhner Voltigiergruppe. Das wird ihr erster Auftritt. Aufgeregt? &bdquo;Ja, schon“, gibt sie zu. Aber sie ist auch stolz. &bdquo;Ich mache schon einen Schulterstand. Das ist mega geil“, strahlt sie über das ganze Gesicht. Für die Lokalreporterin stellt sich aber vor allem eine Frage: Wie kommt man denn überhaupt rauf aufs rennende Pferd hinauf? &bdquo;Da hilft am Anfang immer jemand“, kann Maike Brinkschmidt, Trainerin der Voltigierer, beruhigen. Kurz vor der Prüfung übt sie noch schnell mit den neun Mädchen ihrer Voltigiergruppe am Holzpferd und gibt noch ein paar letzte Ratschläge. Dakota erträgt den Trubel mit Fassung Die Kinder sind dabei schon herausgeputzt: die Haare streng zurück geknotet, in blauen Gymnastikanzügen mit Silber und, wie Hanna stolz erzählt, &bdquo;mit ganz viel Glitzer“. Die Aufregung ist dabei spürbar. Gebannt hängen die Mädchen an den Lippen ihrer Trainerin. Einzig und allein die dunkle Dakota mit ihrer weißen Blesse trägt den Trubel mit Fassung. Schließlich ist die Stute nicht zum ersten Mal mit dabei. Als sie schließlich an der Longe von Alisa Huse vor gespannt wartenden Angehörigen und gut gelaunten Richterinnen langsam losläuft, klappt dann alles wie am Schnürchen. Als ob sie noch nie etwas anderes gemacht hätten, absolvieren die Turnerinnen verschiedene Figuren auf dem Pferd. Am Ende laufen sie mit vor Aufregung geröteten Gesichtern Hand in Hand noch einmal zum tosenden Applaus der Zuschauer in die Halle. Womit eine weitere Frage geklärt wäre: Wie bringt man Kinder und Erwachsene gleichermaßen zum Strahlen? Eine Möglichkeit ist es wohl, sonntags zu nachtschlafender Zeit aufzustehen, um den Nachwuchs später waghalsige Kunststücke auf einem Pferd vorführen zu sehen.

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