Löhner Erdbeerbauern bekämpfen Waschbären mit schlechter Musik

Löhne. Elli-Frieda Esser hatte vor ein paar Tagen Geburtstag. Fünf Jahre alt ist sie geworden. Und hat schon ziemlich genaue Vorstellungen, wie eine reife Erdbeere sein muss. Nicht zu groß, nicht zu klein und dunkelrot. &bdquo;Unsere Erdbeeren können nicht so schlecht sein, wenn unsere Kinder sie immer noch gerne essen“, sagt Katharina Esser. Bei den Obstbauern hat die Hauptsaison begonnen. Die Erdbeer- und Himbeerernte läuft. An elf Ständen werden die Früchte in Löhne und Bad Oeynhausen verkauft, die der &bdquo;Ulenburger Landbau“ erzeugt. Auch bei Edeka Brinkmann und Petzold sowie bei Edeka Otto in Bad Oeynhausen gibt es die Ulenburger Erdbeeren und Himbeeren. Mit diesen Märkten arbeiten die Essers zusammen, weil die Märkte von heimischen Unternehmern geführt werden. &bdquo;Das passt zu unserem Konzept der regionalen Vermarktung“, sagt Katharina Esser. Die Bedingungen für die deutschen Landwirte sind nicht einfacher geworden. &bdquo;Wir müssen uns einem unfairen Wettbewerb stellen“, sagt Katharina Esser. In vielen Supermärkten werden zu deutlich günstigeren Preisen Erdbeeren aus südeuropäischen Staaten wie Griechenland verkauft. In Griechenland liegt der Mindestlohn bei 4,51 Euro. In Deutschland liegt er aktuell bei 12,41 Euro. Das zeigt ein Blick in das Portal Statista. Unfairer Wettbewerb &bdquo;Dass die Erdbeeren aus Griechenland deutlich günstiger sind, ist kein Wunder“, sagt die Landwirtin. Sie hätte auch nichts gegen 15 Euro Mindestlohn. &bdquo;Entscheidend ist, dass wir zu gleichen Bedingungen in Europa produzieren. Wir könne unsere Felder nicht nach Griechenland verlagern, so wie das Industrieunternehmen mit ihrer Produktion tun.“ Mit 20 Erntehelfern aus Rumänien und rund 50 Mitarbeitern in den Verkaufsständen hat die Hochsaison jetzt begonnen. &bdquo;Seite vielen Jahren haben wir immer die gleichen Erntehelfer. In den Ständen arbeiten überwiegend Rentner. Die sind zeitlich flexibel“, sagt Esser. An den Ständen wird der größte Teil der Ernte von den Erdbeerfeldern verkauft, die sich auf drei Hektar verteilen. Dazu komme eine deutlich kleinere Fläche mit Himbeeren. Ein kleiner Teil der Früchte wird zu Fruchtaufstrichen verarbeitet. &bdquo;Die haben einen deutlich höheren Fruchtanteil und enthalten weniger Zucker. Sie sind viel gesünder als Marmelade“, sagt Kathrina Esser. Die Frische zählt Die Landwirtin schwört auf die Frische der Erdbeeren. &bdquo;Die meisten Erdbeeren sind sechs Stunden nach der Ernte verkauft. Viel frischer geht es nicht.“ Sie rät den Kunden, die Erdbeeren direkt zu essen oder zu verarbeiten. &bdquo;Wenn jemand morgen eine Erdbeertorte machen möchte, dann sollte er die Erdbeeren nicht schon heute kaufen.“ Diese maximale Frische sei auch ein Qualitätsmerkmal. &bdquo;Wenn drei Tage alte Erdbeeren aus dem Discounter immer noch frisch schmecken, dann sollte man sich Gedanken machen“, sagt sie. Der Klimawandel stellt auch die Familie Esser vor besondere Herausforderungen. &bdquo;Starkregenereignisse nehmen zu, wenn wir Pech haben, dann kann ein Platzregen schon mal die Ernte eines ganzen Feldes zerstören“, sagt sie. Dagegen wollen sich die Ulenburger stärker schützen. &bdquo;Wir haben etwa 30 Prozent der Erdbeeren in Tunneln geschützt. Diesen Anteil wollen wir erhöhen“, sagt sie. Sämtliche Erdbeerfelder werden allerdings nicht übertunnelt. &bdquo;Dafür sind die Investitionskosten zu hoch.“ Tierische Probleme Nicht nur das Wetter sorgt für Herausforderungen. &bdquo;Wir haben auch immer größere Probleme mit den Waschbären“, sagt Ehemann Kim Marc Esser. Die Tiere, deren Bestand im Kreis Herford immer größer wird, hätten schon Planen zerstört, um an die Erdbeeren zu kommen. &bdquo;Wir lassen jetzt dauerhaft ein Radio laufen mit dem schlechtesten Sender, den es gibt“, sagt Esser mit einem Augenzwinkern. Bisher habe die Musik die Tiere davon abgehalten, in die Tunnel einzudringen. &bdquo;Den Tipp haben wir von einer unserer rumänischen Erntehelferinnen. Die haben damit in Rumänien gute Erfahrungen gemacht.“ Auch wenn die Obstbauern mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen haben: Die Wertschätzung vieler Kunden motiviert das Team. Katharina Esser berichtet: &bdquo;Neulich hat mir eine Verkäuferin erzählt, dass ein Mann zwei Schalen Erdbeeren gekauft hat. Nach kurzer Zeit kam er wieder und hat eine weitere gekauft. Der hatte schon so viele genascht, dass zu viele in der einen Schale gefehlt hätten.“

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