Rasenplatz am Mittelbach in Löhne-Gohfeld rückt näher

Löhne. Der alte Ascheplatz am Mittelbach ist in diesen Tagen kaum wieder zu erkennen. Furchen und Rillen zieren den Rotgrand, schwere Baumaschinen ziehen ihre Kreise rund um das Areal, die Flutlichtmasten sind verschwunden. Lediglich einige Ballfangnetze an den Rändern erinnern noch an den eigentlichen Zweck des Geländes. Der aber wird schon bald wieder voll und ganz erfüllt. Und das sogar deutlich nachhaltiger, als je zuvor. Denn die Arbeiten sind Teil eines wegweisenden Projekts - und lassen die Verantwortlichen vom FC Löhne-Gohfeld euphorisch in die Zukunft blicken. Lange hat es gedauert, jetzt aber wird der Traum von einem Naturrasen auf dem alten Fußballplatz in Gohfeld Realität. Wo sich mehrere Fußballer-Generationen beim Kicken einst Schürfwunden und blutige Knie zuzogen, wird das runde Leder bald über saftiges Grün rollen. Ein Novum im Kreis Herford und der näheren Umgebung. Dafür aber auch ein Vorhaben, dass nach etlichen Rückschlägen rund um bürokratische Hürden und politische Skepsis, um finanzielle Fragen und rechtliche Widrigkeiten nun in die Vollen geht. "Nachhaltiger geht es kaum" "Wir sehen hier die Arbeit von etwa einer Woche", sagt Klaus Poppensieker mit Blick auf die Fläche, auf der gefühlt kein Stein mehr auf dem anderen liegt. Der Sportvorstand vom FC Löhne-Gohfeld zeigt auf das Spielfeld, das von Bauarbeitern aufgewühlt wurde. "Modellieren" nennt er diese Arbeit. Denn um den Platz zu einem Naturrasen umzubauen, ist der Untergrund entscheidend. Angelegt sein muss er wie ein Satteldach, also zu zwei Seiten hin leicht abfallend. "Wir hatten hier aber eher die Form eines Walmdaches", sagt Poppensieker und verweist auf bisherige Neigungen in gleich mehrere Richtungen. Für die Entwässerung der künftigen Fläche mussten daher erst einmal die Voraussetzungen geschaffen werden. Überhaupt spielt das Wasser eine zentrale Rolle beim Gohfelder Rasenprojekt. Anders als bei üblichen Fußballplätzen muss etwa keine Drainage verlegt werden. "Stattdessen werden Kanäle in die bestehende Ascheschicht eingearbeitet", sagt Patrick Schirrmacher, der beim FC für wirtschaftliche Fragen zuständig ist. Dieser Schritt stehe unmittelbar bevor. Anschließend werden noch Leitungen zu einem eigens gebohrten Brunnen gelegt, der den Rasen künftig bewässern soll. "Das wird vornehmlich nachts passieren, um die Verdunstung möglichst gering zu halten", sagt Schirrmacher. Heißt im Klartext: Das gesamte Wasser bleibt auf dem Areal und wird zirkulär genutzt. "Nachhaltiger geht es kaum." Kurze Transportwege Wenn der Wasserkreislauf erst einmal steht, geht es schließlich ans eigentliche Spielfeld. Zunächst wird eine Schicht Sand verlegt. Allerdings nicht irgendeiner, wie Schirrmacher sagt. "Er muss die richtige Körnung haben, um genug Wasser durchzulassen, darf aber im Sommer nicht zu trocken zu sein." Bei einem Kieswerk in Rinteln ist der Verein nach intensiver Suche fündig geworden, von dort aus werden bald etwa 80 Sattelschlepper nach Gohfeld rollen und den Sand anliefern. "Uns war es wichtig, die Transportwege möglichst kurz zu halten", sagt Schirrmacher. Das gilt auch für die übrigen Unternehmen, die an der Umsetzung beteiligt sind. Die Gartenbaufirma Gräpel sitzt im niedersächsischen Bücken, der Bewässerungsspezialist Friesicke in Burgdorf, die Brunnenbauer der Firma Rohe kommen aus Lähden. Wobei es laut Klaus Poppensieker schon eine Herausforderung war, überhaupt Partner für ein Projekt zu finden, das in dieser Form noch relativ unbekannt ist. "Umso zufriedener sind wir jetzt mit dieser Kombination, die verstehen sich nahezu blind." Ganz Gohfeld freut sich - auch die Wirtschaft Und auch aus der heimischen Wirtschaft gibt es reichlich Unterstützung. Mit dem Holz-Atelier Schormann etwa hat der FC Löhne-Gohfeld einen großzügigen Sponsor für das Vorhaben gefunden. Und das nicht nur, weil Inhaber Christoph Schormann einst selbst am Mittelbach gekickt hat. "Uns hat vor allem der Nachhaltigkeitsgedanke imponiert, das kommt unser Firmenphilosophie recht nahe", sagt Schormann. "Wir freuen uns auf den neuen Platz und darüber, dass wir dazu etwas beitragen können." Und auch im Verein selbst ist die Vorfreude deutlich zu spüren. Laut Lukas König, Kapitän und Torwart der ersten Seniorenmannschaft, ist ein vernünftiger Platz wichtig, um im Konzert der Fußballklubs bestehen zu können. "Niemand will mehr auf Asche spielen und das Verletzungsrisiko ist bei Rasen auch geringer", sagt er, "deswegen standen wir als Team auch von Anfang hinter dem Plan." Zumal die Fußballabteilung schon jetzt ziemlich ausgelastet ist: Elf Jugend- und zwei Seniorenteams spielen in Gohfeld, dazu eine Altherrenmannschaft. "Und seit wir 2019 den Antrag gestellt haben, sind wir von 330 auf jetzt 435 Mitglieder gewachsen", sagt Patrick Schirrmacher. Im Frühjahr kann gesät werden Allzu lange warten müssen diese nicht mehr, bis sie das erste Spiel auf neuem Rasen verfolgen können. Nachdem der Sand aufgetragen wurde, kommt nur noch eine Tragschicht oben drauf. "Damit sind wir bis Jahresende durch", sagt Klaus Poppensieker. Im Frühjahr könne dann der Rasen eingesät werden. Die neuen Flutlichtmasten - ausgestattet mit LED-Leuchten mit niedrigem Stromverbrauch - werden sogar noch Ende November installiert. Kein Wunder also, dass die Stimmung am Mittelbach gut ist. "Langsam kommt Euphorie auf", sagt Patrick Schirrmacher. Wenngleich noch immer ein paar Spenden gebraucht werden könnten. Während die Spieler Tino Müller, Nils Schirrmacher und Lukas König dafür schon die Werbetrommel rühren, verweist der Vorstand auf das Spendenkonto auf dem Internetauftritt des Vereins unter www.fclg.de. Dort finden sich auch Videos von Marvin Schirrmacher, die den Fortschritt der Arbeiten dokumentieren.

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