Löhner Spielplatzstreit: Kinder gucken in die Röhre

Manchmal braucht es einen Augenöffner, um Missstände zu erkennen. Früher zum Beispiel waren Spielplätze für mich einfach nur Spielplätze. Manche größer, manche kleiner. Manche neuer, manche älter. Mittlerweile aber bin ich selbst Vater und sehe in derlei Spielflächen viel mehr: Ich sehe überquellende Mülleimer und fehlende Sitzgelegenheiten für Eltern. Ich sehe scharfkantige Betonsteine und marode Pfosten an Spielgeräten. Ich sehe Stolperfallen, ungemähte Rasenflächen, unwegsame Zugänge. Und, ja: Oft auch ein gerade mal überschaubares Spielangebot. Meine Kinder haben mir die Augen geöffnet. In Löhne aber scheint das mit den Augenöffnern etwas komplizierter zu sein. Zwar sind die Spielplätze hier in den vergangenen Wochen und Monaten verstärkt in die Kritik geraten. Allen voran am Holtkamp in Mennighüffen, wo zuletzt derart viele Spielgeräte abgebaut wurden, dass die Fläche vor Trostlosigkeit geradezu strotzt. Und auch auf anderen Spielflächen im Verantwortungsbereich der Stadt beklagen Eltern und Beobachter entfernte Schaukeln, Klettergerüste und Spielmöglichkeiten. Vor allem aber - und das eint sämtliche Beispiele im Stadtgebiet - fehlte den Betroffenen eine wie auch immer geartete Information. Zu den Abbauten an sich, zur Notwendigkeit der Maßnahme, zu etwaigen Ersatzbeschaffungen. Auf einem Auge blind Tatsächlich hat die öffentliche Auseinandersetzung um die Löhner Spielplatzpolitik gleich mehreren beteiligten Akteuren die Augen geöffnet. Dennoch wird man als neutraler Beobachter den Eindruck nicht los, als blieben sie dennoch auf einem Auge blind. Da wäre zunächst einmal die CDU-Fraktion im Löhner Stadtrat. Die scheint erkannt zu haben, dass sich aus dem Ärger der Betroffenen durchaus Profit erzielen lässt. Nahezu im Wochentakt bombardiert sie das Rathaus mit Anfragen zu einzelnen Spielplätzen und spart dabei nicht an Kritik. Zuletzt war sogar von einem "Running Gag" und einer absichtlichen Verschleierungstaktik der Stadtverwaltung die Rede. Ja, sie wirft sich für Eltern und Kinder in die Bresche. Dass sie aber im Dezember selbst dem Abbau von Spielgeräten und dem Umbau von Spielplätzen zugestimmt hat, scheint die Union dabei zu übersehen. Ebenso wie die Tatsache, dass sie seinerzeit weder konkrete Maßnahmen erfragt, noch eine Information der betroffenen Nutzer eingefordert hat. Was im Übrigen für sämtliche politischen Akteure in Löhne gilt. Neue Normen fallen nicht vom Himmel Die Stadtverwaltung selbst hat indes erkannt, dass an ihren Spielplätzen dringender Handlungsbedarf besteht. Etliche Flächen und Spielgeräte entsprachen zuletzt nicht mehr den aktuellen Anforderungen, waren zum Teil sogar in ihrer Sicherheit eingeschränkt. Dass das Rathaus daher entsprechende Maßnahmen ergreift ist nicht nur verständlich, sondern auch im Sinne der Kinder und Eltern. Verschlossen aber hat die Verwaltung ihre Augen vor der Dringlichkeit. Die neuen Normen und Vorschriften nämlich sind nicht erst gestern vom Himmel gefallen, gelten zum Teil schon seit mehreren Jahren. Dass jetzt derart viele Nachbesserungen auf einmal durchgeführt werden müssen und die schiere Menge zu Ärger führen könnte, wurde ganz offensichtlich übersehen. Entgangen ist der Verwaltung zudem die Notwendigkeit, die Öffentlichkeit in Kenntnis zu setzen. Weder die Politik noch die Nutzer wurden informiert, welche Spielplätze angegangen werden müssen, was überhaupt dort passiert und warum. Erst auf mehrmalige Nachfrage wurde eine entsprechende Übersicht vorgelegt und über Hinweise an den Spielplätzen beraten. Keine Lobby für Kinder Und die Betroffenen? Die sehen vor allem, dass die Spielplätze in ihren Quartieren momentan oft nicht mehr das gewohnte Angebot bereit halten. Sie nehmen enttäuschte Kinder wahr, die plötzlich und unerwartet vor leeren Flächen stehen und ihre Rutsche oder Schaukel nicht nutzen können. Sie erkennen auch, dass Kinder noch immer keine Lobby haben und daher offenbar auch keinen Anspruch auf Information. Was sie vermutlich nicht sehen, ist die Tatsache, dass die Stadt trotz allem viel für die Spielplatzlandschaft in Löhne tut. Mit ihrem aktuellen Vorgehen kümmert sie sich um die Sicherheit vor Ort - und das auf stolzen 35 Flächen, die in ihrer Verantwortung stehen. Zum Vergleich: Im ungleich größeren Bünde stehen gerade einmal 21 Spielplätze zur Verfügung. Mit etwas gutem Willen... Zugegeben - für Mennighüffer ist es ein schwacher Trost, wenn ihr Spielplatz ausgedünnt wird während in Gohfeld tolle Angebote zur Verfügung stehen. Vielleicht aber dient die aktuelle Debatte ja tatsächlich als Augenöffner: Der Politik beim vorzeitigen Erkennen von Missständen, der Verwaltung bei der Wahrnehmung von Bürger-Wünschen und den Eltern bei der Erkenntnis, dass ihnen niemand etwas Böses will. Mit etwas gutem Willen orientieren sich alle Beteiligten im Löhner Spielplatzstreit dann endlich an denjenigen, deren Bedürfnisse wirklich betroffen sind: Den Kindern. Denn die können einem wirklich die Augen öffnen.

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