Extremwetter: So läuft die Erdbeerernte in Löhne

Löhne. Wenn am Haus Beck ein Holzhäuschen aufgebaut wird, ist es wieder soweit: Katharina Eßer vom Ulenburger Landbau startet in die lokale Erdbeersaison. Sie heißen Elli, Clery oder Seraphine, die Ulenburger Erdbeeren, die ab sofort in Löhne, Bad Oeynhausen und herum verkauft werden. Der Hauptstand steht an der Autobahnauffahrt zur A30, an der Lübbecker Straße, geöffnet ist jeden Tag: &bdquo;Bis zu sechs Mal am Tag beliefern wir den Stand. Die Früchte kommen direkt vom Feld“, sagt Katharina Eßer lächelnd. Sie ist gelernte Gärtnerin im Fach Obstbau sowie Gartenbau-Ingenieurin und hat vor zehn Jahren den elterlichen Betrieb übernommen. Insgesamt zwölf Sorten wachsen in diesem Jahr auf den hiesigen Erdbeerfeldern. Geplant ist der Anbau so, dass die roten Früchte zu verschiedenen Zeiten reif werden. Dabei achtet Katharina Eßer darauf, die unterschiedlichen Sorten an optimalen Standorten mit passenden Böden und dem entsprechenden Produktionsverfahren zu pflanzen. Das Wasser kommt zum Teil aus dem Mennighüffener Mühlenbach. Für die Verteilung des Wassers auf den Feldern sind Tropfschläuche auf dem Boden verlegt, die die Pflanzen passgenau bewässern können. &bdquo;Auf diese Weise sparen wir 90 Prozent Wasser gegenüber einer Beregnung“, erklärt sie. Wohlfühlklima für die perfekte Erdbeere Jetzt ist die Zeit, in der die Früchte aus dem geschützten Anbau kommen. Dafür wurden auf dem natürlichen Feldboden Dämme mit jeweils zwei Reihen Erdbeeren angelegt. Fünf dieser Dämme passen in einen Folientunnel von 150 Metern Länge. &bdquo;Etwa 6.500 Erdbeerpflanzen stehen in einem Tunnel“, sagt Katharina Eßer und fährt fort: &bdquo;Hier haben wir ein Wohlfühlklima für die perfekte Erdbeere.“ Die Pflanzen tragen Früchte in verschiedenen Reifegraden und Größen. Ab fünf Uhr morgens geht es los: Die saisonalen Pflückerinnen und Pflücker prüfen die Reihen und sammeln die vollroten, unversehrten Früchte direkt in die Schälchen für den Verkauf. So kommen sie tagesfrisch zu den Verkaufsständen. Mit dem Pflücken ist die Hygiene der Erdbeerpflanzen verbunden: Neben beschädigten Früchten werden auch angefaulte Erdbeeren entfernt, damit sie die anderen nicht anstecken. Druckstellen sind unerwünscht, deshalb werden die Früchte beim Pflücken am Stiel abgeknipst. &bdquo;Auch die Verkäuferinnen und Verkäufer am Stand machen noch mal einen Qualitätscheck bei den Erdbeeren“, so Eßer. Ihre Erdbeeren sind QS-zertifiziert und kommen aus einem anerkannten Obstbaufachbetrieb. Das ist ihr wichtig und wird regelmäßig kontrolliert. 90 Prozent der Erntehelfer aus einem Dorf Selbstverständlich ist für sie, dass Erntehelferinnen und Erntehelfer genauso den Mindestlohn erhalten wie das Verkaufspersonal an den Ständen. &bdquo;Etwa 90 Prozent unserer Erntehelfer kommen aus einem rumänischen Dorf. Von dem verdienten Geld können sie dort bis zum nächsten Jahr leben“, erzählt Katharina Eßer. Die Lohnkosten haben auch den höchsten Anteil an den Produktionskosten der Erdbeeren: &bdquo;Es ist mehr als die Hälfte“, sagt sie. Und während vor zehn Jahren sich noch zwei Verkäuferinnen einen Stand teilten, rechnet Eßer inzwischen mit bis zu vier Personen pro Stand, fast die Hälfte Stammpersonal. Problematisch findet sie, dass es EU-weit weder einheitliche Mindestlöhne, noch einheitliche Umweltstandards gibt: &bdquo;Eine Schale Erdbeeren mit 500 Gramm kostet bei uns 5,50 Euro wie im Vorjahr. Der höhere Preis gegenüber Erdbeeren aus den Niederlanden oder Spanien liegt an unterschiedlichen Produktionsbedingungen und kleineren Schalen.“ Haupterntezeit für die Erdbeeren ist ab Juni. Dann kommen Freilandsorten wie Sonata, Darselect oder Lambada dazu, ab Juli Faith und zuletzt Malwina. Bis zur Ernte hat jede Erdbeersorte bis zu 20 Arbeitsschritte durchlaufen, vom Vorbereiten der Felder über das Pflanzen per Hand, die regelmäßige Pflege, dem Einsetzen der Hummelvölker für die Bestäubung. Gepflanzt werden die Erdbeeren als Jungpflanze, das passiert im Vorjahr. &bdquo;Bis zu 50.000 Erdbeerpflanzen sind auf einem Hektar verteilt und auf zehn Hektar stehen Erdbeeren“, so Eßer und fügt hinzu: &bdquo;Wir arbeiten mit Wandertunneln, wechseln alle zwei Jahre die Felder und halten den kompletten Fruchtwechsel ein.“ Sie deutet auf zwei Folientunnel hinter einem Ackerhain: &bdquo;Die Tunnel werden umgesetzt und wir pflanzen an der Stelle dort erst in 12 Jahren wieder Erdbeeren an.“ Betroffen von Klimaveränderungen Katharina Eßer bemerkt Veränderungen des Klimas: &bdquo;Extreme Ereignisse nehmen zu. In den letzten fünf Jahren haben uns drei Mal die Frühjahrsstürme erwischt.“ Gerade erst im letzten Jahr sind Folien zerfetzt worden, so dass Eßer die Tunnel öffnen musste, um weitere Schäden zu vermeiden. Im Freiland sind Sommergewitter, Starkregen oder Hagel ein Problem: &bdquo;Die Früchte tragen Macken davon, wachsen nicht mehr richtig und können dann nicht verkauft werden.“ Ihre Erdbeeren lassen die Ulenburger weiter verarbeiten, zu Fruchtaufstrich, Erdbeer-Secco, Erdbeer-Apero und Kinder-Schampus. &bdquo;Auf eine 0,75 Liter-Flasche kommen 650 Gramm Erdbeeren“, sagt Katharina Eßer und ergänzt: &bdquo;Unser Erdbeer-Aufstrich ist schon ausverkauft. Wir haben noch Himbeere.“ Denn Himbeeren haben sie auf einem anderen Feld in Folientunneln stehen. Neben Früchten für den Verkauf und Aufstrich lassen sie daraus einen Himbeergeist herstellen und erweitern dadurch ihr Angebot. Kooperationen mit heimischen Unternehmen Kooperationen gibt es mit den Löhner Bäckereien Rost und Sieveking sowie dem Herforder Unternehmen Karlchens Backstube. Verkauft werden die lokalen Erdbeeren in Löhne bei Edeka Brinkmann und Petzold, in Bad Oeynhausen bei Edeka Otto und am Marktstand Schmitz auf dem Wochenmarkt. Erdbeeren sind vielseitig: Ob pur, mit Milch oder Mandeldrink, auf Vanille-Eis oder als Quarkauflauf, im Internet gibt es unzählige Rezeptideen für die süßen Früchte. Weitere Informationen zu den Verkaufsständen, Selbstpflücker-Feldern und Öffnungszeiten über die Webseite www.ulenburger.de oder bei Instagram unter dem Namen @ulenburger_erdbeeren. Rezept: Quark-Auflauf mit Erdbeeren Zutaten für 2-4 Portionen: 500 Gramm Erdbeeren, 3 Eier (Größe M), 1 Prise Salz, 125 Gramm Zucker (oder eine Alternative), 500 Gramm Quark (hier: Magerquark), 1 TL Vanilleextrakt (wer mag), 40 Gramm Weichweizengrieß (ca. 3 EL). Zubereitung: Den Backofen auf 175 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen. Eine Auflaufform einfetten oder mit Backpapier auslegen. Die Erdbeeren vorsichtig waschen und das Grün entfernen, je nach Größe vierteln oder halbieren. Die Eier trennen. Das Eiweiß mit 1 Prise Salz steif schlagen und zur Seite stellen. Das Eigelb mit dem Zucker dickcremig aufschlagen. Quark und Vanilleextrakt gründlich untermixen, zuletzt den Grieß einrühren. Den Eischnee und 2/3 der Erdbeeren vorsichtig unterheben. Die Quarkmasse in die vorbereitete Backform streichen. Im vorgeheizten Backofen etwa 45-50 Minuten backen. Abkühlen lassen und mit den restlichen Erdbeeren servieren.

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