Gamer aus Löhne spendet 200.000 Euro für die Krebshilfe

Löhne. Seine Heimat liegt in Gohfeld, sein zweites Zuhause aber in Azeroth. Nahezu täglich ist Giacomo Curci im legendären Kosmos des Online-Spiels "World of Warcraft" unterwegs - und überträgt seine Schlachten und Abenteuer live ins Internet. Nicht weniger als seinen Lebensunterhalt bestreitet der 27-Jährige damit. Einmal im Jahr aber verzichtet der Löhner auf sein Monatseinkommen und ruft stattdessen zu Spenden für krebskranke Kinder auf. Längst ist sein "März mit Herz" weit über die Szene hinaus bekannt. Und mit dem diesjährigen Rekordergebnis dürfte sich seine Popularität durchaus noch einmal erhöhen - nicht nur bei seinen Kooperationspartnern von der Deutschen Krebshilfe. Curci dringt in eine andere Welt ein, wenn er die virtuelle Bühne betritt. Plötzlich ist er nicht mehr Giacomo aus Löhne, sondern "Metashi12", wie er sich in der Spielewelt nennt. Kameras sind auf ihn gerichtet, während er sich per Maus und Tastatur durch "World of Warcraft" schlägt. Die Bilder zeigt er in Echtzeit auf einer Internetplattform. Mehrere tausend Menschen schauen ihm dabei zu, lauschen seinen Kommentaren, lachen über seine amüsanten Bemerkungen. Und viele sind sogar bereit, ihm für derlei Unterhaltung Geld zu überweisen. "Ich habe einfach die Fähigkeit, in einer Tour zu reden", sagt Curci. "Das wird offenbar honoriert." Aus großer Kraft folgt große Verantwortung Wieviel Geld er mit der Zockerei verdient, dazu hält sich der Löhner bedeckt. Leben könne er davon aber schon, sagt er. Kein Wunder: Mehr als 180.000 Fans folgen ihm mittlerweile. Selbst in der Gaming-Szene, in der etliche Menschen ihr täglich Brot am Bildschirm verdienen, ist das eine beachtliche Zahl. Längst ist "Metashi12" ein gleichsam bekannter wie anerkannter Name. Und der Erfolg, so sagt Giacomo Curci, sporne ihn durchaus an, etwas zurückzugeben. "Ich finde, es gehört dazu, mit so einer Reichweite und Verantwortung ein gutes Vorbild zu sein", sagt er. Fünfeinhalb Jahre sind vergangen, seit Curci seine Leidenschaft für Online-Spiele erstmals mit sozialem Engagement verknüpfte. Im Oktober 2017 war er zwar noch ein kleines Licht in der Szene mit knapp 3.500 Anhängern. Von einem Event zugunsten der Deutschen Krebshilfe aber hielt ihn das schon seinerzeit nicht ab. 1.600 Euro kamen innerhalb von zwölf Stunden zusammen. Es war der Auftakt zu einer Entwicklung, die seither stetig nach oben zeigt. Als Curci 2020 die Aktion erstmals auf einen ganzen Monat ausweitete, wurden sogar 32.000 Euro überwiesen - dieses Mal explizit an die Kinderkrebshilfe. Streamer und Gaming-Musiker ziehen an einem Strang Dieser Zielgruppe ist Curci seither treu geblieben. Auch, als die Spendensumme weiter stieg - bis auf 77.000 Euro im vergangenen Jahr - ging das Geld an krebskranke Kinder. "Viele meiner Zuschauer freuen sich mittlerweile auf die Aktion und legen teilweise sogar extra Geld dafür zurück." Und auch in der Gaming-Szene selbst melden sich immer mehr Spieler, die Teil des Events werden wollen. Sie waren es auch, die in diesem Jahr für einen Rekord sorgten. Mehr als 30 Streamer beteiligten sich im März an der Spendenaktion. Mit Jan Hegenberg sprang zudem ein Gaming-Musiker auf den Zug auf und spielte zugunsten der Aktion. Das Ergebnis ließ selbst Giacomo Curci ungläubig zurück: 201.014 Euro kamen am Ende zusammen, davon gut die Hälfte von seiner eigenen Community. "Damit habe ich nicht gerechnet", zeigt sich der Löhner noch immer beeindruckt. Dass er auf diese Weise krebskranken Kindern helfen kann, mache ihn emotional, gesteht er. "Wenn ich sehe, dass so junge Menschen von so einer Krankheit betroffen sind, zerreißt es mir das Herz. Deswegen ist mir das ein so wichtiges Anliegen." Krebshilfe: "Giacomo ist einzigartig" Bei der Deutschen Krebshilfe schätzt man das Engagement des Löhners mindestens ebenso sehr. Zwar gebe es immer mal wieder Gamer, die Spenden sammeln, sagt Silvia Schuth von der Abteilung Fundraising und Marketing der Krebshilfe. "Aber Giacomo sticht da schon allein durch seine Treue und Regelmäßigkeit deutlich heraus." Dass Curci auf sein eigenes Einkommen verzichte, sei zudem aller Ehren wert. Fast noch wichtiger sei aber der Umstand, dass er mit seiner Aktion überhaupt auf das Thema Krebs aufmerksam mache - insbesondere bei seinen Zuschauern, die meist eher jüngeren Semesters sind. "Das ist für uns eine wichtige Zielgruppe", sagt Schuth. Vom Erfolg der aktuellen Aktion zeigt sie sich dennoch verblüfft. "Dieses Ergebnis", so sagt sie, "ist einfach Wahnsinn." Insbesondere für die Forschung werde in der Kinderkrebshilfe viel Geld benötigt, oft verschlingen einzelne Vorhaben schon mal sechsstellige Beträge. "Da kann man sich vorstellen, was für einen Beitrag Giacomo da leistet", sagt Schuth. Zudem finanziere die Krebshilfe auch Kinderstationen oder den Bau von Elternhäusern. "Insofern sind wir begeistert und dankbar, dass er und seine Community so viel für uns tun." "Ich will auf keinen Fall damit aufhören" Eine Erklärung für diesen Zuspruch fällt Curci nicht leicht. Vielleicht liege es an eigenen Erfahrungen seiner Zuschauer, vielleicht an der gestiegenen Aufmerksamkeit für das Thema. Auch die "positiven Emotionen" könnten eine Rolle spielen: "Bei all den Krisen und schlechten Nachrichten geben solche Lichtblicke vielleicht Anlass zur Hoffnung auf etwas Gutes." Silvia Schuth hat aber noch eine andere Erklärung. "Giacomo schafft es einfach, andere zu begeistern und nimmt eine Menge auf sich", berichtet sie. "Da hat er plötzlich einfach angekündigt, sich seinen stattlichen Vollbart vor laufender Kamera abzurasieren, wenn 100.000 Euro zusammen kommen. Und schon kurze Zeit später war das Ziel erreicht. Die Leute wollten das einfach sehen." Dass Curcis Spendenprojekt auch im nächsten Jahr eine Fortsetzung finden wird, das ist schon jetzt sicher - auch wenn es schwer wird, das diesjährige Ergebnis noch zu toppen. "Ganz ehrlich: Das muss ich gar nicht. Auch wenn in Zukunft weniger rumkommt, will ich auf keinen Fall damit aufhören." Ein Statement, das etliche krebskranke Kinder sicher gerne vernehmen.

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