2G im Einzelhandel sorgt für Kritik und Mehraufwand

Löhne. Wer shoppen gehen will, muss seit Samstag geimpft oder genesen sein. Der Einzelhandel muss jeden Kunden auf einen 2G-Nachweis überprüfen, bevor ihnen der Zutritt gewährt wird. Ausgenommen sind Geschäfte des täglichen Bedarfs. Für die Löhner Händler haben die ersten Tage mit der strengeren Regelung meist gut geklappt. Dennoch gibt es auch Kritik. "2G im Einzelhandel begrüße ich grundsätzlich, weil es zur Eindämmung des Infektionsgeschehen beitragen kann und wird. Was ich nicht begrüße, sind die vielen Ausnahmeregeln, die für sehr viele Branchen gelten und die eine massive Benachteiligung von bestimmten Branchen mit sich bringt", sagt Rainer Döring aus Löhne. Er betreibt mehrere Elektronik-Märkte im Kreis. "Man definiert bestimmte Branchen als systemrelevant, aber nicht bestimmte Sortimente. Das ist das Problem. Wenn ich eine Waschmaschine hier im Hause anbiete, muss ich mich der 2G-Regel unterwerfen." Ein Kunde, der in einem großen Verbrauchermarkt mit genau dem gleichen Sortiment einkaufe, brauche das nicht. Das sei unverhältnismäßig und willkürlich. Döring sei enttäuscht, dass es der Politik nicht gelungen sei, nach mehr als 18 Monaten, eine plausible, nachvollziehbare Antwort zu finden. "Ich finde, wenn nur bestimmte Branchen Sonderopfer für die Gemeinschaft zu leisten haben, dann muss das einen Einfluss auf die Hilfen des Staates haben. Und die Hilfen müssen möglichst unbürokratisch genutzt werden können." 2G-Kontrollen klappen gut Kontrolliert werde bei Expert direkt am Eingang. Beschwerden von den Kunden habe es bisher "erfreulich wenig" gegeben. "Die Kunden haben überwiegend Verständnis. Sie begrüßen es auch, wenn ordentlich kontrolliert wird." Der Löhner befürchtet jedoch, dass das Weihnachtsgeschäft durch die verschärfte 2G-Regel belastet wird. "Für die Branchen, die mit 2G zu kämpfen haben, entsteht erhöhter Personalaufwand durch die Kontrolle." Hinzu komme, dass es den ein oder anderen Kunden stören werde, wenn er sich dieser Kontrolle unterziehen muss. Dies bestätigt Birgit Horndasch, Inhaberin des Modegeschäfts Laden 153 in Mennighüffen. Obwohl die 2G-Kontrollen bisher "super geklappt" haben, gebe es einige wenige Ausnahmen, die Unverständnis für die Regelung gezeigt haben. "Dabei können wir nichts dafür, wir setzen nur um, was die Regierung vorschreibt", sagt Horndasch. Im Laden 153 sind die Schichten nun doppelt besetzt, damit immer ein Mitarbeiter die Kontrolle der Kunden am Eingang übernehme. Bislang habe die Händlerin keinen Einbruch der Besuchszahlen erkennen können. Eine Prognose für die kommenden Wochen sei trotzdem schwierig. "Ich glaube schon, dass 2G im Moment bei diesen Inzidenzzahlen sinnvoll ist. Ich möchte nicht, dass in meinem Laden jemand angesteckt wird", sagt Horndasch. Für Felix Möhle, stellvertretender Geschäftsführer des Unternehmens Möhle Schlafkultur, kam die 2G-Verschärfung "relativ überraschend". Für das Geschäft in der Lübbecker Straße ist die Regel im Weihnachtsgeschäft mit Mehraufwand verbunden. An der Tür müssen Einlasskontrollen durchgeführt werden. "Das ist nicht mehr ganz einfach, aber wenn die Leute ein bisschen Verständnis haben und ein, zwei Minuten warten, dann kriegt man das auch geregelt." Ein Schild im Eingang weist Kunden darauf hin, vor der Tür auf Einlass zu warten und ihren 2G-Nachweis und Personalausweis für den Einlass bereit zu halten. "In 95 Prozent der Fälle klappt das dann sofort." "Es ist nicht gerade verkaufsfördernd" "Das ist eine Katastrophe für den Einzelhandel", findet Guido Röhr, Inhaber des Mode- und Accessoires-Geschäfts Röhr & Sohn an der Lübecker Straße. Für ihn ergibt die 2G-Regel keinen Sinn, da etwa im Lebensmittelhandel nicht kontrolliert werde. "Die Hysterie schwappt für mich über. Ich bin aber dankbar, dass sie nicht auf die Idee gekommen sind, die Geschäfte wieder zu schließen." Konflikte mit den Besuchern habe es bislang nicht gegeben. Dennoch beobachtet Röhr, dass weniger Kunden in die Städte kommen. Er selbst war als Kunde in Gütersloh unterwegs und sei erschrocken gewesen, wie leer die Geschäfte und der Weihnachtsmarkt waren. "Es ist nicht gerade verkaufsfördernd." Wer drei Ausweise ziehen müsse, um etwas zu kaufen, gehe letztendlich doch zu Amazon und Co. Noch habe er Hoffnung für das Weihnachtsgeschäft, "wenn nicht alle zu ängstlich zum Einkaufen sind." Silke Hohnen, Inhaberin des Geschäfts Classictrends an der Lübbecker Straße, bleibt bislang entspannt und will das Weihnachtsgeschäft auf sich zukommen lassen. "Es ist ja eh nicht zu ändern." Sie glaubt nicht, dass es durch 2G in ihrem Geschäft zu Einbußen kommen wird. "Ich hätte gesagt, dass an die 100 Prozent meiner Kunden geimpft sind." Die ersten Tage mit 2G liefen "einwandfrei": "Dass es so problemlos läuft, hätte ich gar nicht gedacht", sagt Hohnen. Die Kunden seien informiert, blieben an der Tür stehen und zeigten ihre Zertifikate vor. "Da geht die Welt nicht davon unter", und 2G sei besser als ein ganzer Lockdown, die meisten seien geimpft. "2G-Plus wäre eher das Problem. Das rechnet sich dann einfach nicht mehr, weil sich zu wenige dann Testen lassen."

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